(GZ-18-2024 - 26. September) |
Herbst des Missvergnügens |
Grüner Strom, Wärmepumpe und Elektromobilität: Die Blütenträume des Frühlings verfliegen wie jetzt das Laub der Bäume. Pino, der Rathauskater, prophezeit uns einen wirtschaftlichen „Herbst des Missvergnügens“. |
Jetzt ist er da, der Herbst und hat uns ziemlich kalt erwischt. Ganz im Süden hat er sich mit Dauerregen eingeführt, in den Bergen mit Schnee. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen gehen runter, die Stimmung trübt ein. Wirtschaftlich gesehen könnte es ein veritabler Herbst des Missvergnügens werden. Stichwort Superfabriken: Im Frühjahr jagte eine Nachricht die andere, wo in der Republik jetzt überall Chipfabriken aus dem Boden schießen werden, um Deutschland und Europa unabhängig von fragilen Lieferketten aus Übersee und China zu machen. Im Herbst verfliegen die Blütenträume wie das Laub der Bäume. Die Mega-Fabrik in Magdeburg wird um zwei Jahre verschoben, was bei den kurzen Innovationszyklen in diesem Feld einer Aufgabe des Projektes gleichkommt und von der Ansiedlung im Saarland hört man gar nichts mehr. Stichwort grüner Strom: Da rissen die Jubelmeldungen nicht ab, wie rasant der Anteil des nachhaltig aus Sonne und Wind erzeugten Stroms steige und steige. Das Auswärtige Amt meinte sogar, der Weltgemeinschaft und vor allem den Energiejunkies aus den USA via Presseerklärung mitteilen zu müssen, dass Deutschland die Hälfte seiner Energie (sic!) regenerativ produziere. Das wäre ein schöner Erfolg, den das Land zu einem Gutteil auch Privatleuten, Bauern und Kleinunternehmern verdankt, die auf ihre Haus-, Scheunen- und Werkstattdächer fleißig Solarmodule montieren. Aber jetzt merkt die Regierung, Mist, der Strom wird zwar produziert, aber nicht gespeichert und deshalb überlastet er die Leitungen. Konsequenz? Man diskutiert über ein Ende der Solarförderung für kleine Anlagen und würde die Energiewende damit abwickeln. Stichwort Wärmepumpe: Der Markt ist zusammengebrochen, weil diese auch da nicht eingebaut werden, wo sie sinnvoll wären. Wenn überhaupt noch gebaut wird. Stichwort Elektromobilität: Elektroautos sind in Deutschland so beliebt wie Fußpilz, die Absatzzahlen brechen ein. Auf EU-Ebene hat man die Lösung – Importzölle auf chinesische E-Autos, die aber kaum gekauft werden. Bei uns sind immer noch Tesla, BMW, VW und Opel Zulassungs-Kings. Zurückzuführen ist der E-Auto-Blues auf zwei Faktoren: Nicht genügend Ladesäulen und eine erratische Förderpolitik. Zwar gibt es 125.000 Ladepunkte für E-Fahrzeuge in Deutschland, gebraucht würden aber noch 400.000 mehr. Schauen Sie sich das öffentliche Ladenetz in Ihrer Umgebung an und bedenken Sie, dass in Bayern das Netz bundesweit am dichtesten ist. Dann ist klar, dass Teile der Republik ladefreie Zonen sind. Ausgerechnet jetzt, da der Ausbau der Ladeinfrastruktur superdringlich wäre, geraten darauf spezialisierte Firmen in finanzielle Schieflage oder gehen schlicht pleite. Ein Wahnsinn. Die Förderpolitik des Bundes ist erkennbar dem Muster eines Hochseeschiffs bei starkem Wellengang nachempfunden. Zunächst eine großzügige Förderung für alle, auch Hybride. Dann Stopp der Förderung für Hybride. Dann Stopp der Förderung für betrieblich genutzte Fahrzeuge. Dann nichts mehr für alle. Jetzt soll dann wieder eine großzügige Förderung für Dienstwagen kommen. Und/Oder eine Tauschprämie von Verbrenner zu Elektro. Da schwirrt einem der Kopf. Unter diesem Stop-and-Go leidet ja nicht nur die Autoindustrie. Beispiel Ladesäulen: Da wurde eine Förderung für private Ladesäulen aufgelegt, die so knapp bemessen war, dass sie am ersten Tag der Freischaltung des Portals überzeichnet war. Sie wurde nicht fortgeführt, weil sie nur Besserverdienenden mit eigenem Dach zugutekam (ja wer soll sonst Ladesäulen bauen?). Beispiel Energieberatung: Die Gutachten von Energieberatern zur Vorbereitung einer Haussanierung werden gefördert. Die Förderung wurde aber über Nacht halbiert. Die Förderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren bzw. die daran geknüpften Bedingungen wechseln so rasch, dass niemand darauf eine solide Kalkulation und Planung aufbauen kann. Folglich baut nur der, der es sich auch ohne Förderung leisten kann und nimmt halt mit, was er kriegt. Bei all dem Chaos hoffe ich nur, dass G. B. Shaw am Ende Recht hat: „Der Nachteil der Intelligenz ist, dass man ständig gezwungen ist, dazuzulernen.“ |
Ihr Pino
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