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(GZ-6-2024 - 14. März)
Pinos Welt
 

Der Jugend eine Lobby!

Pino, unser Rathauskater, bezweifelt, dass der heutigen Gesellschaft das Wohlergehen der jüngeren Generation am Herzen liegt. Anders seien für ihn weder BAföG-Reform noch Generationenkapital erklärbar.

Es ist ja klar, dass aus Sicht einer Katze die Menschen manchmal sehr sonderbare Verhaltensweisen an den Tag legen. Ich denke da heute zum Beispiel an das Verhältnis zum Nachwuchs. Arterhaltung und Fortpflanzung ist ja im Tierreich die Triebfeder des Lebens schlechthin. Dabei gilt: Für den Wurf wird gesorgt, bis er auf eigenen Pfoten stehen kann und dann Tschüss.

Bei den Menschen habe ich das bisher immer etwas anders beobachtet. Da endet die Fürsorge nicht, wenn die Jungen auf eigenen Füßen stehen. Man besucht sie weiterhin, fragt am Telefon nach dem Befinden, macht teilweise aufwändige Geschenke zu allen möglichen Anlässen, feiert mit ihnen und betreut sogar deren Nachwuchs, wenn die Jugend mal ausgehen will. Doch diese rührende Sorge ist auf die eigenen Nachkommen beschränkt. Sobald es abstrakt um die Zukunft oder das Wohlergehen der jüngeren Generationen als solche geht, kümmert sich die Gesellschaft kein bisschen mehr.

Beispiel BAföG-Reform. Die Ausbildungsförderung für Schüler und Studenten soll sicherstellen, dass junge Menschen sich unabhängig von den Einkommensverhältnissen der Eltern die Zeit für eine hochwertige Ausbildung nehmen können. OK, eine gute Ausbildung ist wichtig für einen selbst, aber die heutigen Schüler und Studenten halten später einmal als Techniker, Ingenieure oder Ärzte die Gesellschaft am Laufen. Seit Jahren ist unbestritten, dass die BAföG-Sätze zum Leben – vor allem in teuren Städten – viel zu gering sind. Werden sie also demnächst erhöht, sagen wir um 12 Prozent wie das Bürgergeld? Nein. Zwar bekommen zukünftig Studienanfänger ein Startgeld von 1.000 Euro, aber das mutet eher wie eine Maßnahme an, die dafür sorgen soll, dass ein paar Millionen Steuergelder sinnlos unters Volk gebracht werden. Was will man schon mit einem Tausender anfangen? Das reicht nicht mal für die Kaution für eine Bude. Fakt ist: Das Bürgergeld für Transferempfänger, also Leute, die keinen Beitrag für das Gemeinwesen leisten, steigt um 12 Prozent, der BAföG-Satz für diejenigen, die eine gute Ausbildung wollen, bleibt gleich.
Generationengerecht?

Stichwort Generationenkapital: In Zukunft macht der Bund Schulden, die er dann auf dem Kapitalmarkt, zum Beispiel in Aktien, investiert und will mit den Erträgen die gesetzliche Rentenversicherung bezuschussen, damit sie zukünftig Renten in einer Höhe auszahlen kann, die angesichts der sprunghaften Zunahme der Rentenberechtigten gegenüber der sinkenden Zahl der aktiv im Erwerbsleben Stehenden utopisch hoch sind. Pferdefuß: Die Rendite aus der Aktienanlage muss zunächst mal so hoch sein, dass die Zinszahlungen abgedeckt werden. Gelingt das nicht, müssen die künftigen Steuerzahler, also die Jungen von heute, die Zinslast tragen. Sie müssten aber auch die Steuerzuschüsse zur Rentenversicherung tragen, hätte man das Generationenkapital nicht eingeführt.

Sie sind also in jedem Fall die Gelackmeierten, weil nicht an den Leistungen für die Älteren gespart wird, sondern die Jungen belastet werden. Nun soll jeder und jede im Alter gut und sorgenfrei leben, gar keine Frage. Aber warum hilft man den Leuten nicht, selbst für das Alter vorzusorgen? Hört man Vertreter*innen (sic!) der Jusos oder Grünen Jugend zu, so sind Kapitaleigner Gottseibeiuns und Beelzebub in einem. Dabei könnte im Laufe eines Berufslebens angesammeltes Kapital (also richtig verdientes Geld, nicht vom Staat gepumptes) einen Beitrag zur Sicherung des Lebensstandards im Alter bieten. Kapital anzusammeln ist aber schwer, da die Erträge bei uns mit 25 Prozent besteuert und nur 1.000 Euro pro Jahr steuerfrei gestellt werden. Als die Sozialdemokraten noch einem Aufstiegsversprechung anhingen, haben sie in den 70er Jahren den Gedanken der Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand propagiert. Etwa durch vermögenswirksame Leistungen vom Arbeitgeber, die steuerlich begünstigt oder mit staatlichen Prämien dauerhaft zur Vermögensbildung angelegt werden konnten. Wissen Sie, wieviel vermögenswirksame Leistungen ein Beamter bekommt? 6,65 Euro im Monat, also 79,80 Euro pro Jahr, was 3.192 Euro nach 40 Dienstjahren ergibt.

Generationengerecht? Irgendwie haben die jungen Leute bei uns keine Lobby. Gilt der Satz von Salvador Dalí noch: „Das größte Übel der heutigen Jugend besteht darin, dass man nicht mehr dazugehört?“

Ihr Pino

Pino

 

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