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(GZ-4-2024 - 15. Februar)
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Franz Beckenbauer gehört in die Walhalla

„Wer wenn nicht Franz Beckenbauer, der ‚Bub aus Giesing‘, der im Fußball Überragendes geleistet hat, der als Botschafter des Sports und des Landes in aller Welt angesehen ist, hätte einen Platz in der Walhalla verdient“, meint Pino gemeinsam mit Prof. Dr. Gerhard Sabathil.

Unsere Zeit ist doch seltsam orientierungslos. Jede gesellschaftliche Gruppe schart sich um eine für andere wenig anschlussfähige Idee, Leitfiguren oder Vorbilder erreichen einen immer enger werdenden Kreis von Anhängern oder Followern, die dann aber umso fanatischer ihr Idol anhimmeln. Sogar bei den Feindbildern hat sich etwas bemerkenswert verschoben. Früher war für die Mehrheit der Kommunismus oder „der Russe“ das Feindbild und für die extreme Linke Amerika. Heute wetteifern die extremen Linken mit dem extremen Rechten, wer Putin mehr Gas abkaufen will, um seinen Angriffskrieg auf die Ukraine zu finanzieren.

Doch plötzlich, vor ein paar Wochen, kam eine Nachricht auf die Timeline, die irgendwie die ganze Republik zusammengebracht hat: Franz Beckenbauer ist tot.

Dann kamen sie, die Nachrufe auf den letzten Kaiser von Deutschland, auf die Lichtgestalt, den Fußballgott. Es hat niemanden unberührt gelassen. Die Boomer sind mit ihm aufgewachsen und haben sich – soweit männlich – alle von ihrer Mutter die legendäre „5“ auf das Fußballtrikot nähen lassen. Die ihn nicht mehr aktiv als Spieler erlebt haben, kannten ihn als unermüdlichen Lobbyisten für Deutschland, der das Sommermärchen 2006 in unser Land gebracht hat. Wer sich noch erinnert: Das erste Mal seit Jahrzehnten waren die Deutschen so kindlich unbeschwert stolz auf ihr Land, wie sonst nur Franzosen, Italiener oder Amerikaner. Den deutschen Dreifarb (Trikolore) gab es als Autostandarte zum Einklemmen im Fenster und als Überzug für die Seitenspiegel. Und die Jüngeren? Keiner, der sich für Fußball interessiert (und das sind ja Millionen männliche wie weibliche Fans) kommt bei Zusammenfassungen früherer Turniere am Namen Franz Beckenbauer vorbei.

Somit hat der kürzlich bekannt gewordene Vorschlag des früheren EU-Diplomaten Prof. Dr. Gerhard Sabathil wirklich Charme, Franz Beckenbauer in die ehrwürdige Reihe großer Teutscher in die Walhalla bei Regenstauf aufzunehmen und in Form einer Büste zu ehren.

Das mag zunächst etwas befremdlich wirken, haben die Menschen der Gegenwart doch keinen rechten Bezug mehr zu Ehrungen. Die Walhalla ist sicher immer noch ein Top-1-Ziel für Familienausflüge, aber doch mehr wegen der spektakulären Aussicht, der einmaligen Lage hoch über der Donau und der realistischen Aussicht auf ein leckeres Weltenburger Bier im Biergarten. Welcher Vater geht mit seinem Sohn noch die Reihen ab und erläutert die Leistungen, die hinter den Büsten stehen? Welche Mutter sucht mit ihrer Tochter die kleine Zahl von Frauen auf, die in die Walhalla gelassen wurden? Solcherart Bildungstourismus ist out.

Aber dies ist das erste Argument, warum Franz Beckenbauer in die Walhalla gehört. Mit ihm als populärem Sportler könnte mal wieder der Sinn und Zweck des Denkmals sichtbar werden, nämlich Leistungen, die der Erinnerung der Nachwelt würdig sind, durch die Ehrung der Menschen, die sie vollbracht haben, im kollektiven Gedächtnis zu halten.

Das zweite Argument lautet, dass auch ein Ruhmestempel wie die Walhalla mit der Zeit gehen muss. Wer wäre also für die Ehrung geeigneter, als der Bub aus Giesing, der als begnadeter Ballkünstler in der in Deutschland populärsten Disziplin Überragendes geleistet hat, als Botschafter des Sports und des Landes in aller Welt angesehen ist und damit die Walhalla von der Aura des Elitären befreien und popularisieren könnte?

Aber natürlich, Franz Beckenbauer war Lichtgestalt, doch wie sagt Goethe in seinem Götz so treffend: „Wo viel Licht, da ist auch starker Schatten“. Er war ein Mensch in seinem Widerspruch, fehlbar wie jeder und wie jeder leicht mit der moralischen Keule zu erschlagen, die heutzutage so gern in den sozialen Medien geschwungen wird. Aber welche der Teutschen in der Walhalla waren nur rein, gut, edel und der Versuchung widerständig? Georg von Frundsberg etwa, der in der Walhalla und der Ruhmeshalle in München geehrt wird, war einfach ein Söldnerführer und Schlagetot. Vorbild? Echt jetzt?

Lassen wir zum Schluss einen anderen Fußballer und Trainer, Aimé Jacquet, zu Wort kommen: „Sport heißt, über sich selbst hinauszuwachsen“.

Ihr Pino

Pino

 

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