(GZ-12-2023) |
Pino, wo bleibt das Positive! |
Unser Rathauskater Pino liest natürlich die GemeindeZeitung aber auch die Heimatzeitung und grübelt darüber, warum manche Menschen regelrecht nachrichtenmüde geworden sind. Vielleicht kostet es einfach zu viel Überwindung in diesen Zeiten Nachrichten zu konsumieren? |
Ich freue mich, Sie heute wieder bei dieser Kolumne begrüßen zu dürfen. Sie sind auf der vorletzten Seite der GemeindeZeitung angelangt und haben sich in den letzten Minuten umfassend über das kommunale Geschehen in Bayern informiert, für Sie relevante Informationen aufgenommen und sind nur flüchtig über einen Artikel gehuscht, wenn das Thema für Sie nicht relevant war. Klassischer Medienkonsum also, wie Sie es mutmaßlich auch mit Ihrer Heimatzeitung oder zusätzlich noch einer überregionalen Publikation tun. Für mich ist diese Art Mediennutzung eine der unverzichtbaren Säulen der Demokratie, denn so bleibt der am demokratischen Prozess beteiligte Mensch informiert, kann sich eine fundierte Meinung bilden und mitreden. Interessanterweise stören sich die meisten Menschen nicht daran, dass Nachrichtensendungen oder Zeitungen meist nur Negatives zu berichten haben. Das hat wohl evolutionäre Gründe: Die frühen Menschen waren darauf angewiesen, ihre Umwelt so wahrzunehmen, dass sie Gefahren schnell erkennen konnten. Diese Art der Informationsverarbeitung, also von Nachrichten über Gefahren oder drohendem Ungemach, gehört somit in die menschliche DNA, auch wenn schon Erich Kästner in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Sehnsucht der Menschen nach dem Positiven zu thematisieren wusste. Aber in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts scheint es ein anderes Problem zu geben: News avoidance. Ja, verehrte Sprachpuristen, alles muss einen englischen Ausdruck haben – vor allem weil es sich um ein globales Phänomen handelt. Auf Deutsch könnte man es wohl nachrichtenmüde nennen oder den Hang zur Vermeidung, Nachrichten zur Kenntnis zu nehmen. Nur die Hälfte der erwachsenen Deutschen ist sehr an Nachrichten interessiert, so der Digital News Report 2023, nochmals 5 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. 10 Prozent der Befragten versuchen sogar aktiv, Nachrichten aus dem Wege zu gehen, stecken also den Kopf in den Sand und wollen nicht wissen, was um sie herum vorgeht. Tatsächlich scheint es vor allem darum zu gehen, Nachrichten zu vermeiden, die Angst machen oder einen runterziehen. In den letzten Jahren haben Menschen vor allem Nachrichten zu Covid und allem drum herum vermieden. Heute sind es wohl vor allem Nachrichten zum Ukrainekrieg und die Folgen. Gut, manchmal kostet es schon Überwindung, Nachrichten zu konsumieren. Etwa bei den Sendungen ‚heute‘ und ‚tagesschau‘, die immer noch rüberkommen wie die ‚Aktuelle Kamera‘ in Farbe, auch wenn die Moderator*innen (gendern obligatorisch) manchmal stehen oder sich bewegen. Der Verkündungsstil ist jedenfalls nordkorealike, auch wenn die nordkoreanischen Sprecher glänzende Augen bekommen, wenn sie über Kim Jong-un sprechen, während den deutschen die Worte Olaf Scholz so teilnahmslos über die Lippen kommen, wie der genannte regiert. Statt nach Nachrichten zu suchen, landen viele lieber bei so genannten Influencern im Netz, die fleißig die eigene Meinungsblase bedienen und in Dauerschleife Selbstvergewisserung betreiben. Einige, wie der blaue Rezo, werden selbst zur Nachricht und dann wird es schon fast kabarettistisch. Leute, man kann sich auch seriös und unterhaltsam informieren. Stichwort Zeitungen, die neben den ernsten Themen immer auch was zum Schmunzeln im Programm haben. Vor allem aber haben sie Hintergrund. Denn Nachrichten können Angst machen, ja. Aber doch vor allem, wenn man sie nicht einordnen kann, wenn man nur die Nachricht, nicht aber auch die Fakten dahinter geliefert bekommt. Also: Ein Hoch auf die Zeitung und die Nachrichtenmagazine! Zum Schluss noch ein Tipp von Jörg Thomann, der für eine große Frankfurter Sonntagszeitung regelmäßig die Woche aus Sicht der Klatschpresse Revue passieren lässt, für alle, die Nachrichten vermeiden, weil sie ihnen Angst oder schlechte Laune machen: „Lesen Sie regelmäßig die Herzblätter. Angst machen uns nämlich im Grunde nur Nachrichten, die wahr sind, und das ist in den Herzblättern ja recht selten“. |
Ihr Pino
Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen? |