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(GZ-11-2023)
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Haus- und Nutztiere haben keine Lobby

Warum darf der Wolf metzeln, während der Schlachter 1001 Vorschiften zu beachten hat? Unser Rathauskater Pino ergreift Partei für die Haus- und Nutztiere. Und ja, Lobbyismus ist schließlich auch immer Eigennutz.

Sie gestatten mir sicher, dass ich mich heute als Lobbyist für eine gute Sache zur Verfügung stelle. Lobbyisten sind derzeit ja schwer in Mode und haben – wenn die Sache, um die sie sich bemühen nur als gut und edel angesehen wird – keinen gar so schlechten Ruf mehr. Dabei war Lobbyist mal ein Schimpfwort, angeblich geprägt vom US-Präsidenten Ulysses S. Grant, der sich in der Lobby eines Washingtoner Hotels, in der er Zeitung zu lesen und Zigarren zu rauchen pflegte, immer öfter umringt von fremden Leuten sah, die ihm irgendein Anliegen ins Knie schrauben wollten.

Heute ist Lobbyist fast ein Ausbildungsberuf, es gibt Lobbyregister und eine LobbyControl, die als Lobby der Lobbykritiker auftritt. Aber nicht alle Anliegen, die es wert wären, vertreten zu werden, haben eine starke Lobby, so dass ich heute für eine Gruppe in die Bresche springen will, die sehr vielen, die auf der guten, grünen, naturschützenden Seite des Meinungsspektrums stehen, völlig Wurst zu sein scheint: Die Haus- und Nutztiere.

Gut, in dem Thema Haustiere bin ich natürlich auch drin, aber das soll mich nicht stören, denn Lobbyismus und Eigennutz sind ja bekanntlich verschwägert. Außerdem, wenn die Situation außer Kontrolle gerät, werden in Zukunft vielleicht nicht nur Schafe, Ziegen und Kälber zu Opfern, sondern auch Katzen und andere Schmusetiere.

Ich spreche ganz konkret von dem Hype, der derzeit um Wolf und Bär gemacht wird, denen wohl nach dem Willen der Natur- und Umweltschützer im Ergebnis Feld und Wald zur freien Verfügung überlassen werden soll. Das Nachsehen haben die genannten Weidetiere und tragischerweise am Ende auch der Mensch. In Italien hat eine Bärin ja bereits einen Jogger getötet.

Nun zu Tabubruch Nr. 1: Gerichtsschelte. Die italienischen Behörden haben den Abschuss der Bärin angeordnet, die noch dazu mit Bruno verwandt ist, der vor Jahren aufgrund seiner Unberechenbarkeit von den bayerischen Behörden völlig zu Recht abgeschossen (entnommen) wurde. Ein Gericht in Italien hob diese Abschusserlaubnis wieder auf, obwohl die Bärin völlig unberechenbar und genetisch wohl neben der Kapp war. Es kann doch wohl nicht sein, dass abstrakte Umweltnormen wichtiger sind, als die konkrete Gefahrenprävention für Menschen!

Tabubruch Nr. 2: Die Bayerische Staatsregierung erdreistet sich, zum Schutz von Weidetieren den Abschuss von Wölfen zu erleichtern. Skandal! Verstoß gegen den Tierschutz. Dabei empfehle ich jedem, den ein waidgerecht erlegter (entnommener) Wolf dauert, sich mal ein von eben diesem Wolf gerissenes Lamm oder Zicklein anzuschauen. Kein schöner Anblick. Der Züchter übrigens, der ein Nutztier gleich welcher Art schlachten will, muss 1001 Vorschriften zum Tierwohl, zur Stress- und Schmerzvermeidung einhalten. Wenn Menschen entsprechend ihrem Glauben Tiere ohne Einhaltung aller Tierschutzregeln rituell töten wollen, ist ein Proteststurm vorprogrammiert. Aber der Wolf darf metzeln, er hat ja Hunger.

Die Vorfahren der heutigen Bayern haben über Jahrhunderte hinweg versucht, ihr Vieh und auch sich selbst vor Raubtieren wie Wolf und Bär zu schützen. Es gelang, diese Tiere aus den hiesigen Wäldern und Bergen zu verdrängen. Die Nachfahren derer, die sich mit diesen Viechern herumschlagen mussten, haben über zwei oder drei Jahrhunderte weder den einen noch den anderen vermisst. Sie haben eine Kulturlandschaft geschaffen, in der Viehzucht möglich ist und in der Menschen gefahrlos in jeden Wald gehen können.

Wollen wir wirklich jetzt Weiden in unserem Land, die aussehen wie der Gefängnishof im Hochsicherheitstrakt (Stichwort passiver Herdenschutz)? Wollen wir wirklich in Zukunft vor jedem Waldspaziergang die Broschüre „Was tun bei einer Begegnung mit dem Bär“ lesen? Denn Bär und Wolf hat Christian Morgenstern sicher nicht gemeint, als er schrieb: „Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein, um den Tieren den Dienst an uns zu vergelten.“

Ihr Pino

Pino

 

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