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(GZ-8-2023)
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Kreativität steigert die Produktivität

Pino, der Rathauskater freut sich, dass der Bauhof die Stadt als urbanen Begegnungs- und Lebensraum herrichtet, trotz der frostigen Temperaturen: Die Stadt blüht auf und lädt zum persönlichen Austausch ein. Zwar leben wir im Zeitalter der Kommuniktation. So richtig kreativ und damit produktiv wird diese Kommunikation aber erst, wenn sie ohne technische Hilfsmittel auskommt.

Ehrlich gesagt war ich während der letzten 14 Tage mehr an meinem Stammplatz neben dem Ofen zu finden als draußen, da mir das trübe, kalte und oft nasse Wetter doch arg auf Gemüt und Stimmung schlägt.

Gott sei Dank sind die Leute vom Bauhof deutlich widerstandsfähiger gegen das Mistwetter und weitaus optimistischer, was die Aussichten angeht als ich. Sie setzen unverdrossen Frühlingsblumen ins Straßenbegleitgrün, stellen Pflanztröge in der Fußgängerzone auf und karren erstaunlich große Töpfe mit Palmen aus dem Winterquartier auf die Plätze und die Parks der Stadt. Motto: Die City erblüht!

Vor allem aber stellen sie wieder die mobilen Bänke, Chillliegen und andere Outdoor-Loungemöbel auf, die unsere Plätze, Parks und Bachufer mit den ersten warmen Tagen wieder zu Begegnungsareas ersten Ranges machen werden. Ich finde das einfach großartig, denn so bekommt unsere Stadt das zurück, was sie ja eigentlich – neben allen anderen Funktionen – auch sein sollte: Urbaner Begegnungs- und Lebensraum.

Schließlich macht dies die Stadt seit der Etablierung der Agora in den Städten der klassischen Antike aus. Die Begegnung, der Austausch der Menschen untereinander in einem kommunikativen Umfeld, das zufällige Treffen ebenso zulässt wie konkrete Verabredungen, das Diskussionen fördert und auf Streitende deeskalierend wirkt. Je kleiner die familiären oder beruflichen Einheiten werden, in denen sich die Menschen ansonsten bewegen, umso wichtiger ist es, ihnen im übertragenen Sinne eine Bühne zu bieten, um über diese kleinen Einheiten hinaus zu leben.

Denn eines stelle ich immer wieder bei meinen Beobachtungen der Spezies Mensch in der Stadt fest: Alle leben angeblich im Zeitalter der Kommunikation, haben Mobiltelefone am Ohr, vor dem Mund oder gut sichtbar an Schnüren umgehängt. Kein Mittagessen im Bistro oder Nachmittagskaffee in der Sonne ohne das aufgeklappte Notebook, das Convertible oder das Tablet vor der Nase. Kurz: Man surft in der ganzen großen virtuellen Welt umher, hat aber immer weniger Augen (und Ohr!) für die kleine reale Welt um sich herum.

Das hat sich meiner Beobachtung nach durch den Siegeszug des Homeoffice letztlich noch verstärkt. Man wacht morgens in seiner Bude auf, setzt sich dort an den PC, arbeitet seine Tasks ab, nimmt an virtuellen Meetings mal interessiert, mal uninspiriert teil, holt sich kurz was zu Mittag, macht einige Besorgungen, sitzt wieder vor dem elektronischen Tor zur Welt, um den Tag dann mit den noch nicht geguckten Staffeln der angesagten Netflix oder Disney+-Serie zu beschließen, deren Kenntnis beim Smalltalk in der nächsten virtuellen Schalte hilft, wenn einer der Teilnehmer noch verzweifelt versucht reinzukommen und die anderen sich langsam langweilen. OK, alles übertrieben und überspitzt – aber nur ein bisschen.

Kein Wunder, dass immer mehr Firmen darauf bestehen, die Mitarbeiter wieder in die Büros und zu Präsenzveranstaltungen zu holen. Obwohl Büroraum kostet, der Ratsch unter Kollegen in die Kaffeeküche Arbeitszeit frisst und sich Mittagsverabredungen auch mal über die tariflich vereinbarte Pausenzeit erstrecken können, bedeutet der persönliche Austausch doch eine Steigerung der Kreativität. Und ganz ehrlich doch auch der Arbeitszufriedenheit, wenn man sich abends spontan zu einem Absackerbier, eine Runde gemeinsames Workout oder zu was auch immer verabreden kann und Abendaktivitäten keinen unsagbaren Aufriss darstellen, weil die Kollegen aus allen Himmelsrichtungen zusammenkommen müssen.

Und aus Kreativität resultiert schließlich Produktivität – sei es ganz konkret durch Innovation oder neue Ideen, Einsichten, Standpunktwechsel. Sagen wir es mit dem japanischen Gründer Masaru Ibuka: „Die Kreativität kommt daher, dass man nach dem Unerwarteten sucht und aus den eigenen Erfahrungen heraustritt.“

Ihr Pino

Pino

 

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