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(GZ-1/2-2023)
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Das Kind beim Namen nennen

„Was nützen die besten Worte, wenn sie über die Wirklichkeit hinwegtäuschen?“ zitiert der schlaue Kater Kurt Tucholsky. Dieses Mal räsoniert er über Rotzlöffel und kleine Paschas, die mit Rückendeckung ihrer Väter einem falschen Männlichkeitsbild frönen. Aber weil sie meistens migrantischen Milieus entstammen, will das Schönsprechlager nicht, dass ihre Vornamen preisgegeben werden.

Was mich in diesen Tagen besonders fasziniert ist die Fähigkeit der Menschen, von wirklichen Problemen abzulenken, indem sie einen Nebenkriegsschauplatz eröffnen. Dieser Nebenkriegsschauplatz muss dann nicht mal viel mit diesem oder anderen Problemen zu tun haben – manchmal reicht ein Streit um Worte.

So haben in der Silvesternacht in Berlin und anderen, vorwiegend im Norden der Republik gelegenen Städten, junge Männer (ich denke die woke Erwähnung aller Geschlechter kann aus naheliegenden Gründen entfallen – es waren halt alles Burschen) ordentlich Randale gemacht, Rettungskräfte und Polizei angegriffen, mit Silvesterböllern auf Passanten geschossen und was nicht noch alles. Die allermeisten dieser Randalierer besitzen das, was man im Berliner Korrektsprech so schön als westasiatisches Aussehen beschreibt, im Klartext, es sind junge Migranten. Jetzt könnte man auf den verwegenen Gedanken kommen, dass bei der Integration oder der sozialen Betreuung dieser Burschen noch nicht alles ganz rund gelaufen ist. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es nicht die erste durchrandalierte Silvesternacht war, in der sich vor allem nicht- oder nur passdeutsche junge Männer besonders hervorgetan haben.

Aber nein. Nebenkriegsschauplatz Nr. 1 war die Forderung nach einem generellen Verkaufsverbot für Pyrotechnik an Privatleute. Die Logik dahinter: Wenn ich den Hunderttausenden von Familienvätern, die einmal im Jahr vor ihren Kindern mit einer satten Raketenbatterie glänzen wollen, deren Kauf verbiete, dann bleibt es hinkünftig ruhig, friedlich und gesittet auf Berlins Straßen. Ob es nun der Protest der Klimaaktivisten im Kampf um Lützi (so der infantilisierte Name eines Weilers, der dem Braunkohleabbau weichen muss) war, die zur Rettung des Klimas ja auch pyrotechnische Feinstaubbomben auf Politzisten werfen wollen oder die Empörung von Leuten wie dem Hausmeister vom Rathaus, der seit Menschengedenken das Jahr mit exakt drei Raketen begrüßt, oder die Einsicht, dass sich der Chaot von Welt seinen Böller in Polen, Tschechien oder Belgien kaufen kann – jedenfalls scheint der Plan vom Tisch.

Dann wollte die CDU in Berlin aufgrund der beruhigenden Meldung, 45 der 145 festgenommenen Gewalttäter hätten die deutsche Staatsangehörigkeit, wissen, wie denn die Vornamen dieser 45 lauteten. Auf die Anfragenden fiel donnernd die Rassismuskeule, weil die mühsam unter den Teppich gekehrte Diskussion über Integrationsmängel nicht durch die Frage befördert werden sollte, wie man schlecht integriert die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen kann.

Getroffen hat es auch Friedrich Merz, der es gewagt hat, doch noch auf Integrationsprobleme hinzuweisen und die nicht unkeusche Frage in den Raum stellte, ob die Verrohung in migrantischen Milieus nicht mit einem falschen Männlichkeitsbild dort zu tun habe – Stichwort, kleine Paschas, die Rückendeckung von den Vätern bekommen, wenn sie die Autorität von Lehrerinnen untergraben. Jeder, der sich mit schulischen und erzieherischen Fragen beschäftigt weiß, dass es in gewissen Milieus männliche Kinder gibt, die keine Kritik an sich dulden und Frauen als minderwertige Geschöpfe ansehen. Solche Jungs erhalten oft nicht das, was sie verdienen (ein aufklärendes Gespräch oder von mir eine Katzentatze) sondern Rückendeckung von ihren Vätern. Jeder, der nicht in einer Gutmenschenblase lebt, nennt solche Rotzlöffel kleine Paschas.

Friedrich Merz ist jetzt voll im Rassismus-Shitstorm und Zielscheibe von Kritik aus dem Schönsprechlager, leider auch der eigenen Partei. Vielleicht ist das der wesentliche Unterschied zwischen der Bonner und der Berliner Republik. Franz Josef Strauß, Herbert Wehner, Joschka Fischer oder Hans-Dietrich Genscher konnten auch kontroverse Begriffe immer zur Klarstellung ihrer Positionen verwenden. Heute dienen Begriffe mehr der Verschleierung von Fakten – und wehe einer redet Klartext wie Friedrich Merz. Man kann ihm nur Mut wünschen.

Ich selbst halte es mit Kurt Tucholsky: „Was nützen die besten Worte, wenn sie über die Wirklichkeit hinwegtäuschen?“.

Ihr Pino

Pino

 

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