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(GZ-13-2022)
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Mitgefühl, Verständnis und Hilfsbereitschaft

Der Rathauskater kritisiert das undiplomatische Auftreten des ukrainischen Botschafters, der die fehlende Unterstützung seitens der Bundesregierung bemängelt. Daher, so der Botschafter, fühlten sich viele Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland nicht wohl. Pino stellt die große Solidarität der bayerischen Kommunen mit den Geflohenen heraus: 25.000 ukrainische Schülerinnen und Schüler gehen in Bayern in die Schule. Lehrkräfte haben sich quasi über Nacht darauf eingestellt, diesen Kindern Geborgenheit und Stabilität zu vermitteln und dem Tagesablauf Rhythmus zu geben. Diese Jugendlichen werden hoffentlich mit guten Erinnerungen an Deutschland in ihr Land zurückkehren.

In der Liebe und im Krieg ist bekanntlich alles erlaubt. Deshalb kann das erstaunlich undiplomatische Auftreten des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Dr. Andrij Melnyk, bei verschiedenen Gelegenheiten verstanden und erklärt werden. Zumal ja nicht nur sein Land mit Krieg überzogen wurde, sondern sicher auch ein ganz kleines Stückchen enttäuschte Liebe mitschwingt, denn Deutschland war nach 1989 sowohl für einige der Nachfolgestaaten Jugoslawiens wie auch der Sowjetunion ein Land, auf das man mit Hoffnung und Vertrauen in seine europäische Zukunftsvision geblickt hat.

Nun, das ist sicher größtenteils Geschichte, wenn man bedenkt, dass es Deutschland noch immer nicht gelingt, den Westbalkanstaaten eine greifbare europäische Perspektive zu verschaffen. Dazu kommt diese undurchsichtige Haltung der Bundesregierung im gegenwärtigen Krieg, bei der ja Worte und Taten auf der politischen Ebene grotesk auseinanderklaffen, während auf der Beamtenebene wohl schon die Planungen für die künftigen Beziehungen Berlin-Moskau ohne viel Empathie für die Ukraine laufen. Das wird den Deutschen sowohl politisch als auch wirtschaftlich auf die Füße fallen, egal wie der Krieg ausgehen wird. Nicht nur die Ukraine, auch die baltischen Staaten, Polen, Moldau und andere Nachbarn, die langfristig als Märkte und als Sicherheitspartner für uns wichtig sind, sehen derzeit jedenfalls mit mehr Sympathie nach Washington oder London als nach

Aber zurück zu einer Äußerung von Dr. Melnyk, die ich als Kater, der sehr genau beobachtet, was in seiner Kommune vorgeht, als etwas unfair empfunden habe. Er sagte nämlich sinngemäß, dass sich viele ukrainische Flüchtlinge nicht wohl in Deutschland fühlten, weil die Bundesregierung keine eindeutig unterstützende Haltung für ihr Vaterland einnähme.

Gut, das eine ist große Politik. Aber dass sich die Menschen, die vor dem Krieg und den Kriegswirren in Bayern oder in unserer Stadt Schutz suchen, hier unwohl fühlen würden, das überzeugt mich nicht.

Natürlich ist ein Wort wie wohlfühlen schwierig im Zusammenhang mit Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten. Zunächst einmal ist deren Leben durch brutales Heimweh gekennzeichnet, denn sie sind ja nicht freiwillig auf der Suche nach einem besseren Leben zu uns gekommen. Da ist die Trauer um getötete Angehörige und Freunde. Die Angst um Männer, Söhne und Väter, die zurückgeblieben sind und ihre Heimat verteidigen. Da ist die Unsicherheit des Zeitpunkts der Rückkehr. Wie gründlich soll man die Sprache des Gastlandes lernen? Wie stark sich in den Arbeitsmarkt integrieren? Hier einen Beruf lernen, Abitur machen, studieren oder lieber die Bildungsangebote in der Heimat via Internet nutzen?

Es zeichnet die Menschen in Bayern und in den Kommunen meines Erachtens aus, wie stark die Solidarität mit den Geflohenen ist. Klar, wir mussten bisher nicht so viele unterbringen wie beispielsweise Polen, das an der Grenze liegt, aber dafür sind hier etwa die Sprachprobleme größer. Ich erlebe viel Hilfsbereitschaft, nachbarschaftliches Engagement und sehr viel Empathie mit den zu uns gekommenen. Besonders bewunderungswürdig ist der Einsatz der Schulen, der Lehrkräfte, aber auch der einheimischen Schüler und ihrer Eltern. Rund 25.000 ukrainische Schülerinnen und Schüler gehen in Bayern in die Schule. Das sind rechnerisch 1.250 Klassen, in denen diese den Kriegswirren entflohenen Kinder und Jugendliche aufgefangen werden, ihnen Geborgenheit und Stabilität vermittelt, dem Tagesablauf Rhythmus gegeben wird. Das ist quasi über Nacht entstanden, mit viel Engagement, das nicht in Kategorien von Stundenplan oder Freizeit denkt.

Auch wenn Deutschland als Staat derzeit viel Kredit durch Zaudern verspielt, diese 25.000 Kinder werden eines Tages Botschafter der Gastfreundschaft sein. Sie werden mit Kenntnissen in Deutsch und hoffentlich guten Erinnerungen in ihr Land zurückkehren und wenigstens wird zwischen den Menschen wahr, was Cicero einst so formulierte: „Freundschaft ist Gefühl und Verständnis füreinander und Hilfsbereitschaft in allen Lebenslagen.“

Ihr Pino

Pino

 

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