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(GZ-6-2022)
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Das Schlimmste ist die Hilflosigkeit

„Wir sehen – aber wir können den Modergeruch des Krieges nicht riechen, wir hören nicht, wie die Kanonen, die Drohnen, die Raketen klingen, kurz vor dem Einschlag.“ Pino, der Ratshauskater, fordert aus Solidarität mit der Ukraine drastischere Maßnahmen als das deutsche Appeasement im 21. Jahrhundert.

„Nimm das Putin: Die internationale Katzenföderation „Féderation International Feline (FIFe)“ schließt russische Katzenzüchter von internationalen Zuchtausstellungen aus und verbietet die Registrierung von in Russland gezüchteten Katzen im FIFe-Stammbaum-Buch, was quasi einem Importstopp gleichkommt. Züchter aus der Ukraine und Moldawien sollen besonders unterstützt werden.

Gut, Putin gilt ja eher als Hundetyp, der schon mal eine Dogge oder was auch immer vor Staatsgästen wie Angela Merkel patrouillieren lässt. Deshalb wird ihn diese Sanktion wahrscheinlich ebenso wenig jucken wie der übrige Strauß von Boykotts und Embargos, die die internationale Gemeinschaft seit dem 24. Februar ergriffen hat.

Auch wenn der Einstieg in die Kolumne etwas bizarr anmuten mag, passt er gut in meine Gefühlslage. Denn der Krieg, mit dem der Herr im Kreml die Ukraine überzogen hat, das unvorstellbare menschliche Leid, die Zerstörungen, die Verheerungen in einer europäischen Kulturlandschaft, machen mich nicht nur fassungslos, wütend oder betroffen. Das Schlimmste ist die Hilflosigkeit!

Klar, auch hier im Städtchen hat der Überfall eine Lawine der Solidarität ausgelöst. Es wird gespendet, es wird demonstriert, es werden Mahnwachen und Gottesdienste abgehalten, in den Supermärkten gibt es kein Corned Beef mehr, Apotheken geben Klammerpflaster nur noch in kleinen Mengen ab, weil die Leute ihre Päckchen für die Ukrainehilfe packen und alles reintun, was lange hält und nützlich ist.

Dann sitzt man aber zur abendlichen Sondersendung wieder vor dem Fernseher und sieht die grauenvollen Bilder von zerstörten Wohnhäusern, bombardierten Krankenhäusern, dem Erdboden gleich gemachten Schulen und immer wieder von Menschen in U-Bahnschächten, Kellern oder provisorischen Verschlägen.

Aber das sind Bilder. Können wir uns das Leid dort in Kiew, Charkiv und Mariupol wirklich vorstellen? Wie es ist, kein Wasser zu haben, keine Medizin, nichts zu essen. Was es bedeutet, wenn man Tote nicht beerdigen kann, sondern auf den Straßen liegen lassen muss. Wir sehen – aber wir können den Modergeruch des Krieges nicht riechen, wir hören nicht, wie die Kanonen, die Drohnen, die Raketen klingen, kurz vor dem Einschlag. Wir können mitfühlen, wir fühlen aber nicht wirklich die Angst, die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit.

Da in den goldenen Zimmern des Kreml und an den absurd langen Konferenztischen des Herrschers weder Menschlichkeit noch Rationalität ihren Platz finden, ist es sicherlich richtig, keine allzu schweren Waffen an die Ukraine zu liefern. Putin ist durch den überwältigenden Widerstand der ukrainischen Nation eh schon genug in die Enge getrieben, also sollte man ihm keinen Vorwand geben, noch weiter um sich zu schlagen und zu beißen.

Aber dass wir noch weiter Energie aus Russland beziehen, erschüttert mich schon. Gut, der Rubel ist nichts mehr wert, der russische Staat ist pleite und der Versorgung der Bevölkerung gefährdet. Aber kann man mit dem Leiden der russischen Bevölkerung wirklich den Empathie-Weltmeister P. zum Umdenken bewegen? Mit dem Stopp der Petro- und Gasdollar schadete man dem Regime effektiv.

Und warum nicht die kleine Geste an ein großes Volk: Die Verleihung des Status eines EU-Beitrittskandidaten. Klar, das Land ist noch nicht reif für einen Betritt, aber damit werden doch Verhandlungen erst ermöglicht, die dann Jahre und Jahrzehnte dauern können. Deutschland ist für diese Geste zu feige und schiebt alles auf einen jahrelangen Prüfprozess: Appeasement im 21. Jahrhundert.

Lassen wir zum Thema Sanktionen einen großen Freiheitshelden, Altbundespräsident Joachim Gauck, zu Wort kommen: „Wir können auch einmal frieren für die Freiheit.“

Ihr Pino

Pino

 

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