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(GZ-3-2022)
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Rechte Tasche, linke Tasche

Der Benzinpreis ist der Brotpreis des 21. Jahrhunderts und die momentanen Spritkosten machen aus dem Autofahrer die Melkkuh der Nation. Aber wenn es teuer sein soll, damit man sparsamer mit Energie umgeht, machen dann Zuschüsse für die Verbraucher Sinn, fragt sich Pino, der Rathauskater.

Gestern saß ich im Dienstwagen des Bürgermeisters – politisch korrekt ein Plug-in-Hybrid – als sein Fahrer zum Tanken fuhr. Ein Blick auf die Preistafel genügte, um mir eine Vorstellung vom Begriff „Preisschock“ zu geben. 1,60 Euro für Diesel, fast 1,80 Euro für Benzin und 1,98 Euro für Super Plus – wer da keine Tankkarte hat, muss den Leibriemen um einiges enger schnallen, nachdem er sein Vehikel vollgetankt hat.

Früher haben Die Grünen Wahlen verloren, weil sie einen Benzinpreis von 5 DM gefordert haben. Jetzt sind wir bei 4 DM, die Grünen sind in der Regierung, können sich aber eigentlich nicht so richtig darüber freuen. Denn die Erhebung von Steuern auf Energie, die CO2-Bepreisung und die Identifikation des Autofahrers als Melkkuh der Nation finden zwar die Klimabewegten im Lande super, aber diese Preisexplosion trifft doch breite Bevölkerungsschichten sehr hart.

Zwar hat ein Faktor, der den grünen Wunsch nach Unbezahlbarkeit von fossilen Kraftstoffen derzeit so stark befördert, nichts mit Politik zu tun: Es ist die erhöhte Nachfrage nach Öl rund um den Erdball, die sich mit Lieferengpässen und der Nichtausweitung der Fördermengen zu einem giftigen Preiserhöhungscocktail mixt. Zudem haben wir uns mit einem Ölimportanteil von 40 Prozent in eine gefährliche Abhängigkeit von Russland begeben (bei Erdgas sind es sogar 55 Prozent), das in der Ukraine, Belarus, aber auch im kleinen Moldawien und im Baltikum immer wieder gezeigt hat und aktuell auch zeigt, dass es Energielieferungen auch als politische Waffe versteht.

Folgerung: Wenn ich nicht der Kater von Sabrina, sondern The Wolf of Wall Street wäre, würde ich auch gnadenlos auf steigende Ölpreise spekulieren.

Nun ist aber der Benzinpreis der Brotpreis des 21. Jahrhunderts. Millionen von Menschen und Millionen von wirtschaftlichen Aktivitäten sind auf Autos, Vans, Transporter und Lastwagen mit Verbrennungsmotor angewiesen. Hohe Treibstoffkosten zehren am Haushaltsbudget der immer noch vielen Pendler, verteuern die Handwerkerrechnungen und die Preise aller Güter, die auf der Straße transportiert werden müssen. Kraftstoff ist also ein Inflationstreiber.

Jetzt wäre es natürlich ehrlich, wenn sich alle klimabesorgten Verantwortungsträger hinstellen würden und sagten: Ja, das ist so gewollt, Energie muss teurer werden, damit weniger verbraucht wird, andere Mobilitätsmodelle attraktiver werden oder die Leute auf andere Energieträger umschwenken.

Gut, jetzt einfach mal seinen privaten Diesel oder Benziner in ein Elektrofahrzeug umzutauschen ist für die meisten Leute keine Option, wenn sie nicht gerade in die Kategorie der absoluten Spitzenverdiener fallen. Öfter mal Fahrradfahren würde sicher Spaß machen, wenn wir in Deutschland ähnlich viele Sonnentage hätten, wie die Stadt Yuma in Arizona, und der Arbeitsplatz fünf Kilometer von zuhause entfernt wäre, statt des statistischen Durchschnitts von 17 Kilometern. Bleibt der öffentliche Nahverkehr. Auch bei uns gibt es noch Buslinien, die eine Haltstelle nur einmal pro Stunde anfahren und ab 20 Uhr den Betrieb einstellen. Zudem wird auch der Nahverkehr immer teurer. In unserer Stadt könnten wir uns etwa ein 365-Euro-Jahresticket für den Busverkehr nicht leisten, weil einfach die Finanzierungszuschüsse zu gering und die laufenden Kosten zu hoch sind.

Weil das so ist, denkt man jetzt über die Entlastung von Pendlern bei der Steuer und von Geringverdienern durch Heizkostenzuschüsse nach, zum Ausgleich gestiegener Gas- und Ölpreise. Regierungen, die dieses Jahr Wahlen zu bestehen haben, senken einfach die Energiesteuern oder schreiben Unterstützungsschecks aus. Alles klar, aber wenn die Leute das wieder in die linke Tasche bekommen, was man ihnen vorher aus der rechten gezogen hat, wo bleibt dann die Lenkungswirkung? Wenn es teuer sein soll, damit man sparsamer mit Energie umgeht, macht es doch keinen Sinn, den Verbrauch wieder zu bezuschussen.

Ich glaube, es wird zu wenig auf Herodot gehört: „Was Du auch tust, tu es klug und bedenke das Ende.“

Ihr Pino

Pino

 

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