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(GZ-20-2021)
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Die Bedrohung der Pressefreiheit

Nach Bekanntwerden der Vergabe des Friedensnobelpreises an zwei aufrechte Journalisten sinniert unser Rathauskater über die historische Rolle der Presse und des Journalismus‘ für die Entwicklung, Bewahrung und Stabilisierung von Demokratie und Freiheit.

„Endlich mal eine wegweisende Entscheidung, die des Preises würdig ist.“ Der Bürgermeister kommentierte die Vergabe des Friedensnobelpreises an zwei aufrechte Journalisten, die Philippina Maria Ressa und den Russen Dimitri Andrejewitsch Muratow. Damit wurden gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Erstens wurde auf die Bedeutung einer freien Presse in einer immer unfreier werdenden Welt aufmerksam gemacht.

Zweitens auf die schleichende Erosion der Pressefreiheit überall auf der Welt, in Europa wie in Asien, in Afrika wie in Lateinamerika. Und drittens wurde durch die Preisvergabe an zwei profilierte, wenngleich über die Grenzen ihres Landes hinaus wenig bekannte Personen auch symbolisch ein im besten Sinne des Wortes universales Rechtsprinzip geehrt: Die Pressefreiheit als solche.

Denn wer erinnert sich schon noch an die Preisträger der letzten Jahre? Barack Obama, der zu Beginn seiner Amtszeit den Preis erhielt und dann doch acht Jahre permanent Kriege führte. Der äthiopische Ministerpräsident, der voller guten Willens sein Land derzeit in Chaos und Hunger führt. Das Welternährungsprogramm der UNO, das als anonyme Organisation keine Emotionen hervorrufen konnte. Ärzte, Menschenrechtsaktivisten, Opfervertreter, die alle für sich genommen natürlich Herausragendes leisteten, aber keine umspannende Idee repräsentierten.

Da ist doch Freedom of the press, wie es der erste Zusatzartikel der US-Verfassung seit 1791 postuliert, ein ganz anderes Kaliber. Leider wurde die Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit in den letzten Tagen und Wochen viel zu sehr von tagesaktuellen Themen gefesselt wie die Kanzlerwerdung des Cum-Ex-Schlumpfes, das Scheitern Berlins von der Verwaltung bis zum Flughafen oder der dramatische Linksruck der SPD. Da war keine Zeit, sich mit der historischen Rolle der Presse und des Journalismus‘ für die Entwicklung, Bewahrung und Stabilisierung von Demokratie und Freiheit zu beschäftigten.

Leider gibt es auch so gut wie keine Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass in vielen Ländern der Erde der Beruf des Journalisten einer der gefährlichsten überhaupt ist und schnurstracks ins Gefängnis führen kann. In Russland werden über die Jahre hin immer wieder Journalisten auf merkwürdige Weise getötet, und auch der frischgebackenen Nobelpreisträger Dmitri Muratow wurde vom Kreml schon davor gewarnt, sich als Preisträger nicht zu sicher zu fühlen und zu aufmüpfig zu werden.

In der Türkei sitzen so viele Journalisten im Gefängnis wie in kaum einem anderen Land. In Afghanistan werden Reporter verprügelt und eingeschüchtert. In Ländern wie Kuba und China darf sowieso nur schreiben und senden, wer voll auf Staats- oder Parteilinie ist. (Das war übrigens auch in der DDR so, als die Partei alleine regierte, die jetzt in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ohne Not wieder mitregieren soll.)

Aber nicht nur Staaten, auch Kriminelle haben es auf Journalisten abgesehen. In Malta wurde eine mutige Frau in die Luft gejagt, in der Slowakei ein junger Mann samt Partnerin erschossen, weil sie in der Presse über illegale und korrupte Machenschaften berichtet oder dazu recherchiert hatten.

Wer sich über das gesamte Ausmaß der Bedrohung der Pressefreiheit weltweit und über die Gefahren, die Journalisten und Reportern rund um den Erdball drohen, informieren will, dem sei die Website www.reporter-ohne-grenzen.de ans Herz gelegt. Die Einblicke dort sind erschreckend.

Der Bürgermeister ärgert sich natürlich manchmal über den einen oder anderen Artikel in unserer Heimatzeitung. Wie sollte es anders sein? Aber er respektiert die Arbeit und freut sich darüber, dass die Menschen im Städtchen sich noch über das lokale Geschehen aus erster Hand informieren können. Denn wie sagte es der erste und letzte demokratisch gewählte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière: „Lokalzeitungen erklären Zusammenhänge anhand von kleinen Ereignissen und bringen damit die große Welt in die Wohnzimmer der Menschen“.

Ihr Pino

Pino

 

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