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(GZ-11-2021)
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Wir brauchen wieder Normalität!

Als Individualist verfügt der Rathauskater natürlich über  völlige Entscheidungsfreiheit. Er hofft auch für seine Menschenfreunde auf eine baldige Rückkehr zur Normalität.

„Ich möchte fast sagen, es ist sowas wie ein säkulares Pfingstwunder: Überall bricht sich positiver Optimismus Bahn.“ Der Bürgermeister zog für sich und die Stadt ein insgesamt positives Resümee der Pfingsttage.

Tatsächlich ist, wenn man durch die Stadt streift, deutlich die bessere Grundstimmung der Menschen zu spüren. Der Mix aus sinkenden Inzidenzen, viel mehr Impfungen und nach dem Sinken der Schwellenwerte berechenbaren Lockerungen verbessert die Laune und bringt Stück für Stück Normalität zurück.

Beispiel Reisen. Pfingsten war ja immer eine begehrte Reisezeit. Da man als Katze kaum der Blasphemie geziehen werden kann, würde ich sogar sagen, dass mit Pfingsten der Gründung der Tourismusbranche gedacht wird: Gott sandte die Jünger in alle Länder der bekannten Welt und gab ihnen auch noch Sprachunterricht dazu. Nun gut, das ist etwas albern, aber die Autobahnen waren gut voll und die Flughäfen freuten sich über bescheidene Anstiege der Fluggastzahlen. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Im Fernsehen waren bemerkenswerte Bilder zu sehen, wie strahlende Menschen bei gefühlten Minustemperaturen dick in Friesennerze und wärmende Funktionsbekleidung eingemummelt an den Stränden von Nord- und Ostsee auf Terrassen saßen. Das zeugt denn doch für eine gehörige Portion Nachholbedürfnis, ebenso wie das Paar, das im Chiemgau bei einem Schneespaziergang Ende Mai zu sehen war. Keine Klage kam diesen Menschen über die Lippen, kein Verweis auf das Schietwedder, die doch verständlich gewesen wäre.

Aber auch bei uns in der Stadt waren die Tische und Stühle vor den Gaststätten, Cafés und Eisdielen gut besetzt, obwohl ich bei 16 Grad Celsius, kühlem Wind und Nieselregen wahrscheinlich keinen Spaß an einem Eiscafé gehabt hätte – eher am Sahnehäubchen obenauf.

Aber vielleicht war das wechselhafte Wetter auch ein Segen von oben, sozusagen eine pfingstliche Gnade, so sinnierte ich, nahe dem Ofen zusammengerollt, über die Situation. Denn so gingen wenigstens nur die ganz Hartgesottenen oder die wirklich Überdrüssigen kurz vor die Tür. Kaum auszudenken, was für Massen die Innenstädte oder Ausflugsziele überflutet hätten, wenn korrektes Mai-Wetter geherrscht hätte.

Denn eines ist klar: Trotz immenser Fortschritte bei der Erstimpfung und immer mehr Glücklichen mit Zweitimpfung hängt das Damoklesschwert Covid immer noch über den Menschen. Wobei ich mir manchmal gar nicht sicher bin, ob die Leute richtig realisieren, welches Wunder der Wissenschaft sie bestaunen können, dass es so schnell so wirksame Impfmittel gegen einen solch aggressiven Virus gibt. Wie lange musste früher die Menschheit sich mit ihren Geißeln wie Pocken, Cholera oder Polio arrangieren, bis Impfstoffe gefunden wurden. Jetzt hat es ein schlappes Jährchen gedauert.

Und trotzdem bleibt der Mensch ein mäkeliges Tier. Bin ich froh, dass es bei den empfohlenen Katzen-Impfungen kein solches Prestigedenken gibt. Jeder will hierzulande den BMW unter den Impfstoffen: BioNTech. Der heißeste Scheiß unter den Vakzinen. Dicht gefolgt von Audi, vulgo Moderna. Der Amischlitten von Johnson&Johnson wird kaum beachtet, da traut man der Straßenlage nicht. Und AstraZeneca rangiert in der Opel-Ford-Dacia-Klasse, solide aber nicht sexy. Sagt mal, geht’s noch? Wichtig ist doch der Schutz vor dem Virus und die Aussicht auf Reisen, Biergarten und die Widereröffnung der Beautysalons für Katzen und Hunde – nicht was auf dem Impfdöschen draufsteht.

Wie geht es weiter? In einem stimme ich dem Bürgermeister voll zu: Jetzt sind erst mal die Jungen dran. Mit Impfen, mit Wiedereröffnung von Schulen, Unis, Sportanlagen, Freizeitclubs. Als Individualist bin ich natürlich für Entscheidungsfreiheit.

Die Jugend hat es nach all den Einschränkungen verdient, jetzt an erster Stelle zu kommen, ganz im Sinne Stefan Zweigs: „Was ist Jugend: Die unbändige Lust, die eigenen Gefühle und Ideen noch ganz heiß aus sich herauszustoßen.“

Ihr Pino

Pino

 

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