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(GZ-12-2020)
Neues von Sabrina
 

Rassismus ist leider global

Gestern hat mein Chef gesagt...

„Rassismus ist leider global und kein Land, keine Ideologie und keine Zivilisation ist ganz frei von ihm“, weiß der Bürgermeister. Das Gegengift beschreibt ein Spruch von Martin Luther King: „Es gibt keine größere Kraft als Liebe. Sie überwindet den Hass wie das Licht die Finsternis.“

„Da ist ein Funken in ein globales Pulverfass geflogen und die Explosionen sind so heftig wie selten zuvor.“ Mein Chef, der Bürgermeister, verfolgt gespannt die Ereignisse in den Vereinigten Staaten und die Diskussion über Rassismus weltweit.

Da stecken wir global in einer der größten Krisen in Friedenszeiten, die Zahl der Toten im Zusammenhang mit Covid-19 erreicht in den USA, Großbritannien, Brasilien und Indien Dimensionen, wie sie unser Vorstellungsvermögen sprengen und doch hat der Tod eines einzelnen Mannes Amerika und die Welt in Aufruhr versetzt. Es war die Brutalität und Grausamkeit des Sterbens, es waren die Handybilder, die den langsamen Tod des George Floyd auf alle Bildschirme der globalen Netz-Community brachte und es war die Hautfarbe des Getöteten, die eine Eruption des Protestes hervorgerufen haben, die nicht auf die USA beschränkt ist.

Die Zynikerin in mir lässt mich denken, dass möglicherweise auch die Tatsache eine Rolle spielt, dass wir alle zusammen ein Ventil für unsere Ängste und Frustrationen in der Corona-Welt brauchen, nachdem wir so viele Monate monothematisch auf ein kleines Virus gestarrt haben. Denn eins ist klar: Fälle von rassistisch motivierten Übergriffen, von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner kommen immer wieder vor und der Frust darüber entlädt sich auch lokal – nur eben nicht in diesem Ausmaß.

Die Amerikaner sind sicherlich auch deshalb besonders sensibilisiert, weil es schon eine ganze Zeit über dort eine besonders heftige Diskussion über Diskriminierungen aller Art gibt – aufgrund der Hautfarbe oder des Herkommens, aufgrund des Geschlechts, aufgrund der sexuellen Orientierung. Viel stärker als wir es uns vorstellen können, hat sich eine Tendenz verbreitet, intolerant alles zu verfolgen, was sich nicht an eine politische Korrektheit hält, die von denen definiert wird, die sich subjektiv von Diskriminierung betroffen fühlen. Eine Art modernes Jakobinertum, das immer mehr um sich greift und mittlerweile auch in Europa Nachahmer findet.

Deshalb ist es auch nur folgerichtig, dass zuerst in Amerika Denkmäler geschleift wurden. Konföderiertengeneräle, Südstaatenpolitiker und zuletzt noch Christoph Kolumbus, dem lange Zeit der Ehrentitel „Entdecker Amerikas“ zuerkannt wurde, den man aber jetzt als Vorreiter der Versklavung und Ausrottung der indigenen Bevölkerung des Doppelkontinents sieht.

Aber das ist natürlich nur die eine Seite der Vereinigten Staaten. Die andere sind die Kräfte, die sich nie offen rassistisch bekennen würden, die aber an den gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen auch nichts auszusetzen haben. Bezeichnenderweise war George Floyd ein Kleinkrimineller, der versuchte, Falschgeld unter die Leute zu bringen, als er von der Polizei aufgegriffen und so unmenschlich zu Tode gefoltert wurde. Afroamerikaner sind tendenziell ärmer, wohnen in schlechteren Stadtteilen, haben weniger Zugang zu Krankenversorgung, weniger Zugang zu Bildung, ein höheres Risiko für Straftaten belangt und verurteilt zu werden und sie sterben tendenziell häufiger an Covid-19 als weiße Amerikaner.

Mein Chef, der Bürgermeister, ist sehr besorgt. Schließlich sind die USA als Weltmacht unter dem irrlichternden Präsidenten eh schon geschwächt und haben global an Ansehen verloren. Jetzt noch die Instabilität durch die Unruhen und die Diskussion um Rassismus.

Da fällt es Ländern wie China leider leicht, sich auf das hohe moralische Ross zu setzen. Viel zu schnell sind die rassistischen Übergriffe auf Afrikaner in Kanton vergessen worden, die in Ausmaß und Intensität einem Land mit so hochstehender Zivilisation unwürdig sind. Von den Umerziehungslagern für Uiguren gar nicht erst zu reden. Nein, Rassismus ist leider global und kein Land, keine Ideologie und keine Zivilisation ist ganz frei von ihm. Wir sollten deshalb immer das Gegengift bedenken und anwenden, das Martin Luther King beschreibt: „Es gibt keine größere Kraft als Liebe. Sie überwindet den Hass wie das Licht die Finsternis“.

Ihre Sabrina

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