Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-8-2025 - 10. April)
gz kommentatorin kathrin alte
 

► Kathrin Alte, Mitglied des geschäftsführenden KPV-Landesvorstands und Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Anzing:

 

Gestaltungswille trifft auf leere Fördertöpfe

Liebe Leserinnen und Leser,

Meine Tochter nennt es neudeutsch „prank“ und wir älteren Semester sagen noch Aprilscherz, wenn wir uns gegenseitig auf die Schippe nehmen. Mir ist aber leider gar nicht zum Lachen zumute, wenn ich kürzlich folgende Mail der Regierung von Oberbayern lesen darf:
„Laut Anweisung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr können zum aktuellen Zeitpunkt keine Zustimmungen zum vorzeitigen Baubeginn mehr erteilt werden. Dies umfasst sämtliche Förderprogramme der staatlichen Wohnraumförderung. Nähere Informationen über das weitere Vorgehen liegen uns noch nicht vor.“ Was ist passiert?

In der Gemeinde Anzing haben wir zusammen mit der Wohnbaugesellschaft des Landkreises Ebersberg (WBEgKu) preisgünstigen Wohnraum für Auszubildende, Pflegekräfte, Erzieherinnen, junge Familien und Senioren geplant. Direkt an unserem Schulcampus und fußläufig zum Ortskern sollten 24 bezahlbare Wohnungen, darunter zwölf kleinere Appartements entstehen.

An dieser Stelle könnte ich die politischen Äußerungen zahlreicher Spitzenpolitiker wiederholen: Wie wichtig bezahlbarer Wohnraum insbesondere im Münchner Speckgürtel sei und wie notwendig es darüber hinaus wäre, dass auch die Kommunen einen Beitrag leisten.

Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, die Ausschreibungsunterlagen liegen versandbereit vor!  Im Herbst 2025 war bereits der Spatenstich für das Projekt vorgesehen. Ich darf noch hinzufügen, dass wir als Gemeinde zwei Grundstücke im Wert von über zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt haben. Und ganz aktuell bereits die Kreditaufnahme für das Projekt im Gemeinderat auf den Weg bringen, um keine Verzögerungen zu haben.

Aber so wie es aussieht, werden wir in diesem Jahr nicht bauen und wahrscheinlich auch nicht 2026. Mir stellen sich da schon einige Fragen: Wo sind die angekündigten Fördergelder im KommWfP und im EOF-Programm geblieben? War je genug Geld da, um den politisch gewollten kommunalen Wohnungsbau zu unterstützen? Wurde hier etwa umgeschichtet? Gibt es in diesem Jahr noch eine Antwort auf diese Fragen, weil eventuell aus den Berliner Milliarden-Sondervermögen hier Gelder kommen? Und wann können wir bauen? Oder stampfen wir ein so wichtiges und wertvolles Projekt komplett ein, wenn die Zinsen und Kosten steigen und es unwirtschaftlich wird?

Ich würde mir für meine Bürgerinnen und Bürger, die dringend eine preisgünstige Wohnung suchen, sehr wünschen, dass dies alles nur ein Aprilscherz ist.

Ihre Kathrin Alte, Mitglied des geschäftsführenden KPV-Landesvorstands und Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Anzing

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?
Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

GemeindeZeitung

Kolumnen & Kommentare

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung