Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-7-2024 - 28. März)
Eva Weber, stv. Landesvorsitzende der KPV Bayern, Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg. Bild: © Stadt Augsburg/Martin Augsburger
 

► Eva Weber, stv. Landesvorsitzende der KPV Bayern, Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg:

 

Alle an einem Tisch!

Liebe Leserinnen und Leser,

im März hatte in Augsburg die Vesperkirche ihre Türen geöffnet. Während ähnliche Projekte in anderen Städten schon seit vielen Jahren zum jährlichen Veranstaltungskalender gehören, ist es die erste ihrer Art in Augsburg – und die erste ökumenische Vesperkirche in Bayern. Wo, wenn nicht in Augsburg, in der Stadt des Religionsfriedens und der Parität, passt das besser.

Idee der Vesperkirche ist es, die Menschen an einen Tisch zu holen, einen Wohlfühlort zu schaffen, an dem alle Menschen aus Augsburg willkommen sind und sie eingeladen sind, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Jeden Tag gibt es für einen symbolischen Euro ein Mittagessen, es gibt Kaffee und Kuchen und Angebote wie Haarschnitte, medizinische und soziale Beratung, kulturelle Beiträge und natürlich Gottesdienste.

Dass Orte wie die Vesperkirche in unserer Gesellschaft bitter nötig sind, habe ich bei meinen Besuchen in der Vesperkirche erlebt. An den Tischen im Kirchenschiff wird sichtbar, wieviel materielle Armut, vor allem aber auch wie viel Vereinsamung in einer Großstadt wie Augsburg an der Tagesordnung ist. Aus dem ganzen Stadtgebiet kommen die Augsburgerinnen und Augsburger nach St. Paul – natürlich für ein warmes Essen für kleines Geld, aber auch, um mal rauszukommen, um mal unter Menschen zu sein und um neue Menschen kennenzulernen.

Die soziale Unwucht – sowohl materiell als auch emotional – in unseren Städten ist nichts Neues. Gerade während und nach der Corona-Pandemie konnte man überall spüren, dass das Miteinander einer Stadtgesellschaft mehr erfordert als früher. Wunschbäume an Weihnachten in Seniorenheimen, städtische Mittagstische in den Stadtteilen oder Rikschafahrten der Malteser für Seniorinnen und Senioren sind nur drei Beispiele, die sich in den letzten Jahren hier in Augsburg etabliert haben, neben all den Angeboten vom Mehrgenerationentreff bis hin zum Familienstützpunkt, die seit vielen Jahren Teil der städtischen Infrastruktur sind. Sie zeigen, dass der Bedarf für Aktivitäten gegen Einsamkeit und für den kleinen Geldbeutel groß ist.

Eine Stadtverwaltung kann das alleine nicht stemmen. Umso schöner ist es, wenn aus der Stadtgesellschaft heraus Initiativen wie die Vesperkirche entstehen, die von Ehrenamtlichen getragen werden, die mit Feuereifer dieses Projekt zum Fliegen gebracht haben. Es sind nur zwei Wochen im Jahr, aber wer weiß, was aus diesen zwei Wochen heraus sich alles entwickeln kann.

Ihre Eva Weber, stv. Landesvorsitzende der KPV Bayern, Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg

 

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