Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-5-2024 - 29. Februar)
Franz Löffler, Bezirkstagspräsident der Oberpfalz und Landrat des Landkreises Cham
 

► Franz Löffler, Bezirkstagspräsident der Oberpfalz und Landrat des Landkreises Cham:

 

Laientheater ist Kunstform und soziales Erlebnis

Liebe Leserinnen und Leser,

Laientheater in der Oberpfalz ist künstlerisches und soziales Ereignis von Menschen für Menschen. So habe ich das über viele Jahrzehnte in meiner Heimatstadt Waldmünchen selbst erlebt und erfahren. Dort zieht jedes Jahr im Juli und August auf der Freilichtbühne das historische Festspiel um den Pandurenoberst Franz Freiherr von der Trenck die Zuschauer in Bann.

Wird er mit seinen Panduren auch die Stadt Waldmünchen plündern und niederbrennen, wie vorher schon in Cham geschehen? Oder wird die von ihm als Kriegsbeute entführte Kathi Schwab ihn durch ihre Liebe davon abhalten können? Das dramatische Schauspiel um Macht, Gewissen und starke Gefühle in der Zeit des österreichischen Erbfolgekriegs 1742 wird von über 400 ehrenamtlich Aktiven zum Leben erweckt: Als Darsteller auf der Bühne, als Schwarze Panduren, beim Fanfarenzug, im Pandurenlager, aber auch im Kartenvorverkauf, bei der technischen Betreuung der Bühne oder das Jahr über in der Versorgung der Pferde. Die Ausstrahlung des Festspiels reicht weit über Waldmünchen hinaus, rund 1/3 der Online-Tickets werden außerhalb des Landkreises Cham verkauft.

Festspiele sind sozialer Kitt für eine starke Gemeinschaft

Es gibt Menschen, die eigens ihren Urlaub so planen, dass sie bei „ihrem“ Trenck mitmachen können. Als Gründungsmitglied der Schwarzen Panduren, ehemaliger Vorstand und seit 2010 als Präsident freue ich mich stets aufs Neue auf unser „Trenck-Kranzel“ zum Abschluss der Festspielsaison. Hier zeigen sich die persönliche Bindung und der soziale Zusammenhalt, wenn Mitstreiter für ihren Einsatz über Jahrzehnte ausgezeichnet werden. Auch in Zeiten von Social Media lassen sich junge Menschen für Trenck begeistern, so dass unser Vereinsvorstand Martin Frank sich um den Nachwuchs keine Sorgen zu machen braucht. Das Festspiel ist auch Standortfaktor: So hat ein mittelständischer Firmenchef aus dem Raum Regensburg und früherer Schirmherr seine Investitionsentscheidung für die Stadt Waldmünchen getroffen.

Festspiel- und Laientheaterförderung als Heimatpflege und zur Persönlichkeitsbildung

Die Stärkung des Heimatbewusstseins sowie die Bildung und Unterstützung in der Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen sind Schwerpunkthemen der Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberpfalz. Deshalb fördert der Bezirk Oberpfalz seit über fünf Jahrzehnten Oberpfälzer Festspiele, aktuell mit insgesamt ca. 40.000 Euro pro Jahr. Finanziell unterstützt werden neben dem „Trenck“ auch der Pfingstritt in Bad Kötzting oder die Drachenstich-Festspiele in Furth im Wald. Zum Zug kommen aber auch die kleineren Festspiele wie die Burgspiele Parsberg oder der Festspielverein Wenzenbach für das Festspiel „Der letzte Ritter“.

Neben den Zuschüssen zu rund 50 Festspielen unterstützt der Bezirk Oberpfalz seit den 1980er Jahren die Laientheaterszene in der Oberpfalz zugleich fachlich. Seit fünf Jahren bietet Laienspielberaterin Evi Eiberger mit Unterstützung von Fachreferenten Seminare an zu Regie, Sprechtechnik, Bühnengestaltung und vielem mehr. Schon als Kind hat sie bei den Waldfestspielen in Bad Kötzting Theaterluft eingesaugt, ihre Arbeit als Assistentin und Regisseurin am Stadttheater Regensburg hat sie zur leidenschaftlich engagierten Theaterschaffenden gemacht. Das von ihr seit zwei Jahren angebotene Programm „Laimiaus“ hat zum Ziel, aus dem, was da ist, das Bestmögliche zu machen. Eibergers Blick von außen und das gemeinsame Spiel schaffen Raum für neue Herangehensweisen.

Ihre Arbeit kommt an: „Wir haben durch dich gelernt über unseren Tellerrand hinauszusehen und auch mal mutig zu inszenieren“, sagt etwa Karin Michl, Regisseurin des Festspiels „Der Hussenkrieg“ in Neunburg vorm Wald.

Ich bin davon überzeugt: Die Darstellung einer anderen Person kann das Einfühlungsvermögen für andere Menschen und das Verantwortungsbewusstsein für die Gemeinschaft stärken. Diese sozialen Kompetenzen sind ein gutes Rüstzeug für ein gelingendes Leben.

Ihr Franz Löffler, Bezirkstagspräsident der Oberpfalz und Landrat des Landkreises Cham

 

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