Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-20-2023 - 26. Oktober)
gz kommentator josef mederer
 

► Josef Mederer, Bezirkstagspräsident von Oberbayern:

 

Abschied und Neuanfang

Liebe Leserinnen und Leser,

als Präsident des oberbayerischen Bezirkstags hatte ich die große Ehre seit 2008 die soziale und kulturelle Landschaft Oberbayerns aktiv mitzugestalten. Bei der Bezirkswahl am 8. Oktober bin ich nicht mehr zur Wahl angetreten. Für diese Entscheidung habe ich nicht lange mit mir ringen müssen. Denn ich finde, es ist an der Zeit, den Staffelstab an eine jüngere Persönlichkeit weiterzugeben. In wenigen Tagen ist es so weit: Am 3. November bestimmt der neu gewählte oberbayerische Bezirkstag meine Nachfolge.

Abschied und Neuanfang: Selbstverständlich ist dies ein Einschnitt in meinem Leben, der meine Familie und mich tief bewegt. Denn ich stand mehr als 50 Jahre aktiv im Berufsleben, war für 25 Jahre mit Leib und Seele Mitglied des Bezirkstags und mit Leidenschaft 15 Jahre dessen Präsident. Aus meiner Sicht gibt es kaum ein kommunales Amt, in dem man ein so breites Themenspektrum verantwortet, so viel Gestaltungsfreiheit hat und so viel Positives für die Menschen bewirken kann. Deshalb war ich immer Treiber für Veränderungen zum Wohle der Menschen.

Beispielsweise bei der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen, die mir sehr am Herzen liegen. So haben wir ab dem ersten Jahr meiner Präsidentschaft mit hohem Tempo die kbo-Kliniken dezentralisiert. Das Ziel war, die therapeutischen Angebote näher zu den Menschen zu bringen. 2008 gab es kbo-Kliniken an vier großen Standorten in Oberbayern. Heute sind es über 50 Standorte. Eine Herzensangelegenheit ist für mich auch unser Krisendienst Psychiatrie, den der Bezirk mit einem breiten Netzwerk in ganz Oberbayern aufgebaut hat. Das Angebot wird hervorragend angenommen. Rund 30.000 Menschen pro Jahr holen sich dort schnelle Hilfe in seelischer Not. Dass unser Krisendienst dann noch zur Blaupause für die Krisendienste Bayern wurde, ist eine besondere Anerkennung unserer Arbeit beim Bezirk.

Natürlich hatten wir besonders in den letzten Jahren immer wieder gewaltige Herausforderungen – inhaltlich ebenso wie finanziell. Zum einen ging es darum, neue Aufgaben zu meistern, zum anderen Veränderungen anzustoßen. Bei neuen Aufgaben denke ich an die Übernahme der ambulanten Eingliederungshilfen und der ambulanten Hilfe zur Pflege von den örtlichen Trägern. Außerdem an die Pflegestützpunkte, für die wir uns beim Bezirk eingesetzt haben, und an unsere Beratung vor Ort, die es ebenfalls fast überall in Oberbayern gibt. Wir sind damit für die Menschen regional-dezen-
tral erreichbar.

Bei den großen Veränderungen führt kein Weg an der UN-Behindertenrechtskonvention, an Teilhabe und Inklusion vorbei. Auch hier hat sich der Bezirk Oberbayern konsequent auf den Weg gemacht. Schließlich geht es für Menschen mit Behinderungen darum, dass sie ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben führen können. Auch hier ist das Ziel: so viele ambulante Angebote wie möglich, dezentral und weg von den großen Einrichtungen.

Das alles kostet Geld. Dass wir unsere Aufgaben hochkompetent erfüllen können, verdanken wir beim Bezirk auch unseren Umlagezahlern. Unser Haushalt hat sich während meiner Präsidentschaft mehr als verdoppelt. 2008 haben wir 1,11 Milliarden Euro ausgegeben. 2023 werden es 2,46 Milliarden Euro. Insgesamt hatte ich in den eineinhalb Jahrzehnten meiner Präsidentschaft die Finanzverantwortung für 27,8 Milliarden Euro. Jeden Cent haben wir zum Wohle der Menschen in Oberbayern verwendet.

Deshalb hat sich auch die bauliche Infrastruktur in unseren Museen, Schulen und Einrichtungen deutlich verbessert. Aktuell investieren wir kräftig in Bildung: In Ingolstadt entsteht ein Neubau für die Johann-Nepomuk-Kurz-Schule für Kinder mit Körperbehinderungen und in Garmisch-Partenkirchen ein Neubau für die Schulen für Holz und Gestaltung.

An dieser Stelle möchte ich unseren Umlagezahlern, den 20 Landkreisen und drei kreisfreien Städten Oberbayerns, herzlich danken. Wir waren miteinander immer in einem guten Einvernehmen. Ihnen verdanken wir, dass wir beim Bezirk unsere Aufgaben zum Wohle der 4,8 Millionen Bürgerinnen und Bürgern in Oberbayern so gut erfüllen können. Dank der guten Finanzausstattung schaffen wir gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Oberbayern – in den Städten ebenso wie in ländlich geprägten Regionen.

Liebe Leserinnen und Leser, mit dieser Kolumne verabschiede ich mich von Ihnen. Der Bezirk und die kommunale Familie haben gemeinsam sehr viel erreicht. Und ich bin zutiefst dankbar für die Unterstützung und das Vertrauen, das mir die Landräte und Landrätinnen, die Oberbürgermeister und die Verantwortlichen in den Einrichtungen und Diensten entgegengebracht haben. Das hat unsere Gemeinschaft gestärkt, und darauf dürfen wir stolz sein.

Ihr Josef Mederer, Bezirkstagspräsident von Oberbayern

 

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