Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-22-2022)
gz kommentator josef mederer
 

► Josef Mederer, Bezirkstagspräsident von Oberbayern:

 

Guter Service, sichere Erreichbarkeit

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Menschen mit der eigenen Pflegebedürftigkeit oder der eines Menschen in ihrem familiären Umfeld konfrontiert sind, beginnt für alle Beteiligten eine besonders sensible Lebensphase. Viele sind verunsichert. Sie ängstigen sich, was auf sie zukommt. Und meist brauchen sie Unterstützung, wenn sie Leistungen bei der Pflegeversicherung beantragen, Anträge ausfüllen und geeignete Angebote auswählen müssen. Fast jede Familie ist irgendwann davon betroffen, und jede familiäre Konstellation ist dann anders.

Genau hier setzt die Arbeit der Pflegestützpunkte (PSP) an. Aus meiner Sicht sind die Pflegestützpunkte ein hervorragendes Instrument, um Menschen bei diesen schwierigen Lebensentscheidungen zu unterstützen – wohnortnah, umfassend und unabhängig. Deshalb hat der Bezirk Oberbayern dieses Projekt zur Chefsache gemacht. Beim Start im Frühjahr 2020 gab es in Oberbayern nur einen Pflegestützpunkt in Neuburg-Schrobenhausen. Heute stehen den Menschen in 16 von 20 Landkreisen und in zwei von drei kreisfreien Städten sachkundige Personen in Pflegestützpunkten mit Rat und Tat zur Seite. Weiße Flecken gibt es nur noch in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Fürstenfeldbruck und Miesbach sowie in der Landeshauptstadt München, die bereits über ein engmaschiges Beratungsnetz verfügt. Im Landkreis München unterzeichnen wir demnächst den Vertrag.

Unsere in Oberbayern im bayerischen Vergleich sehr gute Abdeckung ist das Ergebnis einer großartigen Gemeinschaftsleistung der beteiligten Kranken- und Pflegekassen, der Landkreise und kreisfreien Städte sowie des Bezirks Oberbayern. ‚Miteinander‘ war und ist das Zauberwort. Gemeinsam teilen wir uns auch die PSP-Finanzierung: Kranken- und Pflegekassen übernehmen zwei Drittel der Kosten, der Landkreis beziehungsweise die kreisfreie Stadt und der Bezirk Oberbayern teilen sich das verbleibende Drittel jeweils zur Hälfte.

Die aktuellen Rechtsgrundlagen beinhalten ein kommunales Initiativrecht. Das heißt, die Kassen müssen mitziehen, wenn ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt – meist auf der Grundlage eines Kreistags- oder Stadtratsbeschlusses – einen Pflegestützpunkt beantragt. Diese Regelung hat sehr befördert, dass wir so schnell fast flächendeckend Pflegestützpunkte etablieren konnten. Das Initiativrecht läuft Ende 2023 aus. Das ist für uns ein guter Grund, bei den verbleibenden Landkreisen weiterhin Überzeugungsarbeit zu leisten und zu hoffen, dass sie die Gunst der Stunde noch nutzen werden.

Die Pflegestützpunkte sind nach unserer Auffassung ein wichtiges Instrument, um die soziale Daseinsvorsorge in einem so komplexen Bereich wie der Pflege zu sichern. Warum das so wichtig ist, lässt sich bei einem Blick in die Statistik erkennen. Aktuell leben in Bayern rund 491.000 Menschen, die ambulant oder stationär pflegebedürftig sind. Laut einem Gutachten des Bayerischen Gesundheitsministeriums steigt die Zahl bis zum Jahr 2050 auf mindestens 671.000 bis zu 888.000 Menschen.

All diese Menschen brauchen dringend Beratungsangebote, wie sie sie beim Pflegestützpunkt bekommen können. Informationen aus erster Hand benötigen aber nicht nur Pflegebedürftige, sondern auch rund 50.000 Menschen mit Behinderungen, die vom Bezirk Oberbayern Leistungen der Eingliederungshilfe erhalten.

Jede Person steht für ein meist bewegendes menschliches Schicksal. Deshalb haben wir mit unserer Beratung vor Ort ein weiteres wohnortnahes Beratungsangebot geschaffen, das die Arbeit der Pflegestützpunkte ergänzt. Mitarbeitende des Bezirks Oberbayern sind unser Gesicht vor Ort. Sie sind an einem Tag pro Woche mit einer offenen Sprechzeit an den jeweiligen Pflegestützpunkt angedockt und ergänzen dessen Arbeit mit der Beratung zu unseren Sozialen Leistungen.

Aktuell gibt es 16 Beratungen vor Ort in Oberbayern, zwei weitere gehen noch im November an den Start. Eine wichtige Besonderheit ist: Bei der Beratung berücksichtigen unsere Mitarbeitenden die regionalen Gegebenheiten und vernetzen sich mit der sozialen Landschaft vor Ort. Wir selbst bündeln an jedem Standort unser vielfältiges Wissen zur Eingliederungshilfe, zu den Leistungen für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten und natürlich zur ambulanten und stationären Hilfe zur Pflege. Denn uns ist es ein Anliegen, dass das Wissen dort ankommt, wo es benötigt wird. Unsere Ziele sind: guter Service, sichere Erreichbarkeit und zügige Klärung der Anliegen. Denn: In einer immer komplexer werdenden Welt sind kurze Wege wichtiger denn je!

Ihr Josef Mederer, Bezirkstagspräsident von Oberbayern

 

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