Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-12-2016)
Kommentar von Stefan Rößle
 
► Stefan Rößle, Landrat im Landkreis Donau-Ries, KPV-Landesvorsitzender:
 
TTIP: Akzeptanz durch Transparenz

Liebe Leserinnen und Leser,

die plötzlich auftretenden Unwetter mit schlimmen Schäden an Personen und Eigentum in den vergangenen Wochen haben es gezeigt: Die Natur ist manchmal nicht zu bändigen und trotz des besten Hochwasserschutzes sind für Staat und Kommunen derartige lokal begrenzte Groß-regenereignisse wohl nie in den Griff zu bekommen.

Es verwundert deshalb nicht, wenn sich gerade im Zusammenhang mit derartigen Ereignissen viele Menschen die Frage stellen, in welcher Weise diese plötzlichen Wetterumschwünge evtl. doch zu einem gewissen Teil von ihnen selbst mit verursacht worden sind.

Seit Jahrzehnten streiten sich die Experten ausführlich darüber, zu welchem Grad der Mensch an der Veränderung des Klimas beteiligt ist. Die Bandbreite reicht von Kausalzusammenhängen hinsichtlich Einzelereignissen bis hin zur fast kompletten Abstreitung jeglicher Verantwortung. Die Realität liegt vermutlich wie meistens irgendwo in der Mitte zwischen den klimatechnischen Endzeitpredigern und den zügellosen Kapitalismuslobbyisten.

Dies bedeutet für mich, wir sollten trotz der bedenklichen Häufung extremer Gewitter mit Stark-regen innerhalb der vergangenen Wochen nicht voreilige Schlussfolgerungen ziehen. Denn der Klimawandel lässt sich – wenn man der Mehrzahl der serösen wissenschaftlichen Literatur Glauben schenkt - eher weniger durch einzelne Witterungsabschnitte definieren. Der vom Menschen beeinflusste Klimawandel vollzieht sich innerhalb von Jahrzehnten bis Jahrhunderten und zudem nicht überall in gleicher Geschwindigkeit und Ausprägung.

Trotzdem müssen wir gegensteuern, vor allem die CO2-Emissionen merklich reduzieren - und zwar schnell. Denn je langsamer die Weltgemeinschaft den vielen Worten der vergangenen Jahre auch konkrete gemeinsame Taten folgen lässt, desto schwieriger und vor allem desto teuer wird es für alle, die entsprechenden Konsequenzen letztendlich zu schultern.

Auch der im nächsten Jahr scheidende Bundespräsident Joachim Gauck stößt ins gleiche Horn und hat erst kürzlich die mediale Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit den schlimmen Unwettern in Deutschland dahingehend genutzt. Er forderte „zusätzlichen Schwung für mehr Umweltschutz“ und appellierte, die neu „gewonnene Dynamik“ bei der nachhaltigen Entwicklung und dem Klimaschutz weiter beizubehalten. Recht hat er! Denn mit der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ und dem Pariser Klimaschutzabkommen sind gerade im vergangenen Jahr wichtige Weichen gestellt worden, die Hoffnung machen.

Dennoch ist die Staatengemeinschaft von vielen ihrer Ziele noch weit entfernt. Auch hierzulande müssen wir uns erheblich anstrengen, damit wir unsere internationalen Versprechen zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz überhaupt einlösen können. Deutschland muss bis 2050 die ambitionierte Zielmarke von gut 80 Prozent erneuerbarer Energien erreichen. Hierzu bedarf es unter anderem eines grundlegenden Umbaus des hochkomplexen Systems der Energieversorgung - der zwar bereits begonnen hat, aber infolge unterschiedlichster Interessenlagen politisch und gesellschaftlich äußerst schwierig zu beackern ist.

Ja, die Energiewende wird auch uns als KPV in der politischen Auseinandersetzung noch über viele Jahre fordern und dazu neue Aufgaben für unsere Kommunen bereithalten. Aber es kann sich für uns alle lohnen. Denn durch den Einsatz von erneuerbaren Energien werden vor allem die CO2-Emissionen drastisch reduziert. Dies trägt wiederum dazu bei, dass auf jeden Fall der von Menschenhand verursachte Teil des Klimawandels gebremst wird und unsere nachfolgenden Generationen möglichst die gleichen Chancen wie wir bekommen, die Ressourcen der Erde achtsam zu nutzen.

Ihr Stefan Rößle, Landrat im Landkreis Donau-Ries, KPV-Landesvorsitzender

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