Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-22-2020)
gz kommentator josef mederer
 

► Josef Mederer, Bezirkstagspräsident von Oberbayern:

 

Hilfen für Ratsuchende werden ausgebaut

Liebe Leserinnen und Leser,

stellen Sie sich bitte folgende beispielhafte Situation vor: Simon ist vier Jahre alt, der Junge hat eine Autismus-Spektrum-Störung und zeigt im Alltag herausfordernde Verhaltensweisen. Er lebt mit seiner Familie in Mühldorf am Inn. Simon wurde bisher zu Hause von seinen Eltern betreut. Aufgrund seiner stark ausgeprägten Verhaltensweisen sind seine Eltern am Ende ihrer Kräfte. Sie entschließen sich daher, nach passenden Hilfen für ihr Kind zu suchen. Sie wünschen sich für Simon optimale Förderung und Teilhabe am sozialen Leben.

Schicksale wie das von Simon und seiner Familie gibt es überall in Oberbayern. Die geschilderte Lebenslage ist eine für die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen typische Konstellation. Die Mitarbeitenden unserer Sozialverwaltung beraten Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige stets intensiv, um deren Wunsch- und Wahlrecht bestmöglich zu verwirklichen. Das Ziel ist immer die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft. Simons Familie sucht, so oft es geht, mit uns das persönliche Gespräch, das mehr Nähe und Verständnis entstehen lässt. Dafür ist den Eltern kein Weg zu weit – nicht einmal die rund 80 Kilometer einfach vom Wohnort nach München zum Bezirk.

Seit kurzem können sich Simons Eltern mit all ihren Anliegen zu den Hilfen des Bezirks auch an unsere Vor-Ort-Beratung im Landratsamt Mühldorf am Inn wenden. Mit dem wöchentlichen Sprechtag für die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis verbessern wir unsere Beratungs- und Serviceangebote deutlich. Wir sehen uns als Lotsen in einem Hilfesystem, das durch immer neue gesetzliche Vorgaben und Änderungen immer komplexer wird. Sprechtage des Bezirks zu den Leistungen der Eingliederungshilfe und zur Hilfe zur Pflege gibt es bereits in den Landkreisen Ebersberg, Landsberg am Lech, Mühldorf am Inn und Berchtesgadener Land. Die Landratsämter stellen uns derzeit dankenswerterweise Räumlichkeiten zur Verfügung – auch das ein Zeichen für unsere gute Zusammenarbeit mit unseren Umlagezahlern.

Eine wichtige Besonderheit ist: Bei der Beratung berücksichtigen unsere Mitarbeitenden die regionalen Gegebenheiten und vernetzen sich mit dem örtlichen Sozialwesen. Diese Vernetzung ist für die ratsuchenden Menschen von unschätzbarem Wert. Unsere ersten Erfahrungen mit der Vor-Ort-Beratung sind vielversprechend, selbst wenn wir wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht so durchstarten können, wie wir es uns wünschen würden. Trotzdem empfinden es die Ratsuchenden als Riesengewinn, dass wir als Bezirk jetzt wohnortnah für sie mit all ihren Sorgen und Nöten da sind.

Dieses Angebot hochkompetenter Beratung vor Ort bauen wir Schritt für Schritt weiter aus. In allen kreisfreien Städten und Landkreisen, die es wünschen, werden wir uns mit Sprechtagen einbringen. Mehrere örtliche Träger haben bereits Interesse angemeldet. Die Sprechtage sehen wir als Ergänzung zu den geplanten Pflegestützpunkten, für die es in den genannten Landkreisen bereits grünes Licht gibt. Auch daran beteiligen wir uns finanziell und inhaltlich. Alle Seiten streben hier eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger an.

Unsere Servicestelle ist bisher die erste Anlaufstelle für Fragen rund um die sozialen Leistungen des Bezirks. Dort bündeln wir unser vielfältiges Wissen zur Eingliederungshilfe, zu den Leistungen für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten und natürlich zur ambulanten und stationären Hilfe zur Pflege. Allein im ersten Halbjahr 2020 haben die Servicestelle fast 10.000 Anfragen erreicht – eine gewaltige Zahl mit weiter steigender Tendenz. In ihrer jetzigen Form hat sie ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Wir bauen sie deshalb gerade zu einer Servicehotline aus mit mehr Personal und erweiterter telefonischer Erreichbarkeit. Denn ratsuchende Menschen brauchen sachkundige Ansprechpersonen.

Unser Ziel ist: guter Service, sichere Erreichbarkeit und zügige Klärung der Anliegen der Bürgerinnen und Bürger. Mehr und bessere Beratungsangebote, nah am Menschen: Ansprechbarkeit und Erreichbarkeit sind wichtiger denn je!

Ihr Josef Mederer, Bezirkstagspräsident von Oberbayern, Präsident des Bayerischen Bezirketags

 

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