Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-20-2019)
Kommentar von Dr. Klemens Gsell
 

► Dr. Klemens Gsell, Stv. Landesvorsitzender der KPV Bayern, 3. Bürgermeister der Stadt Nürnberg:

 

ÖPNV für alle? 365-Euro-Ticket in Nordbayern für Schüler

Liebe Leserinnen und Leser,

Ministerpräsident Dr. Markus Söder hat viele überrascht mit der Ankündigung bis Ende des nächsten Jahrzehnts den ÖPNV für alle mit einem symbolischen Preis von einem Euro pro Tag zu ermöglichen. Während andere lange daran zweifelten und die Kritik-Keule am Umsetzungszeitraum auspackten, wird in Bayern die Linie konsequent bearbeitet.

Der Münchener Bereich konnte als erster über eine große Unterstützung des Freistaates seine Ausbaupläne und eine Tarifreform angehen. Jetzt hat auch der Norden mit dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) seine Chance durch den Freistaat erhalten. Eine Millionen-Spritze des Freistaates ermöglicht es dem VGN den beteiligten Kommunen den Vorschlag zu machen, für Schülerinnen und Schüler im gesamten Gebiet für einen Euro pro Tag den ÖPNV zu nutzen.

Zunächst können die bislang nicht von der Schülerbeförderung profitierenden Jugendlichen damit den ÖPNV günstig benutzen. Natürlich haben auch die Begünstigten der Schülerbeförderung den Vorteil, weitere Tarifzonen preiswert zu befahren. Zusammen mit den Studententickets, die es schon gibt, ist dieser Einstieg für die jungen Generationen ein wichtiger Schritt zur Nutzung des ÖPNV statt eigener Kraftfahrzeuge (Elterntaxi oder Selbstfahrer). Ein starkes Argument für die klimafreundliche Mobilität und eine Nagelprobe auf das wirkliche Interesse der „Friday for Future“-Generation an der Verkehrswende.

Damit dieses großzügige Angebot des Freistaates umgesetzt werden kann, bedarf es noch der Zustimmung der Kommunen Nordbayerns, die auch mit einem erheblichen Finanzierungsanteil dabei sein müssen. ÖPNV für alle bedeutet eine Belastung des Steuerzahlers und wird noch viele Verteilungsgespräche hervorrufen.

Doch angesichts der Überfüllung auf den Straßen und den Einsparungspotenzialen im Verkehr dürfte diese politische Priorität Sinn machen. Mit diesem Schritt ist aber der klare Auftrag verbunden, dass die operative Finanzierung des ÖPNV eine Aufgabe für alle staatlichen Ebenen sein wird und daher neben Kommunen und Freistaat auch vom Bund noch Gelder kommen müssen. Dann können auch weitere Generationen vom 1-Euro/Tag-Ticket profitieren.

Ihr Dr. Klemens Gsell, Stv. Landesvorsitzender der KPV Bayern, 3. Bürgermeister der Stadt Nürnberg

GemeindeZeitung

Kolumnen & Kommentare

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung