(GZ-17-2024 - 12. September) |
► GZ-Interview mit Dr. Christian Krams, Leiter Konzern-Schaden und
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Hochwasser in Bayern: Kommunale Gebäude stark betroffen - Prävention und Versicherungsschutz als zentrale AufgabenDas Juni-Hochwasser hinterließ in Bayern deutliche Spuren und richtete beträchtliche Schäden an kommunalen Gebäuden an. Besonders betroffen waren Regionen wie der Augsburger Raum, doch die Auswirkungen waren im ganzen Freistaat spürbar. Dr. Christian Krams, Leiter Konzern-Schaden und Raimund Lichtmannegger, Leiter kommunaler Direktvertrieb bei der Versicherungskammer Bayern, sprechen im GZ-Interview über die regionale Verteilung der Schäden, die Herausforderungen bei der Regulierung und die Bedeutung von Prävention in Zeiten des Klimawandels. GZ: Das Juni-Hochwasser hat in Bayern auch zahlreiche kommunale Gebäude getroffen. Wo lagen die Schwerpunkte dabei regional?
Dr. Christian Krams: Das Hochwasser im Juni hatte gravierende Auswirkungen in ganz Bayern und dauerte von Ende Mai bis Mitte Juni. In diesem Zeitraum fiel in den betroffenen Regionen an einem Tag so viel Regen wie normalerweise in einem durchschnittlichen Monat. In sage und schreibe 18 Landkreisen und Städten in Bayern musste zwischenzeitlich der Katastrophenfall ausgerufen werden. Die Schwerpunkte in Bezug auf die regionale Häufung der bisher gemeldeten kommunalen Schäden lagen überwiegend im Augsburger Raum. Eine Vielzahl weiterer kommunaler Schäden verteilt sich relativ gleichmäßig über unser gesamtes Geschäftsgebiet in Bayern. GZ: Welche (bei Ihnen versicherte) kommunale Schäden kamen hauptsächlich vor? Krams: Aufgrund der außergewöhnlich hohen Niederschlagsmengen, die über einen längeren Zeitraum eine Vielzahl verschiedenster Schäden verursachten, stellte das Ereignis eine sehr große Herausforderung für alle Betroffenen dar; auch die Kommunen blieben von dem schweren Schadenereignis nicht verschont. Neben der hohen Anzahl der Sachschäden bei Kommunen sind vor allen Dingen die Auswirkungen an Kulturdenkmälern erheblich. Unsere Schadenmanager arbeiten daran, die Schäden für unsere Kommunen so zügig wie möglich zu bewerten und zu regulieren. Dabei sind auch oft Fragen des Denkmalschutzes mit zu berücksichtigen, sodass zum jetzigen Zeitpunkt noch keine valide Aussage über Schadenhöhen getroffen werden kann. Es wurden viele kommunale Gebäude und natürlich auch deren Inventar betroffen. Die Art der Gebäude reicht von Rathäusern, Verwaltungsgebäuden, Kindergärten, Bauhöfen bis hin zu Brunnenanlagen. Die betroffenen Gebäude spiegeln dabei die gesamte Bandbreite der bei uns versicherten kommunalen Gebäude wider. Infolge des Hochwassers bearbeiten wir kleinere, aber auch sehr große Schäden. Die Regulierung schreitet voran, die Gutachten wurden überwiegend erstellt, Sondersachverständige, wie Chemiker sind eingebunden und die ersten Zahlungen sind bereits dem Baufortschritt entsprechend erfolgt. Die Regulierer und Sachverständigen stehen dabei in regelmäßigem Austausch mit den Bürgermeistern und Gemeindebevollmächtigten. GZ: Gibt es besonders prominente Beispiele von Hochwasser-getroffenen Gebäuden? Krams: Nennenswerte Schadenfälle sind z.B. die Stadt Memmingen, die mit einer Vielzahl an kommunalen Gebäuden betroffen war. Auch das Rathaus der Verwaltungsgemeinschaft Offingen wurde besonders schwer getroffen: Der Keller war überflutet und der Strom ist ausgefallen. Im Kindergarten Raubling wurden die Räume im Erdgeschoss des Kindergartens sehr stark beschädigt und in Holzkirchen wurde die Mehrzweckhalle des Marktes Holzkirchen überflutet. GZ: Welches Fazit lässt sich aus den Ereignissen vom Juni ziehen?
Raimund Lichtmannegger: Die Starkregenfälle im Juni haben uns erneut eindrücklich die Bedrohungen durch den Klimawandel vor Augen geführt. Wir alle müssen uns auf massiv steigende Naturgefahren einstellen. Vor allem (lokale) Extremniederschläge bringen ein enormes Schadenpotential für das eigene Hab und Gut sowie die Infrastruktur mit sich. Es ist daher Verantwortung und Aufgabe eines jeden, der Zunahme von Wetterextremen präventiv etwas entgegenzusetzen. Dabei sind alle Akteure, vom privaten Wohngebäudebesitzer über die Landwirtschaft bis hin zu den Kommunen, aufgerufen, eigenverantwortlich Maßnahmen zu ergreifen bzw. im kooperativen Miteinander Vorsorge zu treffen. Ob mit Hochwasserschutzvorkehrungen für Bestandsgebäude, klimaangepasstem Bauen und Sanieren, kommunaler Planung bis hin zur Umsetzung sog. „Schwammstädte“ – mit geeigneten Klimafolgenanpassungen können Schäden geringgehalten bzw. im besten Fall ganz verhindert werden. Versicherungsschutz gegen Elementargefahren ist dabei ein wertvoller Baustein, um sich vor den finanziellen Folgen zu schützen. Auch hier ist die Versicherungskammer Bayern ein verlässlicher Partner. Sie bietet die Elementarschadenversicherung für über 99 Prozent aller Gebäude in Bayern. Für die verbleibenden Gebäude beraten Experten zu individuellen Vor-Ort Lösungen mit dem Ziel, auch für diese Versicherbarkeit zu ermöglichen. Versicherungsvertragsdichte bei Kommunen gering Vor dem Hintergrund der spürbaren Dynamik des Klimawandels und den gefährdeten Vermögenswerten erscheint die Versicherungsvertragsdichte auch bei Gemeinden, Städten und Landkreisen weiter zu niedrig. Auch wegen der steigenden Gefahren für Bürgerinnen und Bürger sollte das Thema Prävention und Versicherung zur „Chefsache“ gemacht werden. Für nähere Informationen und Beratung stehen Ansprechpartner der Kommunalen Direktbetreuung der Versicherungskammer Bayern gerne zur Verfügung. |
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