Interviews & Gesprächezurück

(GZ-23-2020)
GZ-Interview mit Markus Pannermayr, Oberbürgermeister der Stadt Regensburg, Vorsitzender des Bayerischen Städtetags
 

► GZ-In­ter­view mit Markus Pan­ner­mayr, Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt Strau­bing, Vor­sit­zen­der des Baye­ri­schen Städ­te­tags:

 

Corona heißt Ver­än­de­rung

125 Jahre alt wird der Baye­ri­sche Städ­te­tag im kom­men­den Jahr. Selten waren die Her­aus­for­de­run­gen für den Verband und seine Mit­glie­der so immens wie heute. Eines der Ge­sich­ter, die Bayern durch die Co­ro­na-Pan­de­mie führt, ist Markus Pan­ner­mayr, seit 2008 Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt Strau­bing und seit 2020 Städ­te­tags­chef. Mit ihm sprach die Baye­ri­sche Ge­mein­de­Zei­tung über ak­tu­el­le kom­mu­na­le Belange und mög­li­che Wege aus der Krise. Das Ge­spräch führte Con­stan­ze von Hassel.

Oberbürgermeister Markus Pannermayr, Vorsitzender des Bayerischen Städtetags. Bild: Stadt Regensburg
Ober­bür­ger­meis­ter Markus Pan­ner­mayr, Vor­sit­zen­der des Baye­ri­schen Städ­te­tags. Bild: Stadt Re­gens­burg

GZ: Blicken wir zu­nächst auf die Fi­nanz­la­ge. Ist die Ge­wer­be­steu­er tat­säch­lich nur „ein Teil der Wahr­heit der weg­bre­chen­den Fi­nan­zie­rung der Kom­mu­nen“, wie dies die Ober­bür­ger­meis­te­rin der Stadt Ei­se­nach, Katja Wolf, fest­ge­stellt hat? Ist das, was vor uns liegt, noch dra­ma­ti­scher als das, was wir heute schon für 2020 absehen können?

Pan­ner­mayr: Die Ein­schät­zung der Kol­le­gin ist zu­tref­fend. Die Kom­pen­sa­ti­on der Ge­wer­be­steu­er­aus­fäl­le in Höhe von knapp 2,4 Mil­li­ar­den Euro Bundes- und Lan­des­mit­tel bringt den Kom­mu­nen zu­min­dest für 2020 eine Er­leich­te­rung. Gleich­wohl sind die Städte und Ge­mein­den auf breiter Front be­trof­fen – ich denke hier u.a. an den kom­mu­na­len Anteil an der Ein­kom­men­steu­er.

Blicken wir in die Jahre 2021/22, so haben wir er­heb­li­che Sorgen, was die Sta­bi­li­sie­rung der kom­mu­na­len Haus­hal­te und den Erhalt der In­ves­ti­ti­ons­fä­hig­keit an­be­langt. In­so­fern war beim Spit­zen­ge­spräch zum Kom­mu­na­len Fi­nanz­aus­gleich 2021 eine unserer we­sent­li­chen For­de­run­gen, auf Bun­des­ebe­ne auch 2021 Kom­pen­sa­ti­ons­mit­tel be­reit­zu­stel­len. Der Frei­staat hat dazu seine Un­ter­stüt­zung zu­ge­sagt.

GZ: An welche Maß­nah­men denken Sie?

Pan­ner­mayr: Für uns war zu­nächst die Sta­bi­li­sie­rung der Ver­tei­lungs­mas­se für die Schlüs­sel­zu­wei­sun­gen wichtig. Ein Erfolg ist auch die ver­stärk­te För­de­rung des kom­mu­na­len Hoch­baus, ins­be­son­de­re von Schulen und Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen. Zudem haben wir er­reicht, dass für die Stra­ßen­aus­bau­pau­scha­len, mit denen der Staat die Ge­mein­den nach der Ab­schaf­fung der Stra­ßen­aus­bau­bei­trä­ge un­ter­stützt, 2021 ein­ma­lig 50 Mil­lio­nen Euro zu­sätz­lich ge­gen­über dem lau­fen­den Jahr zur Ver­fü­gung stehen. Dies bringt Sta­bi­li­tät für den Moment.

Ge­sell­schaft­li­che Debatte

Grund­sätz­lich werden wir aber auch eine ge­sell­schaft­li­che Debatte darüber führen müssen, wie wir Aus­ga­ben re­du­zie­ren können. Vor allem in der Kinder- und Ju­gend­hil­fe sind die kom­mu­na­len Leis­tun­gen in den ver­gan­ge­nen Jahren ge­ra­de­zu ex­plo­diert. Jetzt hat die Pan­de­mie dafür gesorgt, dass es auf der Ein­nah­men­sei­te einen Bruch gibt und wir dieses Aus­ga­ben­ni­veau deshalb nicht dau­er­haft ver­nünf­tig fi­nan­zie­ren werden können.

GZ: Apropos Aus­ga­ben: Wie be­ur­tei­len Sie die Ta­rif­ei­ni­gung im öf­fent­li­chen Dienst?

Pan­ner­mayr: Ich bin froh, dass eine Ei­ni­gung erzielt wurde. Der Kom­pro­miss ist aus­ge­wo­gen und für die kom­mu­na­le Seite noch tragbar. Die Kom­mu­nal­ver­wal­tung verfügt über hoch en­ga­gier­te Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter, die gerade auch jetzt her­vor­ra­gen­de Arbeit leisten. Gute Leis­tung muss gut ent­lohnt werden.

GZ: Sind die Städte Schwer­punk­te für den Wi­der­stand gegen Co­ro­na-Maß­nah­men – siehe „Mas­ken­pflicht für Grund­schü­ler“ oder Forch­heims Absage an der Teil­nah­me der Lang­zeit­stu­die „COVID Kids Bavaria“? Brau­chen wir einen Stra­te­gie­wech­sel?

Das Be­las­tungs­ni­veau steigt

Pan­ner­mayr: Grund­sätz­lich hat man schon den Ein­druck, dass sich der Wi­der­stand be­son­ders stark eher in den grö­ße­ren Städten for­miert. Nach meiner Be­ob­ach­tung hält der über­wie­gen­de Teil der Be­völ­ke­rung die Maß­nah­men jedoch für richtig und not­wen­dig. Die der­zei­ti­ge Ent­wick­lung der Fall­zah­len und die Wahr­neh­mung, dass auch in den Kli­ni­ken das Be­las­tungs­ni­veau steigt, führen dazu, dass die enorme Her­aus­for­de­rung der Pan­de­mie wieder stärker ins Be­wusst­sein tritt.

Die Men­schen haben in den ver­gan­ge­nen Monaten durch­aus ein großes Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein und Dis­zi­plin be­wie­sen. Um dies zu er­hal­ten, sind Klar­heit und Be­son­nen­heit sehr wichtig. Regeln müssen mög­lichst einfach, klar, gut be­gründ­bar und damit nach­voll­zieh­bar sein.

GZ: Noch zu Anfang dieses Jahres waren wir der Meinung, de­mo­gra­fi­scher Wandel, En­er­gie­wen­de, Klima- und Ar­ten­schutz sowie Di­gi­ta­li­sie­rung seien die Themen, mit denen wir uns in naher Zukunft aus­ein­an­der­zu­set­zen haben. Rückt Corona jetzt alles in den Hin­ter­grund?

Pan­ner­mayr: Schein­bar ja, weil viel über Corona ge­spro­chen und be­rich­tet wird. Aus meiner Sicht manch­mal zu viel. Die Ge­sell­schaft sollte dieses Thema zwar sehr ernst nehmen, aber nicht in Angst­star­re ver­fal­len. Fakt ist, dass alle ge­nann­ten The­men­be­rei­che weiter auf der Agenda stehen. Auch vor Corona war bereits deut­lich zu spüren, dass es Ver­än­de­run­gen braucht. Die Pan­de­mie hat hier mög­li­cher­wei­se Pro­zes­se be­schleu­nigt. Grund­sätz­lich besteht die große Ge­ne­ra­tio­nen­auf­ga­be darin, eine Balance zwi­schen Öko­no­mie, Öko­lo­gie und dem so­zia­len Mit­ein­an­der her­zu­stel­len.

GZ: In Städten leben meist Bürger, die Energie aus er­neu­er­ba­ren En­er­gie­quel­len un­ter­stüt­zen, selbst aber kein Dach haben, um eine PV-An­la­ge zu in­stal­lie­ren. Genauso haben im Ver­gleich zum länd­li­chen Raum mehr Stadt­be­woh­ner für das Volks­be­geh­ren Ar­ten­schutz ab­ge­stimmt, die Folgen werden aber gerade in der Land­wirt­schaft sicht­bar. Sehen Sie die Städte in der Pflicht, in der Kli­ma­schutz-Dis­kus­si­on mit gutem Bei­spiel voran zu gehen und können Sie Bei­spie­le nennen?

Kluger Umgang mit Flä­chen­res­sour­cen

Pan­ner­mayr: Es gilt, vor Ort Kon­zep­te zu finden, die den Kita- und Schul­aus­bau sowie den Woh­nungs­bau in Ein­klang bringen mit einem klugen und ver­nünf­ti­gen Umgang mit Flä­chen­res­sour­cen. Dazu brau­chen wir die rich­ti­gen In­stru­men­te, wie das Ak­ti­vie­ren und Nutz­bar­ma­chen bereits ver­sie­gel­ter Flächen im In­nen­raum.

Auch die Mo­bi­li­täts­wen­de muss vor Ort statt­fin­den. In Strau­bing, einer Stadt mit über­schau­ba­ren Ent­fer­nun­gen, ist vor allem das Thema Fahr­rad­freund­lich­keit groß­ge­schrie­ben. Mit dieser span­nen­den Per­spek­ti­ve be­schäf­ti­gen wir uns sehr in­ten­siv. Auch ar­bei­ten wir zum Bei­spiel an einem neuen Be­schaf­fungs­kon­zept nach öko­lo­gi­schen und so­zia­len Ge­sichts­punk­ten – Stich­wort fairer Handel. Das sind kleine Schrit­te, die alle in die gleiche Rich­tung gehen. Hier sehe ich die Kom­mu­nen klar in der Ver­ant­wor­tung.

Krea­ti­ve Ansätze zur Bau­land­mo­bi­li­sie­rung

GZ: Sie haben die ver­sie­gel­ten Flächen an­ge­spro­chen. Hat Corona den Wunsch nach einer grünen Lunge in der Stadt zu einer Auf­wer­tung ver­hol­fen? Ist denn ein Park auch eine ver­sie­gel­te Fläche?

Pan­ner­mayr: Das ist eine span­nen­de Frage. Hier muss man dif­fe­ren­zie­ren. Es ist doch ein ge­wal­ti­ger Un­ter­schied, ob man eine Fläche ver­sie­gelt oder daraus eine Nah­er­ho­lungs­flä­che oder wert­hal­ti­ge Na­tur­flä­che ge­stal­ten kann. Sicher ist, dass in der Co­ro­na-Kri­se viele Men­schen die Heimat wieder neu ent­deckt haben und das Be­wusst­sein, sorgsam mit be­grenz­ten Flä­chen­re­ser­ven um­zu­ge­hen, klar ge­wach­sen ist.

GZ: Was wäre denn eine Maß­nah­me, um Städten eine Grund­stücks­mo­bi­li­sie­rung zu er­leich­tern?

Pan­ner­mayr: Hier kommt die Grund­steu­er C ins Spiel, ein In­stru­ment, das in der Re­gie­rungs­ko­ali­ti­on mo­men­tan kon­tro­vers dis­ku­tiert wird. Eine Grund­steu­er, mit der wir bau­rei­fe Grund­stü­cke mit einem eigenen He­be­satz belegen könnten, würde uns helfen, diese Flächen zu ak­ti­vie­ren und nutzbar zu machen. Sinn­voll wären auch eine Stär­kung des Vor­kaufs­rechts für Kom­mu­nen sowie eine steu­er­li­che Be­güns­ti­gung, wenn zum Bei­spiel nicht mehr be­nö­tig­te land­wirt­schaft­li­che Hof­grund­stü­cke an Kom­mu­nen ver­äu­ßert werden. Das sind durch­aus krea­ti­ve Ansätze.

GZ: Im ver­gan­ge­nen Jahr hat die GZ Ver­an­stal­tun­gen zur le­ben­di­gen Orts­mit­te or­ga­ni­siert. Was bräuch­ten Städte, um Orts­ker­ne am Leben zu er­hal­ten? Welche Mög­lich­kei­ten haben Sie als Rat­haus­chef, um bei­spiels­wei­se dem Ein­zel­han­del zu helfen? Und welche Maß­nah­men wären nötig, um ein Veröden ab­zu­wen­den?

Pan­ner­mayr: Ein für uns sehr wich­ti­ges In­stru­ment ist die Städ­te­bau­för­de­rung, die in den Kom­mu­nen viel­fach sehr po­si­ti­ve Wir­kun­gen erzeugt. Die Er­fah­rung zeigt: Wenn wir mit öf­fent­li­chen In­ves­ti­tio­nen in Quar­tie­ren einen po­si­ti­ven Impuls geben, löst dies auch private In­ves­ti­tio­nen aus und er­mög­licht eine Re­ak­ti­vie­rung.

Bei­spiel: In Strau­bing be­treibt die TUM einen Campus für Bio­tech­no­lo­gie und Nach­hal­tig­keit. Um die noch junge Uni­ver­si­tät in die In­nen­stadt zu in­te­grie­ren, kaufte der Frei­staat das von Schlie­ßung be­droh­te Kar­me­li­ten­klos­ter, welches nun um­ge­baut wird und künftig vom TUM-Cam­pus genutzt werden soll.

Aktuell be­fin­den wir uns in einer Si­tua­ti­on, in der es leider nicht möglich ist, in den In­nen­städ­ten Ver­an­stal­tun­gen und damit be­son­de­re Er­leb­nis­se zu ge­ne­rie­ren. In­so­fern wird Corona die Pro­ble­me der In­nen­städ­te noch ver­schär­fen. Das ist auch der Grund, warum wir uns ent­schie­den haben, unsere Städ­te­tags-Voll­ver­samm­lung im Juli 2021 unter den Ar­beits­ti­tel „Zukunft der In­nen­städ­te und Orts­ker­ne“ zu stellen.

Ret­tungs­pro­gramm für Kul­tur­schaf­fen­de

GZ: Viele Kunst- und Kul­tur­schaf­fen­de stehen vor dem Aus. Für wie wichtig halten Sie die Kul­tur­sze­ne für das Über­ste­hen dieser Krise und wie können Städte ihren Künst­lern helfen?

Pan­ner­mayr: Die Kul­tur­sze­ne gibt Städten eine ganz be­son­de­re Iden­ti­tät. Ein viel­fäl­ti­ges, buntes Kul­tur­le­ben ist eine un­ver­zicht­ba­re Grund­vor­aus­set­zung, um Of­fen­heit und Frei­heit im Denken zu be­wah­ren. Wir­kungs­vol­le Hilfe für die Künst­ler ist den Kom­mu­nen in der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on ehrlich gesagt leider nur bedingt möglich.

Zwar wurden im Sommer diverse Formate an­ge­bo­ten, die auch funk­tio­nier­ten, jedoch waren diese Maß­nah­men immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Umso mehr braucht es von Seiten des Bundes ein ef­fi­zi­en­tes und zügig um­ge­setz­tes Ret­tungs­pro­gramm für Kul­tur­schaf­fen­de, um den Kul­tur­be­reich über den Winter zu sta­bi­li­sie­ren.

Stär­kung des ÖPNV

GZ: Vor Corona ging es um die Stär­kung des ÖPNV. Mit Corona erlebt der In­di­vi­du­al­ver­kehr eine Re­nais­sance, da der ÖPNV auch auf­grund des In­fek­ti­ons­ri­si­kos ge­mie­den wird. Gleich­zei­tig werden Park­plät­ze zu Frei­schank­flä­chen und Heiz­pil­ze wieder sa­lon­fä­hig. Geben Sie den Be­mü­hun­gen um den Ausbau des ÖPNV eine Chance?

Pan­ner­mayr: Klares Ja. Die Stär­kung des ÖPNV wird für die Mo­bi­li­tät der Zukunft un­ver­zicht­bar sein, wobei die Her­aus­for­de­run­gen je nach Region oder Größe des Stand­orts un­ter­schied­lich sind. Es gibt Be­rei­che, wo bei uns zum Bei­spiel die Stadt-Um­land-Be­zie­hung mit dem ÖPNV nur sehr spo­ra­disch funk­tio­niert. Der­ar­ti­ge Ver­kehrs­be­zie­hun­gen zu stärken, ist we­sent­lich. Am wich­tigs­ten aber ist der Aufbau leis­tungs­fä­hi­ger Ver­bund­sys­te­me.

Unser Fern­ziel muss ein bay­ern­wei­ter Verbund sein, mit der Mög­lich­keit des un­kom­pli­zier­ten Um­stei­gens. Aktuell ist das System sehr komplex und klein­tei­lig und deshalb so nicht zu­kunfts­fä­hig. Üb­ri­gens birgt z.B. die Um­nut­zung eines PKW-Park­plat­zes in eine Frei­schank­flä­che oder auch einen Fahr­rad­park­platz die Chance, wieder mehr Le­bens­qua­li­tät in die Städte zu bringen. Das muss man den Men­schen er­klä­ren.

GZ: Thema Schulen: Masken müssen jetzt auch von Grund­schü­lern oder auch im Sport­un­ter­richt selbst im Freien ge­tra­gen werden. Eine Rück­kehr zum Dis­tanz­un­ter­richt ist trotz der vielen Co­ro­na-Tes­tun­gen nicht in Sicht. Al­ler­dings hat der erste Lock­down auch gezeigt, dass Ho­me­schoo­ling unter An­lei­tung einer Lehr­kraft funk­tio­niert. Was halten Sie von Ho­me­schoo­ling? Und wären die Schulen derzeit in der Lage, eine Si­tua­ti­on wie im März auf­zu­fan­gen?

Großer Ge­sprächs­be­darf bei Schul­the­men

Pan­ner­mayr: Was die Schulen im Früh­jahr ge­leis­tet haben, war be­ein­dru­ckend. Den Schü­lern im Ho­me­schoo­ling wurde viel­fach ein gutes Angebot un­ter­brei­tet. Gleich­wohl hat das Früh­jahr auch gezeigt, wie weit wir noch von einem wirk­lich trag­fä­hi­gen, flä­chen­de­cken­den System ent­fernt sind. Vor Jahren bereits hat der Städ­te­tag an den Frei­staat die For­de­rung nach einem ef­fi­zi­en­ten Ge­samt­kon­zept adres­siert. Dazu gehört auch, dass Technik der Päd­ago­gik dienen muss und nicht um­ge­kehrt. Auch wün­schen wir uns ein System, das mög­lichst ef­fi­zi­ent ad­mi­nis­trier­bar ist.

Großen Ge­sprächs­be­darf gibt es mo­men­tan in punkto Aus­stat­tung mit Leh­rer-Dienst­ge­rä­ten. Es ist der Wunsch des Frei­staats, dass die Kom­mu­nen die Geräte be­schaf­fen. Wir spre­chen aktuell darüber, den Frei­staat in einer Co­ro­na-be­ding­ten Son­der­maß­nah­me zu un­ter­stüt­zen. Aber die Be­din­gun­gen dafür müssen passen. Und wir werden im In­ter­es­se aller Be­tei­lig­ten gründ­lich darüber reden müssen, wie wir die enormen An­for­de­run­gen der Di­gi­ta­li­sie­rung künftig dau­er­haft und fair in der Schul­fi­nan­zie­rung ver­an­kern.

GZ: Was halten Sie von den Be­mü­hun­gen der Staats­re­gie­rung, Schulen mit Luft­fil­tern aus­zu­stat­ten?

Pan­ner­mayr: Über die Schulen haben wir vor Ort in Strau­bing den Bedarf ab­ge­fragt. Wir werden ver­su­chen, im Rahmen des För­der­pro­gramms schnellst­mög­lich ent­spre­chen­de Geräte zu be­schaf­fen. Al­ler­dings muss man dabei die not­wen­di­gen Aus­schrei­bungs­we­ge und die Ver­füg­bar­keit im Blick haben. Bei manchen Pro­duk­ten gibt es mo­men­tan einfach Eng­päs­se und Lie­fer­schwie­rig­kei­ten.

GZ: Stich­wort Kin­der­be­treu­ung: Im Oktober haben wir darüber be­rich­tet, dass Sie den Frei­staat auf­for­dern, Richt­li­ni­en zur Aus­rei­chung von Bun­des­mit­teln auf den Weg zu bringen. Fi­nanz­mit­tel seien zwar vor­han­den, könnten aber derzeit nicht ab­ge­ru­fen werden. Hat sich an der Si­tua­ti­on in­zwi­schen etwas ge­än­dert?

Pan­ner­mayr: Ja, der Frei­staat hat nach der In­ter­ven­ti­on des Baye­ri­schen Städ­te­tags tat­säch­lich schnell ge­han­delt. Der Hin­ter­grund ist, dass der Bund zu­sätz­li­che Mittel aus­ge­reicht hat, die den Kom­mu­nen für den Ki­ta-Aus­bau zur Ver­fü­gung ge­stellt
werden sollen. Für Bayern ging es um 160 Mil­lio­nen Euro, mit denen Schät­zun­gen zufolge nun ca. 10.000 Ki­ta­plät­ze zu­sätz­lich ge­för­dert werden können.

Globale Ent­wick­lungs­part­ner­schaf­ten

GZ: Unser Her­aus­ge­ber Landrat Stefan Rößle, Land­kreis Do­nau-Ries, hat großen Erfolg mit der Aktion „1.000 Schulen für unsere Welt“, die vom Ent­wick­lungs­hil­fe­mi­nis­te­ri­um un­ter­stützt wird. Er bündelt hier eh­ren­amt­li­ches En­ga­ge­ment in einer Aktion, die doch jedem Ein­zel­nen ge­nü­gend Spiel­raum für eigene Ideen lässt. Wie stehen Sie zu kom­mu­na­ler Ent­wick­lungs­hil­fe?

Pan­ner­mayr: Ich halte dies für ein hilf­rei­ches In­stru­ment, wenn es in ein gutes Netz­werk ein­ge­bun­den ist. Wir be­tei­li­gen uns mit unserem Know-how an Ak­ti­vi­tä­ten, die Bun­des­mi­nis­ter Dr. Müller ge­star­tet hat. Leider ist jetzt Co­ro­na-be­dingt alles ein biss­chen schwie­rig. Aktuell sind wir in Ge­sprä­che in­vol­viert, bei denen es um Ab­was­ser,- Was­ser­ver­sor­gungs- und Müll­ent­sor­gungs­kom­pe­tenz im Nahen Osten geht.

Ent­spre­chen­de Kon­tak­te wollen wir auch in Afrika auf­bau­en. Jedem Kom­mu­nal­po­li­ti­ker ist klar, dass das Denken nicht an der Stadt­gren­ze enden darf. Und so sind Kom­mu­nen aus meiner Sicht gerne bereit, ihr Können in eine größere Ver­ant­wor­tung ein­zu­bin­den.

Wie­der­auf­bau des Strau­bin­ger Rat­hau­ses

GZ: 2016 haben Sie das Strau­bin­ger Rathaus brennen sehen, wie steht es um den Wie­der­auf­bau?

Pan­ner­mayr: Der Wie­der­auf­bau ist kom­ple­xer als man denkt, weil wir es mit meh­re­ren his­to­ri­schen Ge­bäu­den zu tun haben. Es be­durf­te vieler Dis­kus­sio­nen, um ein kluges Konzept zu er­ar­bei­ten, das auch alle mo­der­nen Er­for­der­nis­se wie Bar­rie­re­frei­heit und tech­ni­sche Lö­sun­gen be­rück­sich­tigt. Mo­men­tan startet die Haupt­maß­nah­me mit der Er­tüch­ti­gung der Ge­bäu­de­sta­tik. Wir werden mit dem Wie­der­auf­bau mehr als drei Jahre be­schäf­tigt sein und können dann hof­fent­lich ver­mel­den, dass wir nicht nur den Zeit­rah­men, sondern auch den Kos­ten­rah­men ein­ge­hal­ten haben.

GZ: Zum Ab­schluss noch zwei Le­ser­fra­gen: 1. Wie will der Baye­ri­sche Städ­te­tag mit der zu nied­ri­gen För­de­rung bei den Feu­er­wehr­ge­rä­te­häu­sern umgehen?

För­der­sät­ze für Feu­er­wehr­ge­rä­te­häu­ser

Pan­ner­mayr: Die Stadt Strau­bing ist mit ent­spre­chen­den For­de­run­gen wie­der­holt auch an den Frei­staat her­an­ge­tre­ten. Tat­säch­lich ist es so, dass die För­der­sät­ze absolut gleich­ge­blie­ben sind, die Kosten sich aber sehr dy­na­misch ent­wi­ckelt haben und damit die För­der­quo­te nicht mehr zeit­ge­mäß ist. Die För­der­sät­ze sind schlicht und er­grei­fend über­ho­lungs­be­dürf­tig.

Be­hör­den­gän­ge ver­ein­fa­chen

GZ: 2. Frage: Wieso kann man Be­hör­den­gän­ge in Bayern nicht ver­ein­fa­chen?

Pan­ner­mayr: Über das Bür­ger­ser­vice-Por­tal werden bereits sehr viele Dienst­leis­tun­gen an­ge­bo­ten, die Ak­zep­tanz bei den Bür­ge­rin­nen und Bürgern ist al­ler­dings noch über­schau­bar. Lö­sun­gen müssen plau­si­bel, be­nut­zer­freund­lich und durch­gän­gig sein. Auf dem Weg zu einer di­gi­ta­len Ver­wal­tung gibt es durch­aus noch viel zu tun.

DK

 

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