Interviews & Gesprächezurück

(GZ-19-2015)
Gespräch mit Barbara Schick, Vorstand Komposit und Harald Speil
 
► Barbara Schick, Vorstand Komposit und Harald Speil:
 
Kommunalversicherung aus einem Guss

Umfassender Versicherungsschutz zu fairen und risikogerechten Preisen sowie eine Vielzahl zusätzlicher präventiver Dienstleistungen zur Vermeidung von Schäden: Dafür steht die Versicherungskammer Bayern, seit 1921 Partner der Kommunen im Freistaat. Diese Kompetenz spiegelt sich auch darin wider, dass öffentlich-rechtliche Einrichtungen im Sachversicherungsgeschäft der Versicherungskammer Bayern die zweitstärkste Kundengruppe nach den Privatkunden darstellen. Wie Barbara Schick, Vorstand Komposit der VKB und Harald Speil, Leiter der Hauptabteilung öffentlich-rechtliche Einrichtungen/Haftpflicht, in einem Interview mit der Bayerischen GemeindeZeitung erläuterten, beträgt das Prämienvolumen mit den öffentlich-rechtlichen Kunden rund 340 Mio. Euro. Etwa 190 Mio. Euro entfallen davon auf das Kommunalgeschäft.

Die Leistung der Versicherungskammer Bayern an die Kommunen zeichnet sich Schick zufolge dadurch aus, dass sie den Städten und Gemeinden einen Spezialversicherungsschutz anbietet. In den Kompositversicherungen würden die Kommunen mit all ihren Einrichtungen versichert, ohne dabei schwere Risiken wie die Absicherung einer Mülldeponie, einer Kläranlage oder bestimmter Risiken eines Fuhrparks auszuschließen. „Die unbegrenzte Deckung in der Kommunalen Haftpflichtversicherung ist dabei ein Alleinstellungsmerkmal im Markt“, betonte Barbara Schick.

Beihilfeablöseversicherung und betriebliche Vorsorge

Auch im Bereich der Lebens- und Krankenversicherung sei die VKB mit der Beihilfeablöseversicherung und der betrieblichen Altersvorsorge Partner der Kommunen. Dass in Komposit etwa 90 Prozent aller bayerischen Kommunen über alle Sparten hinweg bei der VKB versichert sind, spreche für sich.Nachhaltige Partnerschaft laute die Maxime.

RiskManagement

Diesem Ziel folgend unterstütze die VKB die Kommunen durch Beratungen und Schulungen im technischen wie im haftungsrechtlichen RiskManagement, so Schick. Beim technischen Risk-Management mit Ingenieuren, Architekten, Geologen und Geographen gehe es der Versicherungskammer darum, Schäden vorzubeugen. Konkret heißt dies: Beratung zum baulichen und betrieblichen Brandschutz, Beratung bei Schutz vor Einbrüchen zum Beispiel in Museen und Sparkassen, Beratung im Bereich Umweltrisiken (Gas-Tankanlagen, Kraft-werke, Müllverbrennungsanlagen, Deponien) und weiterer Elementargefahren vor allem gegen Hochwasser und Überschwemmungen oder auch zu Schäden durch Leitungswasser.

Prävention

Wie Harald Speil exemplarisch darlegte, wurden im Jahr 2011 1.500 Leitungswasserschäden in Kommunen untersucht. Dabei zeigte sich, dass gut ein Drittel in Kitas und Schulen eingetreten sind. Der durchschnittliche Schaden ist dort mit 6.500 Euro höher als in anderen kommunalen Einrichtungen. Aus dieser Erkenntnis heraus habe die VKB-Abteilung RiskManagement das Konzept „Schadenprävention in Schulen“ entwickelt.

Haftungsberatung

Beim haftungsrechtlichen RiskManagement wiederum werden Kommunen zu Aspekten der Haftung und zur Vermeidung von Personenschäden beraten.

Konkret ist der Fokus auf Verkehrssicherungspflichten (Winterdienst/Räum- und Streupflicht, Spielplätze, Schwimmbäder, Friedhöfe, Maibäume) gerichtet. Zudem werden Kommunen über die 1997 gegründete MediRisk Bayern zum Risk-Management in Krankenhäusern unterstützt. Mit dem Service der MediRisk Bayern stellt die Versicherungskammer Bayern Krankenhäusern zukunftsorientiert und kompetent ein professionelles Instrumentarium zur Schadenprävention in allen haftungsrechtlichen Bereichen zur Verfügung. Speil zufolge werden hier potenzielle Haftungsgefahren im Krankenhaus durch Juristen und Mediziner ermittelt und ein Risikobericht mit konkreten Empfehlungen zur Minimierung von Haftungsrisiken erstellt.

Umsetzung empfohlener Maßnahmen im Alltag

120 Krankenhäuser haben diesen einzigartigen Service bereits in Anspruch genommen – doch damit nicht genug: Im Rahmen der zwei Jahre währenden Nachsorge unterstützten die RiskManager der VKB das Krankenhaus vor Ort bei der Umsetzung empfohlener Maßnahmen im Klinikalltag.

Professionelle Beratung in Qualitätszirkeln

Bestandteil dieser wertvollen Dienstleistung ist neben der professionellen Beratung von Qualitätszirkeln/Arbeitskreisen u. a. auch die Umsetzungskontrolle durch Review der laufenden Haftpflichtfälle. „Das ist gelebte Partnerschaft im besten Sinne“, konstatierte Speil. Und Barbara Schick ergänzte: „Für mich ist RiskManagement ganz klar Bestandteil eines Gesamtqualitätsmanagements.“

KATWARN

Den Kommunen offeriert die Versicherungskammer Bayern darüber hinaus eine Vielzahl von Serviceleistungen - so etwa die Anbindung an die Notruf-Service-Leitstelle (NSL), den Unwetterwarndienst WIND und den kommunalen Katastrophenwarndienst KATWARN.

Kostenloses System

KATWARN ist ein ergänzendes Warnsystem, das in Zusammenarbeit von Fraunhofer FOKUS und der Versicherungskammer Bayern entwickelt wurde. Es informiert bei Unglücksfällen, zusätzlich zu den Informationen der Polizei und Feuerwehr oder per Radio, die betreffenden Bürger direkt per Smartphone-App, SMS oder E-Mail. Für die Bevölkerung ist das System mit Ausnahme der Anmeldung per SMS kostenlos.

Verhaltensempfehlungen

Die Warnungen werden im Gefahrenfall von der zuständigen Katastrophenschutzbehörde ausgegeben und enthalten Kurzinformationen zur Gefahr (z. B. Großbrand oder Gefahrengutunfall) sowie Verhaltensempfehlungen. KATWARN ist in Bayern für die Bürgerinnen und Bürger von Altötting, Aschaffenburg, Deggendorf, München, Nürnberg, Fürth und Würzburg schon verfügbar. Weitere Kommunen haben ihr Interesse signalisiert.

Oktoberfest-Informationen

Pünktlich zum Oktoberfest erweiterte das Warn- und Informationssystem in Absprache mit der Berufsfeuerwehr München sein Angebot: Mit „Katwarn-Oktoberfest“ erhielten Wies’n-Gäste offizielle Sicherheitsinformationen auf Wunsch direkt aufs Smartphone. Allerdings wurde dabei nicht nur an Katastrophen oder schwere Unglücke gedacht.

Einsatzbeispiele reichten nach Angaben der Feuerwehr von „technischen Störungen“ auf der Wies’n über Hinweise zu hohem Besucherandrang bis hin zu Einschränkungen im Öffentlichen Nahverkehr.

Zusammenarbeit

„Ein äußerst wichtiger Punkt für die Versicherungskammer ist die langjährige Zusammenarbeit mit den Freiwilligen Feuerwehren in Bayern“, stellte Barbara Schick fest - aktuell u. a. bei der Ausrüstung mit Trainingsgeräten zur Schaumlöschung, mit Fahrsicherheitstraining für junge Fahrer von Einsatzfahrzeugen und mit Brandschutzerziehung von Kindern.

Sondersignalfahrttrainer

Zu den erfolgreichen Aktionen der vergangenen Jahre zählten die Übergaben einer Vielzahl von Wärmebildkameras, Power Moons (Leuchtballons) und Rauchschutzvorhängen. Seit 2013 und noch für weitere zwei Jahre würden ehrenamtliche Fahrer von Einsatzfahrzeugen mit dem sog. Sondersignalfahrt-Trainer geschult. Damit gelinge es, die Anzahl der Unfälle, die sich am Schadenort ereignen, zu reduzieren. Dies habe nicht nur positive Auswirkungen auf den Sachschaden der Kommune am Fahrzeug, sondern erhöhe durch die schnellere Ankunft am Einsatzort auch die Wahrscheinlichkeit, Sach- oder gar Personenschäden zu vermeiden.

Umfassendes VKB-Konzept: Schadenprävention in Schulen

Feuer, Leitungswasser, Einbruch-Diebstahl, Vandalismus, Elementarkräfte (Naturereignisse): In Schulgebäuden gibt es diverse Möglichkeiten, diese Gefahren zu begrenzen und die Folgen abzumildern. Wie man Schwachstellen erkennen, gezielt Mängel beseitigen und Sachschäden abwenden oder in ihrem Ausmaß verringern kann, zeigt die VKB-Broschüre „Schadenverhütung in Schulgebäuden“ auf. Anhand häufiger Schadenursachen, mittels Schadenbildern und einer umfangreichen Checkliste zur schnellen Überprüfung werden die wichtigsten Themen des Sachschutzes in Schulen eingehend beleuchtet.

Beispiel Leitungswasser: In den vergangenen Jahren sind in Schulen rund 500 Leitungswasserschäden aufgetreten. Die Schadenhöhe ist aufgrund der oft sehr späten Entdeckung des Schadens deutlich größer als bei anderen Gebäuden. Ursächlich ist die begrenzte Lebensdauer von Trinkwasserinstallationen - sie beträgt 30 bis 50 Jahre. Als Vorsorgemaßnahme empfiehlt sich laut Publikation insbesondere der Einbau automatischer Absperrventile, zudem der Einbau von Feuchtemeldern und ggf. die Aufschaltung von Alarmmeldung zur Notruf-Service-Leitstelle. Ziel ist die deutliche Schadenreduzierung vor allem der Posten Trocknung, Erneuerung des Bodenbelages und Renovierungskosten. Absperrventile können letztlich keinen Schaden vermeiden, bewirken jedoch eine Verringerung der Schadenhöhe.

Beispiel Einbruch- und Diebstahlschutz: Neben organisatorischen Maßnahmen (z. B. Kontrollrundgänge, Ausleuchtung des Gebäudes und der Außenbereiche) sowie aufklärenden Maßnahmen sind technische Diebstahl- und Einbruchsicherungen unerlässlich. Dabei ist zwischen mechanischen Einrichtungen, wie beispielsweise speziellen Tür- und Fenstersicherungen und elektronischen Maßnahmen, wie die Installation einer Einbruchmeldeanlage, zu unterscheiden. Dieses stimmige Sicherungskonzept sorgt für effektive Vandalismusprävention.

Das Konzept „Schadenprävention an Schulen“ wird von der VKB seit 2014 angeboten. 5.400 Schulen in Bayern und der Pfalz sowie über 2.100 Kommunen wurden im vergangenen Jahr angeschrieben und über das neue Konzept informiert. Darüber hinaus stehen Seminare für Hausmeister und Sicherheitsbeauftragte sowie individuelle Einzelberatungen durch Ingenieure der Versicherungskammer Bayern auf dem Programm, die nach Überzeugung von VKB-Vorstand Barbara Schick allerdings „noch stärker in Anspruch genommen werden könnten“.

DK

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