Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-20-2021)
Kommentar von Dr. Klemens Gsell
 

► Dr. Klemens Gsell, Stv. Landesvorsitzender der KPV Bayern, Stadtrat und Altbürgermeister der Stadt Nürnberg:

 

IT an Schulen: Organisation neu regeln!

Liebe Leserinnen und Leser,

die Pandemie hat öffentlich den Spot auf die Ausstattung der Schulen mit IT gerichtet. Das Urteil der veröffentlichten Meinung ist vernichtend: „Steinzeit in den Klassenzimmern“, „Deutschland hinkt hinterher“ oder „Kein Geld für Bildung“, so kann man die Schlagzeilen zusammenfassen. Wie immer sind öffentliche Befunde und Realität sicher nicht übereinstimmend. Je nach Engagement der Kommunen, der örtlichen Lehrkräfte und auch der jeweiligen Bundesländer sind schon wichtige Schritte für eine zeitgemäße IT- Ausstattung zu finden.

Und dennoch, die negativen Schlagzeilen haben einen wahren Kern. Vollständige und durchdachte Gesamtkonzepte sind nicht die Regel. Je nach Finanzkraft der „Sachaufwandsträger“ (ein typisch deutsches Wort, das international kaum zu übersetzen ist), gibt es Ausstattungen. Manchmal tolle Technik im Klassenzimmer und dann fehlt es an der Verkabelung im Haus oder am Anschluss an die Datenautobahn. Andernorts finden sich im gleichen Haus tolle Beispiele für Lernen mit digitaler Ausstattung und vollständige analoge Unterrichtsformen nebeneinander, weil es unterschiedliche Akzeptanz für digitale Medien bei den Lehrkräften gibt.

Ursache dafür sind auch die Förderstrukturen. So wird die Verkabelung im Haus manchmal über das sog. FAG in Zuständigkeit des Kultusministeriums anteilig gefördert, meist jedoch nicht. Der Anschluss ans Datennetz wurde in Bayern teilweise durch das Finanzministerium bezuschusst. Die Klassenzimmerausstattung kann meist auf Bundesförderung oder manchmal auch auf Landesprogramme zugreifen, was auch für mobile Geräte in Schülerhand gilt. Softwarelizenzen und digitale Lehrmaterialien sind oft gar nicht förderfähig, ebenso Lehrereinweisungen in die Hardware.

Für die meisten dieser Hardwarethemen sind die Kommunen zuständig. Bei der nötigen Fortbildung der Lehrkräfte ist der Staat gefordert und für die digitalen Lehrmaterialien und deren Verteilung (z.B. über Lernplattformen) sind die staatlichen Angebote in die kommunalen Planungen einzubinden. Kurzum: für einen ‚Gesamtplan digitales Lehren‘ in den Schulen ist die Zuständigkeit so, dass viele und nervende Abstimmungen, Förderanträge und Anpassungen nötig sind.

Der eingangs geschilderte Befund ist also meist nicht auf Finanzprobleme zurückzuführen. Eine klare Struktur und ein einheitlicher Finanzierungstopf sind längst überfällig. Die Koordinierung käme dabei dem Kultusministerium zu. Ansätze dafür sind aber nicht vorhanden, (auch aus Furcht vor der Keule Konnexität). Es wird Zeit einen gemeinsamen Weg für Organisation und Finanzierung zu finden, wie bei der Kinderbetreuung auch!

Ihr Dr. Klemens Gsell, Stv. Landesvorsitzender der KPV Bayern, Stadtrat und Altbürgermeister der Stadt Nürnberg

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