Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-9-2015)
Kommentar von Georg Huber
 
Georg Huber, Landrat des Landkreises Mühldorf am Inn:
 
Lernen vor Ort

Liebe Leserinnen und Leser,

mit seinen 31 Städten, Märkten und Gemeinden und insgesamt rund 110.000 Einwohnern ist der Landkreis Mühldorf a. Inn ein ländlich geprägter Landkreis in Oberbayern. Die Nähe zu angrenzenden größeren Städten, insbesondere zur Metropolregion München, birgt Chancen – beispielsweise für Pendler, die im familienfreundlichen Landkreis Mühldorf a. Inn verhältnismäßig günstig bei hoher Lebensqualität wohnen – aber auch Herausforderungen. 

Eine besondere Herausforderung ist die Abwanderung junger Menschen, die im Landkreis ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben und sich für eine akademische Laufbahn entschieden haben. Da in Punkto „Hochschulstudienangebote“ der Landkreis Mühldorf a. Inn lange Zeit ein weißer Fleck auf der Landkarte war, mussten diese zukünftigen Fachkräfte ihre Heimat zwangsläufig verlassen, um ein Studium aufzunehmen.

Meist sind diese Studenten auch nach Absolvieren ihres Studiums nicht mehr in den Landkreis Mühldorf a. Inn zurückgekehrt, da sie sich an ihren Studienorten im Laufe der Zeit ein Netzwerk an beruflichen und privaten Kontakten aufgebaut haben und dort sesshaft geworden sind. Wie kann also der Abwanderung dieser – gerade für die heimische Wirtschaft wertvollen – Fachkräfte entgegenwirkt werden? Die Antwort: Auch vor Ort müssen attraktive akademische Bildungsangebote verfügbar sein! Dabei ist jedoch wichtig, dass die angebotenen Studiengänge kompatibel mit den regionalen Anforderungen sind, die zukünftigen Absolventen also auch in den heimischen Betrieben „gebraucht“ werden.

Um die Anforderungen an mögliche Hochschulstudiengänge vor Ort herauszukristallisieren, haben wir 2013 im Rahmen des Förderprogrammes „Lernen vor Ort“ eine Absolventenbefragung durchgeführt und auch die regionalen Unternehmen sowie die örtlichen Bildungseinrichtungen mit ins Boot geholt. In diesem engen Abstimmungsrahmen gab und gibt es, um ausbildungs- und berufsbegleitende akademische Angebote in die Region und den Landkreis Mühldorf a. Inn zu holen, seit mehreren Jahren intensive Planungsgespräche, die im Rahmen unseres Bildungsnetzwerkes – das mit „Lernen vor Ort“ seit 2009 noch intensiver vorangetrieben und noch weiter ausgebaut werden konnte – geführt wurden. Im Oktober 2014 ist es uns schließlich gelungen, im Landkreis Mühldorf a. Inn am so genannten „Campus Südostoberbayern“ gemeinsam mit der Hochschule Rosenheim ein akademisches Angebot anzubieten: den berufs- und ausbildungsbegleitenden Bachelorstudiengang Maschinenbau. Er ist passgenau auf die Bedürfnisse der Region und der Unternehmen vor Ort zugeschnitten und wird sehr gut angenommen. Ab dem kommenden Wintersemester 2015/2016 werden nun zwei weitere Angebote folgen: Der berufsbegleitende Studiengang Betriebswirtschaft sowie der duale Studiengang Pflege – ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Hochschule Rosenheim.

Denn gerade die sozialen Berufe und Studiengänge gewinnen immer mehr an Bedeutung, da durch den demografischen Wandel und die sich verändernde Altersstruktur ein enormer Fachkräftemangel im Pflegebereich droht. Gleichzeitig machen die immer komplexer werdenden Aufgaben eine akademische Ausbildung in diesem Bereich unumgänglich. Ein entscheidender Faktor für die Ausbildung und das Studium im sozialen Bereich ist die enge Verzahnung mit der Praxis. Aus diesem Grund ist der ausbildungsintegrierende Bachelorstudiengang Pflege eine Kooperation der Hochschule Rosenheim mit den örtlichen Berufsschulen und kombiniert damit die praktische Ausbildung mit theoretisch fundierten wissenschaftlichen Lerninhalten.

In den kommenden Jahren planen wir in diesem Bereich auch weitere Studiengänge, wie beispielsweise „Pädagogik der Kindheit – Bildung und Sozialmanagement“ (früher: „Elementarpädagogik“), der im Wintersemester 2016/2017 an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Starkheim beginnen soll. Unser Ziel ist hier ein „Sozialcampus“ am Standort Mühldorf a. Inn. Nicht nur die jungen Menschen, sondern natürlich auch unsere Senioren werden von der guten Ausbildung im Sozialbereich auf Dauer profitieren!

Wir sind sehr stolz auf unsere bereits bestehenden – und auch zukünftigen – Studiengänge und sind überzeugt davon, dass wir hier den richtigen Weg einschlagen. Wir im Landkreis Mühldorf a. Inn sind überzeugt davon: Bildungsarbeit ist Zukunftsarbeit.

Ihr Georg Huber, Landrat des Landkreises Mühldorf am Inn

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