Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-24-2018)
Kommentar von Christine Borst
 

► Christine Borst, 1. Bürgermeisterin Gemeinde Krailling, stv. Landesvorsitzende der KPV Bayern:

 

Kommunales Engagement für Menschen, die neue Lebensperspektiven brauchen

Liebe Leserinnen und Leser,

mein erster direkter Kontakt mit der KPV Bayern fand im Frühjahr 2018 statt, als ich auf Einladung des Vorsitzenden Stefan Rößle dort über meine Arbeit als Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft „Frauen führen Kommunen“ des Bayerischen Gemeindetags berichten sollte.

Es waren politisch heftige Zeiten, mein Vortrag wanderte wegen der viel aktuelleren Tagesthemen immer weiter nach hinten, und als ich endlich an der Reihe war, musste ich mich einem ermüdeten – überwiegend männlichem – Publikum stellen, das sich im Moment wohl für alles interessierte, nur nicht für das wichtige Thema, warum in Bayern nur 8 Prozent der Rathäuser in weiblicher Hand sind. Angesichts dieser Tatsache formulierte ich damals meinen Vortrag blitzschnell ein wenig um und ging anfangs vor allem auf die grundsätzlich schwierigen Rahmenbedingungen z.B. bei der Abwahl eines kommunalen Wahlbeamten ein, auf die wir bei unseren Recherchen für Frauen gestoßen waren, die aber sowohl Frauen wie Männer betreffen. Und schon waren die Kollegen dann doch wieder interessiert und auch bereit und willig, sich meine Ausführungen in Gänze anzuhören.

Als ich im Juli 2018 gebeten wurde, bei der Landesversammlung am 26. 7. als eine der drei Vertreter des Landesvorsitzenden zu kandidieren habe ich das gerne gemacht und wurde zusammen mit den Kollegen Christoph Göbel und Dr. Klemens Gsell in dieses Amt gewählt. Mein erster offizieller Weg für die KPV Bayern führte mich zur Bundesdelegiertenversammlung am 16./17.11. nach Koblenz.

Neben vielen aktuellen politischen Themen wurde dort ein Projekt vorgestellt, das unter dem Dach der kommunalen Spitzenverbände und unter der Schriftherrschaft des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller, künftig dazu beitragen soll, die Lebenssituation in Ländern des Globalen Südens zu verbessern und damit Fluchtursachen zu bekämpfen.

Die Aktion „1000 Schulen für unsere Welt“ wird von den Kommunalen Spitzenverbänden als Gemeinschaftsinitiative der deutschen Städte und Gemeinden gestartet, um Bildung direkt in den Ländern zu fördern, das heißt, Armut zu verringern, Perspektiven vor Ort zu schaffen und Kindern eine Zukunft in ihren Heimatländern zu geben. Es sollen mit Spenden von Bürgerinnen und Bürgern sowie der lokalen Wirtschaft gemeinsam insgesamt 1000 Schulen in Afrika, Asien oder Südamerika gebaut werden.

Der Landkreis Donau-Ries unter Federführung von Landrat Stefan Rößle hat bereits begonnen, gemeinsam mit der Reiner Meutsch Stiftung Fly & Help bis 2020 ausschließlich durch Bürgerspenden und Sponsoring der lokalen Wirtschaft dreißig Schulen in Afrika zu errichten. Viele davon konnten bereits eröffnet werden.

Der Vortrag und dieses tolle Engagement von Stefan Rößle und Reiner Meutsch haben mich so begeistert, dass ich diese Initiative auch in meiner Gemeine Krailling starte, denn meiner Meinung nach ist es der einzig wirklich richtige Weg, die Menschen in den Ländern selbst zu bilden und zu unterstützen damit künftig niemand mehr gezwungen ist, aus Not seine Heimat zu verlassen.

Bei der Flüchtlingsintegration der vergangenen Jahre haben Städte, Landkreise und Gemeinden bereits bewiesen, wie viel Kraft, Energie und Einsatzbereitschaft auf kommunaler Ebene mobilisiert werden kann. Dieses Engagement möchte ich auch für die Bekämpfung von Fluchtursachen mobilisieren.

Aber auch bei uns in Deutschland gibt es Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Eine besondere Aktion für Obdachlose startete der Bariton Christoph von Weitzel im Münchner Hauptbahnhof, um auf die Not von Wohnungslosen aufmerksam zu machen. Der Sänger hatte sich Ende November in die Rolle eines Obdachlosen begeben, um mit Liedern aus Franz Schuberts „Winterreise“ auf die Situation der Menschen aufmerksam zu machen, die kein Dach über dem Kopf haben.

Im Zwischengeschoss des Münchner Hauptbahnhofs hatte das Münchner Netzwerk Wohnungslosenhilfe eine kleine Bühne aufgebaut, von Weitzel sang dort und wurde unterstützt von zwei Erzählerinnen, der Schauspielerin Tinka Kleffner und der Geschichtenerzählerin Silvia Angel. Schirmherrin der Initiative ist die Frau des Münchner Oberbürgermeisters Petra Reiter.

Mit der „Oper für Obdach“, mit der Christoph von Weitzel bereits seit zwölf Jahren auf die oft lebensbedrohliche Lage von Obdachlosen hierzulande aufmerksam macht, will das Netzwerk Wohnungslosenhilfe natürlich auch Geld sammeln. Aber es geht vor allem darum, den Menschen die dramatische Lage in vielen Städten vor Augen zu führen. Der Wohnraum wird immer knapper und teurer. Mittlerweile gibt es Schätzungen, wonach in München 1000 Menschen auf der Straße leben müssen.

Deshalb ist es wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass es auch in Deutschland große Not gibt. Auch hier kann mit entsprechenden finanziellen Mittel geholfen werden, die oft ohne eigenes Verschulden obdachlos gewordenen Menschen in einfachen Wohnungen unterzubringen und ihnen neue Perspektiven für ihr Leben aufzuzeigen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest und ein glückliches, gesundes und erfolgreiches Neues Jahr.

Ihre Christine Borst, 1. Bürgermeisterin Gemeinde Krailling, stv. Landesvorsitzende der KPV Bayern

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