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(GZ-13-2021)
Christiane Meyer, Erste Bürgermeisterin  der Stadt Ebermannstadt
 

Christiane Meyer

Erste Bürgermeisterin der Stadt Ebermannstadt

Welche Kommune und wie viele Einwohner vertreten Sie?

Ebermannstadt mit rund 7.000 Einwohnern, Flächengemeinde: 50 km2

 

Wann haben Sie Ihr Amt angetreten?

Am 1. Mai 2014

 

Was war Ihr persönlicher Anreiz in die Kommunalpolitik zu gehen?

Bürgerschaftliches Engagement ist die wichtigste Stütze für eine lebendige Gemeinde. Das wurde mir schon früh durch den ehrenamtlichen Einsatz meiner Eltern bewusst. Deshalb habe ich mich für unsere Stadt und ihre Ortsteile eingesetzt. Ich war Mitinitiatorin eines Bürgerbegehrens, in der Vorstandschaft des Bund Naturschutzes und habe in Bürgerversammlungen Ideen zur Stadtentwicklung eingebracht. Dabei wurde mir eines deutlich: Ich möchte mich für ein offenes und positives Klima in der Stadt und im Stadtrat einsetzen.

 

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Im Jahr 2013 gründeten Bürgerinnen und Bürger eine überparteiliche Wählergruppierung, die Neue Liste Ebermannstadt (NLE). Wir waren alle Neulinge in der Kommunalpolitik. Viele hat es durchaus überrascht, dass wir bei der Kommunalwahl 2014 auf Anhieb 5 von 20 Stadträtinnen und Stadträten stellten und dass ich als erste Frau Bürgermeisterin von Ebermannstadt wurde. Ich hatte kaum Zeit, mich vorzubereiten. Enorm geholfen hat mir meine berufliche Erfahrung als Beamtin des gehobenen bautechnischen und umweltfachlichen Verwaltungsdienstes. Auch waren es Bürgermeisterkolleginnen und -kollegen, die mir in der Anfangszeit halfen und mir immer wieder Mut zusprachen.

 

Wo lagen bei Ihrem Amtsantritt die Herausforderungen?

Ich habe die Verantwortung für eine Stabilisierungsgemeinde übernommen. Die Pro- Kopfverschuldung lag bei rund 3.000 Euro. Die Konsequenzen waren weder dem Stadtrat noch den Bürgerinnen und Bürgern ganz bewusst. Mir kam die Rolle der „Überbringerin der schlechten Nachrichten“ zu. Unsere Handlungsfähigkeit zurückzuerobern war ein steiniger Weg.

Bekannt wurde Ebermannstadt Anfang 2015 weit über die Landkreisgrenzen hinaus auf Grund der Notwendigkeit, die Ausbaubeitragssatzung mit einer Rückwirkung von 20 Jahren einzuführen. Wir erhoben Beiträge, da Ortsteile an die Kläranlage auf Grund auslaufender wasserrechtlicher Genehmigungen angeschlossen wurden. Es fehlten Krippenplätze für unsere junge Familien. Die größte Herausforderung in dieser Zeit war es, unsere Bürgerinnen und Bürger „mitzunehmen“. Zurückblickend bin ich froh, dass die Mehrheit letztlich doch Verständnis für all diese notwendigen Schritte hatte.

 

Welche Themen beschäftigen Sie momentan?

Als Ingenieurin des Fachbereiches Architektur und Denkmalpflegerin liegt mir besonders die Innenentwicklung am Herzen. Die Belebung unserer Innenstadt und unserer Ortskerne hat oberste Priorität. Wir verfolgen seit Jahren eine Gesamtstrategie. Bereits im Jahr 2015 erarbeiteten wir ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK), das wir konsequent umsetzen.

Gemeinsam mit unseren Nachbargemeinden gründeten wir im Jahr 2017 die interkommunale Gemeinschaft ILE Fränkische Schweiz AKTIV. Natürlich hält uns auch die Sanierung unserer Infrastruktur im Bereich der Straßen und des Abwassers in Atem. Betreuungsplätze fehlen. Mit unseren Stadtwerken wollen wir stetig den Anteil der regenerativen Energien im Stadtgebiet erhöhen.

 

Womit werden Sie sich noch auseinandersetzen müssen/wollen?

Die Folgen der Pandemie werden unser Handeln in den nächsten Jahren prägen, denn Krisen decken naturgemäß Defizite auf, legen den Finger in die Wunde. Themen wie die Digitalisierung der Schulen, die Bedeutung einer qualitätvollen Kinderbetreuung, die Erhaltung einer lebendigen Innenstadt, die Zukunft des Ehrenamtes verlieren nichts von ihrer Dringlichkeit. Die Wirtschaft wünscht sich ein „antikonjunkturelles Handeln der öffentlichen Auftraggeber“, also dass gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Kommunen durch ihre Aufträge für Kontinuität sorgen sollen.

 

Haben Sie einen wichtigen Ratschlag für junge Kolleginnen und Kollegen?

Das Bürgermeisteramt bringt viele von uns immer wieder an ihre Grenzen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es auch bei schwierigen Auseinandersetzungen meist nicht um uns persönlich geht, sondern um die Amtsperson. Ich habe während meiner gesamten Amtszeit immer wieder Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen erhalten. Parteipolitik spielte dabei nie eine Rolle. Fragen Sie um Rat, nehmen Sie Hilfe an. Auch die Referenten des Städte- und Gemeindetages sind immer eine gute Adresse.

 

Wie beziehen Sie Kolleginnen und Kollegen/Bürgerinnen und Bürger/Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihre Arbeit und in Ihre Entscheidungsfindung ein?

Als Vorsitzende des Bayerischen Gemeindetages im Landkreis Forchheim organisiere ich mit dem Vorstand den Austausch zwischen den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der 29 Gemeinden. Gemeinsam tragen wir unsere Belange und Sichtweisen gegenüber der Landespolitik vor. Das ist wichtiger denn je. In unserer interkommunalen Gemeinschaft ILE Fränkische Schweiz AKTIV wachsen wir zusammen.

Die ständig steigenden Herausforderungen können wir in der Verwaltung nur im Team bewältigen. Ob Personalrat, Geschäftsstellenleiter, Abteilungsleiter, sie alle haben feste Zeiträume, in denen ich verbindlich für sie da bin. Transparenz und Bürgerbeteiligung sind mir sehr wichtig. Bürgerversammlungen, Workshops, Bürgersprechstunden, Zentrenmanagement am Marktplatz, Facebook… es gibt viele Formate und Austauschplattformen, die Bürgerinnen und Bürger angeboten werden.

Dennoch steigen die Erwartungen stetig an. Das bereitet mir Sorgen. So gibt z.B. der immer wieder gewünschte „Mängelmelder“ nur dann Sinn, wenn ein Bauhof die Kapazität hat. Informationsfreiheit kann nur dann umfangreich angeboten werden, wenn Mitarbeiter geschult und für diesen Bereich freigestellt sind. Eine kleine Verwaltung wie wir stößt bereits jetzt an ihre Grenzen.

 

Wieviel Einfluss wird die Digitalisierung auf die künftige Kommunalpolitik haben?

Die Coronakrise hat die Defizite im Bereich der Digitalisierung aufgezeigt. Wir alle haben aber auch in kürzester Zeit viel dazugelernt. Diesen Schwung müssen wir jetzt mitnehmen.  Eine wichtige Zukunftsaufgabe wird es sein zu entscheiden welche digitalen Lösungen die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger tatsächlich verbessern, denn hinter Schlagwörtern wie Smart City und Smart Region stecken verschiedenste Erwartungen und Vorstellungen. Für die Digitalisierung der Kommunen selbst bieten sich digitale Beteiligungsmöglichkeiten an, die vorhandene Strukturen ergänzen können.

 

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie begleitet?

Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.

 

Wie wollen Sie in Erinnerung bleiben?

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Spontan würde ich mir wünschen, dass die Erinnerung an mich den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird. Ich befürchte allerdings, dass das Bürgermeisteramt vielleicht nicht unbedingt diesem Wunsch zuträglich ist.

 

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