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(GZ-24-2021)
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Es gibt keine größere Kraft als die Liebe

Auch wenn sich in unserem Rathauskater eine leichte Unzufriedenheit darüber breit macht, dass Katzen in der Weihnachtsgeschichte keine Rolle spielen, sieht er doch, dass es Schlimmeres auf der Welt gibt – weit Schlimmeres. Seine Weihnachtsgrüße verbindet er mit der Hoffnung, dass wir überwinden werden, was uns derzeit spaltet.

Weihnachten ist eine Zeit, in der ich mich immer etwas wenig beachtet vorkomme. Wieso? Ganz einfach: Uns Katzen wird in der Geschichte kein Raum eingeräumt. Tiere sind ansonsten als Teil der Weihnachtsgeschichte ja gar nicht wegzudenken: Ochs und Esel im Stall als Gesellschaft Jesu, Schafe als Begleiter der Hirten, die herbeiströmen. Kamele sind die Reittiere der Heiligen Drei Könige und selten eine etwas größere alpenländische Krippe, in der nicht mindestens ein Hirtenhund verewigt wird – und das obwohl Hunde in der Bibel ein höchst problematisches Bild abgeben.

Auch als Attribute der Evangelisten haben es Stier, Löwe und Adler zu Prominenz gebracht, obwohl eine Katze als Symbol der Weisheit perfekt gepasst hätte. Warum dies nur? Ich persönlich bin absolut davon überzeugt, dass Katzen als mit die ältesten Wegbegleiter der Menschheit in der Heiligen Nacht in Bethlehem umhergestreunt sind. Maria und Josef werden froh gewesen sein, dass ein oder mehrere Stubentiger die Mäuse im Stall gejagt und gefangen haben, die mit ihrem Rascheln im Stroh das Jesuskind im Schaf gestört hätten. Und dennoch hat kein Chronist es für Wert befunden, diese nützlichen Mäusefänger zu würdigen oder auch nur streifend zu erwähnen.

Natürlich lässt die heutige Niedlichkeitswelle ganze Armeen von goldig mit Santa-Claus-Mützchen geschmückte Kätzchen auf Kratzbäumen turnen oder im Schnee tollen und stellt die dabei entstandenen allerliebsten Videos ins Netz. Und natürlich werden ich und meine Artgenossen auch von den Menschen, denen wir unsere Pflege gestatten, an Weihnachten mit besonderen Leckereien oder einer neuen Spielzeugmaus aus Gummi verwöhnt. Aber all das kann doch nicht die Wertschätzung ersetzten, die man als biblisches Tier erfahren würde. Schließlich reden wir von der größten Geschichte der Menschheit überhaupt.

Forscher (m/w/d) sind der Ansicht, dass die Bibel diejenigen Tierarten links liegen lässt, die in den Nachbarkulturen hoch geschätzt oder gar gottgleich verehrt wurden. Katzen waren in Ägypten so angesehen, dass man sogar Katzenmumien finden kann. Vielleicht ist das der Grund, warum in der Weihnachtsgeschichte meine judäaischen Artgenossen ignoriert wurden.

Aber eigentlich ist das doch nur eitles Sinnieren über eine Nebensächlichkeit. Wichtig ist doch einzig und allein, dass Weihnachten wieder vor der Tür steht und wir in diesen unruhigen, ja verrückten Zeiten Gelegenheit haben, einen Gang zurückzuschalten und etwas zur Ruhe zu kommen.

Denn Weihnachten ist alles: Es ist die Zeit des Konsums und die Zeit der Familie. Es ist die Zeit des Übergangs vom einem Jahr auf das andere und die Zeit großer, unverbrüchlicher Traditionen. Es ist die Zeit der langen Nächte und die Zeit der unendlichen Hoffnung. Ja, eigentlich ist Weihnachten das Symbol der Hoffnung schlechthin. Der Hoffnung darauf, dass sich in größter Not noch ein Mensch findet, der für arme Wanderer eine Unterkunft hat. Der Hoffnung, dass jeder Tyrann, der wie Herodes wütet, durch eine größere Kraft besiegt werden kann.

Es ist die Zeit der Hoffnung eines Martin Luther King: „Die Botschaft von Weihnachten: Es gibt keine größere Kraft als die Liebe. Sie überwindet den Hass wie das Licht die Finsternis“.

Verehrte Leserin, geneigter Leser, damit schließe ich mich den Wünschen von Sabrina an, die dieses Jahr Weihnachten auf einem Kontinent begeht, der noch viel mehr Hoffnung nötig hat als wir: Mögen Sie den Segen der Weihnacht auch dieses Jahr spüren. Was wir brauchen ist die Kraft, die vom Glauben an die Ankunft des Erlösers ausgeht und die uns allen hoffentlich den Mut gibt, in der Gesellschaft wieder zusammen zu finden. Weihnachten möge uns die Liebe und das Verzeihen bringen, das uns in die Lage versetzt, das zu überwinden, was das Land und die Welt derzeit spaltet und entzweit.

Ihr Pino

Pino

 

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