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(GZ-23-2020)
Neues von Sabrina
 

Renaissance am heimischen Herd

Gestern hat mein Chef gesagt...

Gleichgesinnte in der Küche: Sowohl Bürgermeister als auch Vorzimmerperle nutzen die Corona-Zeit, um sich am heimischen Herd auszuprobieren. Wie heißt es doch so treffend: „Kochkunst ist die älteste der Künste, weil Adam mit nüchternem Magen zur Welt kam.“

„Stay at home – dieses Motto begleitet uns heuer in der Adventszeit und wir in der Familie nutzen das, um zu kochen, zu backen und wieder bewusster mit Lebensmitteln umzugehen.“ Mein Chef, der Bürgermeister, hatte die Idee, dass er, sowie einige Dezernenten und Stadträte auf einer stadtinternen Plattform in Anlehnung an den Twitch-, Instagram- oder Tiktok-Stil einen Einblick in das geben, was sie neben Homeoffice zuhause so machen. Quasi als Ersatz für den Ratsch über Persönlich-Privates, den man sonst bei der Weihnachtsfeier oder beim Gang über den Christkindlmarkt mit seinen Mitarbeitern geführt hätte. Denn Feiern und Bummeln fällt dieses Jahr flach.

Zugegeben, das Intro des Bürgermeisters zu seinem Ausflug in die heimische Küche ist ein bisschen hölzern-staatsmännisch geraten, aber dann war es doch ganz interessant, den Chef und seine Frau an Herd und Backofen wirken zu sehen. Damit meine ich nicht den Schlüsselloch-Moment (so also sieht es in Bürgermeisters Küche aus), sondern tatsächlich die Rezepte, die er präsentierte und die Tricks und Kniffe, die er so auf der Pfanne hat, um etwa Saucen zu strecken oder Fleisch zu retten, das etwas zu schwarz geraten ist.

Wobei ich zugeben muss, dass ich die letzten Wochen und Monate auch genutzt habe, um mehr und aufwändiger zu kochen. Zwar hole ich mir mindestens einmal in der Woche etwas aus einem der geschlossenen Lieblings-Restaurants, um die Wirte zu unterstützen und ihnen zu zeigen, dass man auf bessere Zeiten hofft. Aber da Restaurantbesuche in normalen Zeiten doch eher etwas Besonderes sind, geht das halt mit der Zeit ins Geld. Außerdem geht man ja ins Restaurant, um das Ambiente zu genießen und umsorgt zu werden. Essecke und Abwasch ist da kein richtiger Ersatz.

Aber OK, wenn wir jetzt den Gaststätten nicht helfen, sind sie nicht mehr da, wenn sie uns wieder verwöhnen dürften. Deshalb reuen mich weder die Kosten noch der viele Verpackungsmüll beim meal to go.

Aber es bleibt in diesen Tagen eben auch viel mehr Zeit, selber am Herd etwas zu zaubern. Mit dem Homeoffice spart man sich Fahrzeiten und bis in die frühen Abendstunden sich ziehende Sitzungen finden nicht mehr statt, weil man sich bei der Videokonferenz kürzer fasst oder weil ein gnädiges Schicksal in Form eines Netzaussetzers der Veranstaltung ein Ende macht. Kein Konzert, keine Lesung, keine Vereinssitzung zieht einen aus der Küche. Die sozialen Kontakte beschränkt man aus Vernunft oder weil es einfach fad ist, in entgegengesetzten Ecken des Wohnzimmers zu sitzen und alle halbe Stunde die Fenster sperrangelweit aufzureißen.

Nein, da lobe ich mir mein Reich in der Küche, in dem ich mich so richtig austoben kann. Erst die intensive Lektüre der Kochbücher, die sich über die Jahre und oftmals nach dem ersten Durchblättern unbeachtet angesammelt haben. Dann die Zutaten einkaufen und ein ums andere Mal staunen, welche exotischen Gewürze ein ganz normaler deutscher Supermarkt mittlerweile anbietet – unser Land ist zumindest kulinarisch wirklich weltoffen. Dann der eigentliche Akt: Fleisch oder Fisch schneiden, Gemüse putzen und würfeln, die Gewürze und anderen Zutaten in Reih und Glied in der Reihenfolge der Zugabe zum entstehenden Mahl anordnen, Herd und Ofen an – und los geht es.

Kochen ist haptisch ein Vergnügen, spricht mit dem Brutzeln des Öls und dem nach und nach verströmenden Duft der Speisen aber auch sonst andere Sinne neben dem Geschmackssinn an. Der wiederum wird angeregt durch Probieren und Abschmecken sowie durch den obligatorischen Wein, der nicht nur die Speisen begleitet, sondern auch deren Zubereitung. Motto: Der Wein muss in den Koch!

Mein Chef, der Bürgermeister, ist ganz beglückt, in mir eine Gleichgesinnte erkannt zu haben, was Kochen und Essen angeht. Jetzt hoffen wir nur beide, dass Hefe nicht wieder wie im ersten Lockdown zur Bückware wird und wir uns auf Plätzchen- und Stollenbacken freuen können.

Jedenfalls halten wir es mit dem französischen Gastronomen Jean Brillat-Savarin: „Die Kochkunst ist die älteste der Künste, weil Adam mit nüchternem Magen zur Welt kam.“

Ihre Sabrina

 

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