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(GZ-10-2020)
Neues von Sabrina
 

Quarantäne – die hohe Zeit des Heimwerkers

Gestern hat mein Chef gesagt...

Nach überschaubar erfolgreichen Heimwerkerversuchen in Quarantänezeiten bat der Bürgermeister seine Vorzimmerperle um die Adresse eines guten Malers und eines geschickten Gärtners, die die Scharten seiner Selbstversuche wieder auswetzen sollen.

„Man muss die Zeit einfach nutzen, die man jetzt – zumindest gefühlt – dazu bekommen hat. Mal was mit der Hand machen. Mal was, bei dem man das Ergebnis auch anfassen kann.“ Mein Chef, der Bürgermeister, überraschte uns mit diesem Lob des Haptischen nicht schlecht. Sonst ist er ja nicht so der Typ Do-it-yourself. Er hat eine gehörige Portion Respekt vor der Leistung von Handwerkern und ehrlicherweise auch etwas Manschetten vor der Kritik aus dem Familienkreis, wenn eine seiner Konstruktionen nicht allen Erwartungen gerecht werden kann.

Und so richtig viel Zeit hat er in der Krise ja auch nicht. Videokonferenzen, Telefonschaltungen, Sitzungen von Stäben und die Diskussion von immer neuen Papieren, wie das Leben wieder normal werden kann und wie in unserer Stadt die Schäden der wirtschaftlichen und sozialen Zwangspause der vergangenen Wochen wieder einigermaßen überwunden wer-den können.

Das hält ihn und uns im Rathaus ganz schön auf Trab, auch wenn es natürlich weniger Gremiensitzungen gibt, die Parteiarbeit außer im Cyberspace praktisch zum Erliegen gekommen ist und die vielen Pflichttermine bei Vereinen, auf Festen oder Veranstaltungen – gerade der Mai ist ja eigentlich ein Festmonat! – naturgemäß ausfallen müssen. Dazu kommen freilich die vielen Stunden, die er nicht im Auto oder in der Bahn sitzen muss, weil es so gut wie keine persönlichen Meetings mehr gibt.

Also hat er den Baumarkt und das Gartencenter entdeckt, in denen er sich regelmäßig Inspirationen holt, was er denn als nächstes anpacken könnte. Es wurde im Vorfeld ja ein wenig geätzt, was gerade an Bau- und Gartenmärkten die Systemrelevanz ausmachen sollte, die ihnen ein früheres Öffnen als anderen und größere Verkaufsflächen bescherte. Warum nicht Möbelhäuser, warum nicht Klamottenläden? Die Antwort ist einfach: Bau- und Gartenmärkte geben uns was zu tun. Sie bieten nicht nur die Möglichkeit zu passivem Konsum, auch wenn der Kauf einer schönen Lampe oder einer gemusterten Legging – dem must-have der Homeofficeära – durchaus glücklich machen kann.

Aber der Kübel Farbe und die Profigarnitur Rollen und Pinsel, mit denen man – ausgehend von der Gäste-Toilette, die als erstes Versuchslabor herhalten muss – das ganze Haus wieder auf Vordermann bringen will, beinhaltet ja noch viel mehr als nur ein Stück mehr im Regal oder im Kleiderschrank. In ihnen vereinigt sich die Freude über einen Schnäppchenkauf (zwei Pinsel zum Preis von einem) mit der Vorfreude auf ein gelungenes Werk. Sie sind der Ausgangspunkt von Planungen, Diskussionen im Familienkreis, Kreativität und Strategien zur Schadensminimierung, wenn sich herausstellt, dass die verkleckste Farbe sich doch nicht so leicht vom Parkettboden ablösen lässt, wie in der Werbebroschüre angekündigt.

Dann eben der Garten. Gras ist ja gut und schön, ebenso Hecken und ein paar Blumenrabatten, aber ein Obstgehölz würde dem Ganzen doch etwas mehr Pfiff geben. Oder warum nicht Rosen einpflanzen? Die spenden einen Hauch vom Romantik und Schönheit in den Vorgarten, den Thujen nunmal nicht verbreiten können. Aber welche Pflanze wohin pflanzen? Braucht sie direkte Sonne? Oder ist Schatten besser? Steht zwar alles im Internet, aber dort ist halt kein Plan des eigenen Gartens zu finden. Mühsam.

Mein Chef, der Bürgermeister, hat sich in der Zeit der Schließung der Friseurläden zwar keinen Langhaarschneider gekauft, kennt aber eine Reihe von Leuten, die ziemlich kleinlaut wieder in den Salon ihres Vertrauens zurückgekehrt sind. So hat er mich auch gebeten, ihm doch bei Gelegenheit die Adresse eines guten Malers und eines geschickten Gärtners herauszusuchen, mit denen er gerne einige Ideen besprechen wollte, die ihm in jüngster Zeit gekommen seien.

Das habe ich ihm versprochen und dabei schamhaft einen Werbespruch des Handwerks in meinen WhatsApp-Status eingefügt: „Am Anfang war Himmel und Erde – den Rest haben wir gemacht“.

Ihre Sabrina

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