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(GZ-24-2019)
Neues von Sabrina
 

Weihnachten: Fest der Hoffnung

Gestern hat mein Chef gesagt...

In jedem Menschen sind Barmherzigkeit, mitmenschliche Solidarität und Hilfsbereitschaft verankert. Selbst wenn wir alle christlichen Symbole aus unserem vorweihnachtlichen Umfeld entfernen, es bleibt die Sehnsucht nach friedvollem Umgang miteinander – und die Hoffnung auf ein gutes, neues Jahrzehnt, meint der Bürgermeister.

„Was ist der Kern der Weihnacht und wie können wir Weihnachten sinnvoll auch in einer Zeit begehen, da vielen in unserer Gesellschaft die dahinter stehende christliche Heilsgeschichte nichts bedeutet, entweder weil sie einen anderen Glauben haben oder sich gänzlich von der Religion entfernten?“

Mein Chef, der Bürgermeister, hat zur adventlichen Einstimmung wieder einmal die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens gelesen. Dabei geht es – sehr kurz zusammen gefasst – darum, dass im England des 19. Jahrhunderts die Gesellschaft, aber auch einzelne Menschen, in geradezu himmelschreiender Abkehr von den Geboten christlicher Nächstenliebe leben, aber einer dieser Menschen, ein besonders hartherziges Exemplar eines Manchester-Kapitalisten, durch den versöhnenden Geist der Weihnacht zur Umkehr bewegt wird. Wirklich ein schönes Stück Literatur.

Vor allem, weil sie deutlich macht, dass alles das, was wir mit Weihnachten verbinden, zwar im Kern in der christlichen Heilslehre fußt, eigentlich aber universell zum Menschsein gehört. Die Barmherzigkeit, die wir Christen mit Weihnachten verknüpfen kann genauso als gelebte mitmenschliche Solidarität verstanden werden, als dem Menschen eigene, durch Vererbung oder Erziehung geformte Hilfsbereitschaft. 

Die Innigkeit, die Geselligkeit, das Bedürfnis, an ein paar Tagen im Jahr geliebte Menschen zu sehen, zu besuchen, vielleicht das ein oder andere Kriegsbeil zwischen Heiligabend und Dreikönig in die Ecke zu legen, können das nicht alle Menschen empfinden, unabhängig davon, ob sie es als Fest der Geburt des Herrn sehen oder eben als eine Reihe arbeitsfreier Tage im Jahresverlauf? Wenn das so ist, so stellt sich die Frage, ob Weihnachten auch ohne christliche Traditionen bestehen könnte. Oder vielleicht noch provokanter: Wenn der Gedanke von Weihnachten universal ist, warum sollten dann christliche Symbole stören?

Auslöser dieser Gedanken war ein Zeitungsartikel vor ein paar Tagen, in dem berichtet wurde, dass die Stadt Iserlohn im Kampf gegen den Onlinehandel und für eine attraktive Innenstadt jetzt einen Winter- statt eines Weihnachtsmarktes etabliert habe, bei dem kein einziges traditionelles Symbol mehr zu sehen ist, zum Beispiel keine Sterne. Und die Stadtkrippe musste vom Markt in eine Kirche umziehen. Eigentlich ja nur eine konsequente Fortsetzung der immer stärkeren Entgrenzung der Weihnachtszeit. Also leuchtende Weihnachtsdeko auch vor Totensonntag in den Einkaufsstraßen, Märkte, die vor 1. Advent beginnen und nach Heilig Abend weiterlaufen, rotnasige Rentiere und fette, zipfelbemützte Weihnachtsmänner auf den Dächern der Marktbuden.

Die Geschichte in Iserlohn hatte übrigens insoweit ein interessantes Happy End, als die Leute jetzt auf der Suche nach der traditionellen Weihnachtsmarktkrippe reihenweise in die Kirche kommen, um sie zu betrachten. Konjunktur für den stationären Handel und die sinnstiftende Institution Kirche also zeitgleich!

Mein Chef, der Bürgermeister, ist Traditionalist. Solange er in der Stadt etwas zu sagen hat, wird es am Weihnachtsmarkt den Gleichklang Baum, Krippe und Stern geben. Basta. Aber auch ihm gefällt der Gedanke, dass Weihnachten, richtig verstanden, nicht nur Christen etwas zu sagen vermag, sondern sich an alle Menschen richten kann. Die christlichen Symbole sind dann kein sinnentleerter Schmuck oder gar Stein des Anstoßes, sondern das Zeichen für eine Zeit universeller Menschlichkeit. Zu schön. Deshalb schicke ich ihm auch noch einen Gedanken der Pastorin Hannelore Frank als Brücke ins neue Jahr: „Vielleicht ist Weihnachten nicht so sehr das Fest der Liebe, als das Fest der Hoffnung.“

Verehrte Leserin, geehrter Leser! Klimanotstand, Brexit, Trump – das Jahr 2019 hatte reichlich Stoff für Pessimisten zu bieten. Meine Bitte: Lassen Sie sich nicht die Freude an den Festtagen und die Vorfreude auf das Neue Jahr verderben. Ich bin überzeugt, wenn wir Optimismus, Tatkraft und Vertrauen in die Fähigkeiten des Menschen haben, Gutes zu tun, wird uns das neue Jahrzehnt positiv überraschen!

Frohe Feiertage und ein erfolgreiches 2020 wünscht Ihnen

Ihre Sabrina

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