Erscheinungs- & Themenplanzurück

(GZ-24-2015)
Neues von Sabrina
 
Gute Wünsche zum Fest des Friedens

Gestern hat mein Chef gesagt...

„Unglaublich, wie viele Ereignisse in die Spanne von zwölf Monaten passen. Leben wir wirklich noch in der gleichen Welt wie heute vor einem Jahr?“ Mein Chef, der Bürgermeister, ließ das alte Jahr in der Erinnerung vorüberziehen.

Vieles hat sich verändert. Uns wurde das „Sommermärchen“, die WM 2006, madig gemacht, weil die positiven Seiten Deutschlands durch Provisionszahlungen stärker herausgehoben wurden. Nur: Waren wir deshalb schlechtere Gastgeber, die Stimmung weniger freundlich und das Bild, das wir abgegeben haben, weniger positiv? Der Nimbus deutscher Ingenieurskunst wurde durch VW ramponiert, eines der Flaggschiffe der deutschen Wirtschaft schlechthin. Noch dazu haben die Ingenieure beim Schadstoffausstoß getrickst, obwohl uns Deutschen doch unser grünes Gewissen über alles geht. Schließlich wurde durch die Lokführer der Bahn sowie die Piloten und Saftschubsen der Lufthansa bewiesen, dass auch bei uns Gewerkschaften bereit sind, für überzogene Forderungen Firmen in den wirtschaftlichen Orkus zu reißen.

Und dann noch das: Aus der ewigen Kanzlerin wurde Frau Merkel, über deren politische Zukunft seriöse Redakteure, alte Fahrensleute, aber auch politische Brackwasserschnorchler unterschiedlicher Gewichtsklassen munter spekulieren. Griechenland, Ukraine, Flüchtlinge – drei Krisenherde, von dem jeder für sich geeignet wäre, für ein ganzes Jahr politischen Zündstoff bereit zu halten, standen 2015 auf der Agenda. Keines dieser Probleme ist endgültig gelöst –  wie sollte dies auch möglich sein. Aber ist es wirklich so schlecht gelaufen?

Sicher, Griechenland zerrt und ziert sich bei der Umsetzung der Reformprogramme, will Erleichterungen hier, Verwässerungen dort und hat nicht verstanden, dass das Land Reformen im ureigenen Interesse braucht. Aber Griechenland ist keine Gefahr mehr für die Stabilität des Euro oder der Europäischen Union. Die Krim ist immer noch besetzt und in der Ostukraine herrscht ein Machtvakuum, aber die Kämpfe haben aufgehört, das Land beginnt sich zu stabilisieren. Kleine Schritte, aber die befürchtete Explosion der Gewalt in diesem riesigen Land zwischen EU und Russland konnte vermieden werden.

Und ja, die Flüchtlinge. Keiner weiß, wie es in dieser Frage weitergeht. Aber wenn nicht alles täuscht, zeigen die Bemühungen der Europäer und besonders der Kanzlerin Früchte, den unkontrollierten Zustrom nach Europa und damit die Gefahr einer humanitären Katastrophe einzudämmen.

Eine große Bewährungsprobe steht uns allerdings noch bevor. Wohin wir auch bei unseren Nachbarn blicken, nicht nur in Polen, Frankreich oder der Schweiz reagieren die Menschen und Wähler auf die Globalisierung und das Zusammenrücken der Welt mit Abwehr und Einigelung. Grenzen zu, Euro pfui, Flüchtlinge raus – auf diesen kurzen Nenner lässt sich nicht nur das Programm des Front National, der Schweizerischen Volkspartei oder der polnischen PiS bringen, sondern dieser Grundtenor schwingt auch in der politischen Diskussion in Dänemark, Österreich, Tschechien oder den Niederlanden immer stärker mit und erreicht vor allem eine junge, verunsicherte, nach Orientierung suchende Generation. Das amerikanische Nachrichtenmagazin „Time“ hat Kanzlerin Merkel zur Person des Jahres gekürt, weil sie gezeigt habe, wie Deutschlands Stärke genutzt werden könne, um zu retten statt zu zerstören. Hoffentlich zeigt auch das deutsche Volk, dass es die Herausforderungen weiter europäisch lösen und keinen der berüchtigten deutschen Sonderwege gehen will.

Mein Chef, der Bürgermeister, hofft, die Feiertage werden von den Menschen auch genutzt, um darüber nachzudenken, wie viel Leid der Nationalismus Europa gebracht hat und wie viel wir der europäischen Einigung verdanken. Ich steuere dazu Gedanken der Theologin Hannelore Frank bei: „Hoffnung ist etwas, das wir alle zum Leben brauchen. Denn wer könnte ohne Hoffnung leben? Ohne die Aussicht, das Vertrauen, die Möglichkeit, dass alles besser wird? Vielleicht ist Weihnachten nicht so sehr das Fest der Liebe, als das Fest der Hoffnung.“

Liebe Leserinnen, liebe Leser, in ein paar Tagen feiern wir die Geburt des Kindes, das der Welt Liebe und Hoffnung brachte, Vergebung und Trost. Ich wünsche Ihnen von Herzen, Sie können das Fest in Frieden, Harmonie und in der Zuversicht feiern, dass des Menschen größte Fähigkeit immer noch darin besteht, Gutes zu tun.“

Ihre Sabrina

GemeindeZeitung

Neues von Sabrina

GZ Archiv

Kolumnen & Kommentare aus Bayern

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung