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(GZ-24-2017)
Neues von Sabrina
 

Preisgegeben den Mächten der Natur

Gestern hat mein Chef gesagt...

„Puh, habt ihr die urtümliche Kraft der Stürme neulich im Fernsehen gesehen? Wenn das ein Aufgalopp des Klimawandels ist, dann gute Nacht.“ Mein Chef, der Bürgermeister, machte ein deutlich besorgtes Gesicht.

Es war ja schon krass dieses Jahr. Gleich zwei schwere Herbststürme, die in Nord- und Ostdeutschland das normale Alltagsleben ganz schön durcheinandergewirbelt haben. Zugausfälle, blockierte Straßen, umgestürzte Bäume, das volle Programm. Obwohl es bei uns nicht gar so arg gewindet hat, musste auch unser Bauhof ausrücken, um Äste einzusammeln, einzelne Dachziegel zu ersetzen und schlampig befestigte Baustellenabsperrungen gerade zu rücken.

Solche Naturunbilden, ja eigentlich Katastrophen, üben schon auch eine eigenartige Faszination aus. Ich gestehe offen, ich empfinde eine leichte voyeuristische Befriedigung bei den Fernsehbildern, die jetzt fast jede Woche in die Wohnstube flimmern. Frei nach dem Motto: Wenn es schon so wettern muss, trifft es wenigstens nicht mich. Natürlich schäme ich mich im selben Moment für diese Vulgärausgabe des Florianprinzips und dann kommt der mütterlicherseits eingepflanzte Aberglaube mit Macht heraus: Wer sowas denkt, den trifft es als Nächsten.

Na gut, Halloween ist vorbei, ebenso wie der Grusel-Tatort, man kann also solch übersinnliche Erwägungen wieder ablegen. Aber eine Tatsache bleibt: Auch bei uns schlägt das Wetter immer mal wieder erbarmungslose Kapriolen. Wer erinnert sich nicht an die schweren Unwetter mit Überschwemmungen, die Bayern in den vergangenen Jahren mit unguter Regelmäßigkeit heimgesucht und viele Existenzen zerstört haben? Recht aktuell sind die Sturmschäden in den Wäldern Ostbayerns. Und ich kann mich an so manche Sturmlage erinnern, die die Bahn auch bei uns veranlasst hat, den Betrieb vorübergehend einzustellen.

Bleibt die große Frage: Was tun? Wären die derzeitigen Unwetter tatsächlich eine Folge des menschengemachten Klimawandels hätte man zumindest einen Schuldigen (sich selbst und sein eigenes Verhalten zuvörderst) und vielleicht so etwas wie eine Handlungsoption, nämlich klimafreundlicheres Verhalten.

Aber gab und gibt es Unwetter nicht schon immer? Wird die Karibik nicht jedes Jahr von Hurrikans heimgesucht, plagt Ostasien nicht jedes Jahr die Taifunsaison? Geschahen die Apokalypsen der Nordsee, die Burchardiflut 1634 und die Allerheiligenflut 1570, nicht während ausgesprochener Kälteperioden? War die Sturmflut 1962, die in die DNA der Bundesrepublik-alt einging, wirklich schon von Treibhausgasen beeinflusst?

Fakt ist: Wir müssen damit leben, dass unser Lebensstil, unsere Bequemlichkeit, unsere Dispositionen von Naturkräften durcheinander gebracht werden können, die wir nicht beherrschen oder zähmen können. Der Mensch, der das Feuer bezwang, der sich nach biblischem Auftrag die Erde untertan machte, steht halt extrem blöd da, wenn ihm ein Sturm den Fahrplan durcheinanderweht. Diese Hilflosigkeit empfinden wir auch bei Fluten, weil sich die Wassermassen nicht bändigen lassen oder bei Erdbeben, die allem Forschergeist zum Hohn immer noch nicht verlässlich vorhergesagt werden können. Für den Mensch als Gattung wie für den Einzelnen ist es immer wieder eine bittere Erkenntnis, dass wir zwar Gravitationswellen im tiefsten Weltall messen können, aber dem innersten Kern der Natur doch noch nicht mal ansatzweise auf der Spur sind.

Mein Chef, der Bürgermeister, sieht es weniger philosophisch. Als Mann der Tat hat er einen Masterplan in Auftrag gegeben, wie am besten reagiert werden könnte, sollte ein solches Ereignis uns treffen. Einschließlich Koordination der Hilfsangebote für gestrandete Reisende. Ich schlage ihm im Scherz als Motto einen Satz des amerikanischen Journalisten Frank McKinny Hubbard vor: „Schimpfen Sie nicht auf das Wetter; neun Zehntel aller Menschen könnten kein Gespräch anfangen, wenn es sich nicht gelegentlich ändern würde“.

Ihre Sabrina

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