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(GZ-20-2017)
Neues von Sabrina
 
Quo vadis Elektroauto?

Gestern hat mein Chef gesagt...

„Ja Sabrina, man muss mit der Zeit gehen. Elektromobilität ist ein Megathema in Zeiten von Dieselskandal und Grenzwertüberschreitungen allerorten. Da muss auch die Stadt ein Zeichen setzen.“ Mein Chef, der Bürgermeister, setzte gerade seine Unterschrift unter die Bestellung eines neuen Dienstwagens mit reinem Elektroantrieb.

Zwar muss auch die Stadt ihren Fuhrpark immer wieder erneuern, aber dennoch gab es große Diskussionen, ob wir schon ganz auf Elektroantrieb setzen sollten.

Die Reichweite des Dings – natürlich ein echter Bayer – ist eigentlich ideal für unsere Stadt. Da kann der nutzende Mitarbeiter den ganzen Tag emissionsfrei und leise unterwegs sein, bevor das Auto nach Dienstschluss wieder an die Steckdose kommt und über Nacht für den nächsten Tag geladen wird. Klar, die Stromzapfsäule ist eine Extra-Investition, aber die muss eine nach vorne schauende Stadtverwaltung ohnedies über kurz oder lang tätigen, schon allein, weil wir ja auch unsere Mitarbeiter ermuntern wollen, sich den Kauf eines Stromers zu überlegen.

Wenn man erst einmal drin fährt, weiß man die neue Technik eh zu schätzen. Leise, ohne großes Geruckel und Gezuckel, spurtstark und angenehm, so empfinde ich das Fahren. Klar, bei Annehmlichkeiten wie Sitzheizung, beheiztem Lenkrad oder Klimaanlage hat man anders als im reinen Benziner immer den Stromverbrauch im Kopf, kommt aber in der Stadt nie an das Limit.

Aber gehört den Elektrofahrzeugen wirklich die Zukunft? Lassen wir uns überraschen. Jedenfalls bleibt noch viel zu tun. Denn die drei Ladesäulen in der Rathaustiefgarage und die eine auf dem Besucherparkplatz werden nicht ausreichen, um eine Offensive für die Elektromobilität zu flankieren. Im Gegenteil, wir bräuchten eine ganze Reihe von Ladestationen am Straßenrand und den öffentlichen Parkflächen, vom Schwimmbad, den Schulen bis hin zum Park-and-Ride-Platz.

Schon jetzt bekommt unsere Bauordnungsbehörde Anfragen, ob Eigentümer verpflichtet werden können, für ihre Mieter Ladestationen anzuschaffen oder zu dulden. Können Nachbarn gegen die Elektrotankstelle auf meinem Wohngrundstück Einspruch einlegen, wenn z. B. keine Stellplätze unter freiem Himmel, sondern nur Garagen vorgesehen und letztere zu klein sind, die Ladestation aufzunehmen? Berechtigte und sicher auch unberechtigte Fragen, die aber von einer noch großen Verunsicherung zeugen, all überall.

Im Ergebnis werden es aber die Autohersteller selber in der Hand haben, ob das Elektroauto tatsächlich einen Siegeszug antritt. So praktisch es nämlich in der Stadt ist, das neue Dienstwägelchen, so ist die Reichweite für Überlandfahrten doch echt knapp bemessen. Für eine Fahrt zur Bezirksregierung reicht es zwar hin ganz gut, aber zurück ginge nicht ohne neues Aufladen – ohne ausgefuxte Ladeinfrastruktur schwierig. Dann stellt sich ja nach dem Produktionsdesaster beim kleinen Tesla ganz grundsätzlich die Frage, ob überhaupt Fahrzeuge in genügender Stückzahl bereitgestellt werden können. Kurz und knapp: Alles hängt an der Batterietechnologie.

Mein Chef, der Bürgermeister, lässt sich da nicht beirren: Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt und bei diesen ersten Schritten soll auch unsere Stadt dabei sein. Denn – und da hat er Recht – Fortschritt basiert auch auf Erfahrung. So will er tatsächlich die städtische Wohnungsbaugesellschaft verpflichten, in den Wohnanlagen Schritt für Schritt Elektrotankstellen anzubieten, ebenso an den großen Pendlerparkplätzen und dem großen Parkplatz an der Innenstadt. Immer auf Kurs Innovation, der Chef. Damit kann er im Übrigen auch nicht falsch liegen, wusste doch schon der römische Philosoph Seneca: „Der größte Teil des Fortschritts liegt schon im Willen zum Fortschritt.“

Ihre Sabrina

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