Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-18-2020)
Kommentar von Christoph Göbel
 

► Christoph Göbel, stv. Landesvorsitzender der KPV Bayern, Landrat des Landkreises München:

 

Wir müssen mit der Pandemie weiterhin professionell umgehen

Liebe Leserinnen und Leser,

nicht nur als Vater schulpflichtiger Kinder habe ich leise aufgeatmet, als die Schulen Anfang September fast überall in Bayern den Unterricht im neuen Schuljahr im „Regelbetrieb“ aufgenommen haben.

Wobei Regelbetrieb natürlich nicht heißt, dass alles so ist, wie noch vor einem Jahr, als noch niemand mit der weltweiten Ausbreitung eines Virus gerechnet hat. Schüler und Lehrer müssen zumindest außerhalb der Unterrichtsstunden Masken tragen, die Kinder dürfen nicht alle zusammen die Pause verbringen und die ABC-Schützen konnten nicht wie sonst durch die komplette Schulfamilie willkommen geheißen werden. Aber immerhin ist wieder ein Stück Normalität in unser Alltagsleben eingekehrt.

Bei aller Freude darüber ist mein Optimismus dennoch nicht ganz ungetrübt. Das liegt weniger an den wieder ansteigenden Fallzahlen, mit denen ich nach dem Ende der Sommerferien fest – und ehrlicherweise sogar in noch höherem Ausmaß – gerechnet hatte. Größere Sorge bereitet mir die Beobachtung, dass die Bereitschaft in der Bevölkerung, sich auch weiterhin strikt an die Hygienevorgaben zu halten, mehr und mehr abzunehmen scheint. Diesen Trend führe ich nicht zuletzt darauf zurück, dass das Vertrauen der Menschen in die Arbeit von Politik und Behörden angeschlagen ist.

Dass zu Beginn einer so nicht zu erwartenden Situation – nicht umsonst wurde ja auch der Katastrophenfall ausgerufen – nicht alles perfekt laufen konnte, ist klar. Jetzt sind jedoch einige Monate vergangen, in denen wir Erfahrungen sammeln konnten und mussten. Das Abflachen der Fallzahlen in den letzten Wochen und Monaten hat uns die Zeit verschafft, daraus Schlüsse zu ziehen und Organisationsstrukturen zu modifizieren bzw. zu festigen.

Gerade in dieser Zeit, in der durch die jüngsten Pannen das Vertrauen in der Bevölkerung bröckelt und die Menschen durch die gesunkenen Fallzahlen und die damit einhergehenden Lockerungen der Vorsichtsmaßnahmen die Situation nicht mehr so ernst nehmen wie noch zu Anfang der Pandemie, müssen wir alles daransetzen, die gerechtfertigten Erwartungen der Menschen an einen professionellen Umgang mit dem pandemischen Geschehen so gut es geht zu erfüllen. Und dies wird nicht einfach werden, ist die personelle Situation in den Gesundheitsämtern doch vielerorts weiterhin angespannt.

Im Landkreis München haben wir uns daher entschlossen, ab sofort wieder auf die bereits erprobte Unterstützung durch unsere Kommunen zu bauen und sie erneut in den Betrieb dezentraler Testzentren einzubinden und mit dem Kontaktpersonenmanagement zu beauftragen. Für die große Unterstützung, die wir hier aus unseren Städten und Gemeinden erfahren, bin ich sehr dankbar. Denn nur so können wir sowohl schnelle Einzel- und Reihentestungen als auch eine Nachverfolgung möglicher Kontaktpersonen ohne Zeitverzug garantieren. Dies sehe ich als ein entscheidendes Kriterium an, eine zweite Infektionswelle zu verhindern.

Wenn die Behörden weiterhin Hand in Hand arbeiten und sich zudem jeder einzelne Bürger und jede einzelne Bürgerin so gut wie möglich an die Hygieneregeln hält, dann bin ich sehr zuversichtlich, dass wir das Infektionsgeschehen maßgeblich mit beeinflussen können. Setzen wir also alles daran, dass es uns gelingt!

Ihr Christoph Göbel, stv. Landesvorsitzender der KPV Bayern, Landrat des Landkreises München

 

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