Kolumnen & Kommentarezurück

(GZ-22-2019)
Kommentar von Christoph Göbel
 

► Christoph Göbel, stv. Landesvorsitzender der KPV Bayern, Landrat des Landkreises München:

 

Innovative Verkehrskonzepte sind gefordert

Liebe Leserinnen und Leser,

oft liegen Fluch und Segen sehr nahe beieinander. Besonders häufig ist dieses Phänomen beim Thema Verkehr anzutreffen. Regionen mit besonders schönen Skigebieten versinken im Winter im Verkehr, im Fünfseeland schiebt sich die Blechlawine an den heißen Sommertagen nicht nur um Starnberger oder Ammersee. Auch im Norden Münchens, in der Stadt und den angrenzenden Landkreisen sind die Beeinträchtigungen durch den zunehmenden Verkehr besonders hoch. Hier sind es nicht in erster Linie touristische Punkte, die den Verkehr anziehen, sondern die große Zahl an hochwertigen Arbeitsplätzen und Wirtschaftspartnern.

Der Münchner Norden ist der Wirtschaftsmotor der Metropolregion München, ja vielleicht sogar des gesamten Freistaats Bayern. Große Global Player haben hier ihren Sitz, und der Münchner Flughafen ist das Tor in die ganze Welt. Und obschon die Digitalisierung stetig zunimmt, reisen noch immer nicht allein die Daten, sondern – nach wie vor und mit steigender Tendenz – auch Menschen und Güter. Für die Einwohner im Münchner Norden wird dies immer mehr zu einer unerträglichen Situation.

Ebenso wenig wie die Ursachen allein „hausgemacht“ sind, genau so wenig kann das daraus resultierende Verkehrsproblem im Kleinen, also von einer einzelnen oder mehreren Kommunen gemeinsam, selbst gelöst werden. Es bedarf eines übergreifenden Konzepts; es bedarf aber vor allem auch einer Koordinierung und Finanzierung durch den Freistaat Bayern.

Mehr als 30 Kommunen aus den Landkreisen Dachau, Freising und München sowie die Landeshauptstadt München haben sich deshalb zusammengetan und ein interkommunales Konzept für den Raum München Nord vorgelegt. Es formuliert Ziele für die Verkehrs-, Siedlungs- und Landschaftsentwicklung im Jahr 2030. Eineinhalb Jahre intensive Arbeit liegen hinter der Arbeitsgemeinschaft. Die Ergebnisse wurden Mitte Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt und eine gemeinsame Abschlusserklärung unterzeichnet.

Im Konzept wurde klar herausgearbeitet, dass die derzeitigen Planungen zum Infrastrukturausbau nicht ausreichen werden, um spürbare Verbesserungen im Verkehrssystem zu erzielen. Gemeinsam fordern die Partner daher deutliche Verbesserungen im Angebot des schienengebundenen öffentlichen Personennahverkehrs in der Region. Durch einen Ausbau der Kapazitäten sowie eine Steigerung der Zuverlässigkeit schienengebundener Verkehrsmittel soll vor allem das tägliche Pendeln per Bahn und Bus attraktiver werden. Ebenso fordern wir in unserer Abschlusserklärung u.a. die Schaffung von Grundlagen zur schnelleren Realisierung von Radschnellwegen.

Gleichzeitig sichern wir als Kommunalvertreter zu, in Zusammenarbeit mit Bund und Freistaat, eigene Projekte in interkommunaler Zusammenarbeit anzustoßen und umzusetzen. Hierunter fällt u.a. die Idee eines Regionalen Parkraummanagements über die Stadtgrenzen München hinaus, die Schaffung eines intermodalen Verkehrshubs an der S-Bahn Endhaltestelle Petershausen sowie eine Verlängerung unseres geplanten Radschnellwegs nach Garching und Unterschleißheim bis nach Freising. Auf den Autobahnen A8 und A9 sollen zudem Schnellbusverbindungen realisiert werden.

Ob und in welchem Umfang wir vom Freistaat die erhoffte Unterstützung erhalten werden, können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Dort, wo wir selbst für Verbesserungen sorgen können, tun wir dies ohnehin und mit Nachdruck. Eine Lösung des mittlerweile immens gewordenen Verkehrsproblems ist jedoch nur mit übergeordneter Unterstützung möglich.

Drücken Sie uns die Daumen, dass wir Gehör finden!

Ihr Christoph Göbel, stv. Landesvorsitzender der KPV Bayern, Landrat des Landkreises München

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