Die vielen Unwägbarkeiten rund um die US-Wahl oder die Ankündigung Großbritanniens, die EU verlassen zu wollen, hätten bislang keine negativen Wirkungen für die Wirtschaftsentwicklung entfaltet. Sie blieben allerdings als deutlich zu benennende Risikofaktoren bestehen. „Dennoch mehren sich auf globaler Ebene die Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung“, so Fahrenschon. So gehe der IWF von einem weltweiten Handelswachstum von 3,8 Prozent und einem Produktionswachstum von 3,4 Prozent aus. Auch die Lage in einigen Schwellenländern stelle sich inzwischen wieder stabiler da.
Die Preisdynamik komme international ebenfalls wieder stärker in Schwung, zuletzt auch im Euroraum und in Deutschland. Bei den Rohölpreisen gehen die Chefvolkswirte im Mittel von einem Preis von 52 US-Dollar pro Barrel der Sorte Brent aus. Bei den Wechselkursen wird im Jahresdurchschnitt 2017 ein Kurs von 1,04 US-Dollar pro Euro erwartet.
Der DSGV-Präsident verwies darauf, dass durch die sich ändernden Rahmenbedingungen die ultralockere Geldpolitik die EZB immer stärker in Frage gestellt werden müsse. „Die Nachteile der Geldpolitik der Notenbanken nehmen weiter zu. Allein die deutschen Sparer mussten im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2015 aufgrund gesunkener Zinserträge jährliche Einkommenseinbußen in Höhe von acht Milliarden Euro verschmerzen – und die Tendenz ist steigend.“
Fragwürdige EZB-Geldpolitik
Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe rechneten aber nicht mit einem schnellen Umschwenken der EZB. „Gegen schnelle Kursanpassungen der Geldpolitik im Euroraum bestehen inzwischen schon erhebliche Vorfestlegungen. Es muss davon ausgegangen werden, dass das Anleihekaufprogramm bis Ende des laufenden Jahres in unveränderter Form fortgeführt wird“, so Fahrenschon.
Trotz zahlreicher Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung ist die Sparkassen-Finanzgruppe insgesamt optimistisch für 2017. „Wir gehen in unseren Prognosen davon aus, dass sich auch bei einem weiter zunehmenden Populismus und den damit verbundenen Gefahren für die unterschiedlichen Wahlen in diesem Jahr im Euro-Raum der gesunde Menschenverstand durchsetzen wird. Europa und die Währungsunion werden Bestand haben. Eine kluge und auf die Besorgnisse der Bürger eingehende Entwicklung des europäischen Projektes vorausgesetzt, wird die europäische Idee perspektivisch auch wieder an Strahlkraft gewinnen“, so Fahrenschon.
„Die Finanzmärkte mögen keine Unsicherheit über den Fortbestand der wichtigen europäischen Institutionen. Investitionen könnten zurückgestellt und Risikoprämien deutlich erhöht werden“, betonte Dr. Jürgen Michels, Chefvolkswirt der BayernLB.
Michels präsentierte stellvertretend für die an der gemeinsamen Konjunkturprognose mitwirkenden Chefvolkswirte die Ergebnisse in Berlin. Zu den politischen Perspektiven Europas sagte Michels: „Ein weiteres ‚Durchwurschteln‘ ohne klare Entscheidungen der europäischen Instanzen birgt zwar mittelfristig große Gefahren, würde aber 2017 das Erreichen des heute prognostizierten guten Wachstumsszenarios für Deutschland ermöglichen.“
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