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(GZ-20-2022)
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► Gemeinsames Positionspapier:

 

Energieverbände fordern Geothermie-Erschließungsgesetz

Die aktuelle Energiekrise macht den Handlungsdruck vor allem im Wärmesektor deutlich. Deshalb appellieren der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU), der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. (AGFW), der Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE), der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) und der Bundesverband Geothermie e. V. (BVG) in einem gemeinsamen Positionspapier an die Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, um die großen Potenziale der Tiefen Geothermie in größerem Umfang nutzen zu können.

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Wie die Energieverbände darlegen, sei die Wärmewende elementar, um die deutschen und internationalen Klimaziele zu erfüllen und unabhängig von Kohle-, Gas- und Ölimporten zu werden. Um eben diese Klimaziele in den urbanen Räumen zu erreichen, seien die Dekarbonisierung der Fernwärme und der Ausbau der Wärmenetze erforderlich. Hierzu könne eine Beschleunigung der Geothermienutzung einen erheblichen Beitrag leisten.

Tiefengeothermie

Das Potenzial der Tiefengeothermie in Deutschland liegt zwischen 118 TWh/a und 300 TWh/a. Demnach könnte bis zu einem Viertel des Gesamtwärmeverbrauchs in Deutschland von ca. 1.300 TWh/a mittels Tiefengeothermie erbracht werden. Um dieses Potenzial in ganz Deutschland heben zu können und damit die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu erhöhen, ruft das Bündnis die Politik u.a. dazu auf, ein Geothermie-Erschließungsgesetz als „maßgeschneidertes Mantelgesetz“ zu erlassen.

Zentrale Elemente sind die Verankerung des Grundsatzes, dass die Nutzung der Geothermie im überragenden öffentlichen Interesse liegt, die Sicherstellung der Flächenverfügbarkeit und Privilegierung im Außenbereich, die Parallelisierung von Einzelgenehmigungen, die Einführung einer verbindliche Verfahrensfrist für Zulassungsverfahren, die Standardisierung von Zulassungsanforderungen sowie Vereinfachungen im Umweltverträglichkeitsprüfungs- und Naturschutzrecht. Die Gesetzesinhalte sollen dazu beitragen, den Ausbau der Geothermie zu beschleunigen sowie Planungs- und Rechtssicherheit für alle beteiligten Akteure zu schaffen.

„Tiefe Geothermieanlagen in Deutschland zeigen: Ist eine Erdwärmequelle erst einmal erschlossen, stellt sie preisstabil und nachhaltig Energie zuverlässig über Jahrzehnte zur Verfügung. Die Technologie ist skalierbar. Die Branche steht bereit. Der Schatz, der unter unseren Füßen liegt, muss nur gehoben werden“, betonen die Energieverbände.

Veröffentlicht wurde das gemeinsame Papier im Rahmen der Veranstaltung „Wärmewende im urbanen Raum mit Geothermie“ mit Branchenvertretern und Bundestagsabgeordneten. Wie Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen, hervorhob, „birgt der Wärmesektor enorme Chancen, wenn es darum geht, CO2 einzusparen und Energiesouveränität zu gewährleisten. Damit wir lokale Potenziale, beispielsweise die Geothermie noch besser heben können, brauchen wir die kommunale Wärmeplanung.“

„Um eine sichere und preisstabile Energieversorgung für uns und nachfolgende Generationen zu gewährleisten und um unsere Klimaziele zu erfüllen, brauchen wir die Geothermie. Mit ihrer Hilfe können wir große Teile unseres Nutzwärmebedarfs an Raumwärme und Warmwasser nachhaltig decken. Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit, das riesige, unerschlossene Potenzial der Geothermie zu nutzen”, unterstrich Helge-Uve Braun, BVG-Präsident und Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke München.

„Grüne Fernwärme ist der Katalysator für das Erreichen der Klimaziele in den Städten“, erklärte John Miller, stellvertretender Geschäftsführer des AGFW. „Geothermie spielt dabei eine zentrale Rolle, bleibt allerdings bisher oft in Planung und Bürokratie stecken. Das ist ein Luxus, den wir uns nicht länger erlauben können. Wir brauchen deutlich mehr Tempo in den Verwaltungs- und Genehmigungsverfahren sowie neue, umsetzungsorientierte Instrumente für einen deutschlandweiten Ausbau von Geothermie.“

Wichtige Säule der urbanen Wärmewende

„Die Geothermie muss als wichtige Säule der urbanen Wärmewende über Wärmenetze viel schneller und umfassender erschlossen werden als dies bisher der Fall war. Wir brauchen alle Optionen, um die Dekarbonisierung des Wärmesektors bis zum Jahr 2045 realisieren zu können. Klar ist auch, dass bei den Geothermieprojekten der Schutz des Grundwassers immer gewährleistet sein muss“, kommentierte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae.

Laut BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter „hat die Bundesregierung die Wärmewende und damit die großen Potenziale der Geothermie bislang nicht ausreichend adressiert. Dabei wird sie für unsere Energiesouveränität im Konzert der Erneuerbaren Energien ebenso benötigt wie für das Erreichen der Klimaziele. Gerade für Nah- und Fernwärmenetze bietet die Erdwärmenutzung viele Möglichkeiten. Deshalb ist jetzt unter anderem die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und die Förderung geologischer Landesaufnahmen voranzutreiben und die erneuerbare Wärmeerzeugung in allen Gesetzen klar zu priorisieren.“

DK

 

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