Kommunalverbändezurück

(GZ-9-2020)
gz deutscher staedtetag

► Positionspapier des Deutschen Städtetags:

 

Grün in der Stadt

 

Das Präsidium des Deutschen Städtetags hat das Positionspapier „Grün in der Stadt“ vorgelegt. Es soll Anregungen und Hinweise für die vielfältigen Aspekte zur Fortentwicklung des städtischen Grüns geben. Zugleich soll die Diskussion vor Ort über das städtische Grün erleichtert und ein Orientierungsrahmen gegeben werden. Zudem werden Handlungserfordernisse des Bundes und der Länder skizziert.

Für die deutschen Städte haben die innerstädtischen Grün- und Freiflächen in Verbindung mit der umgebenden jeweiligen regionaltypischen Kulturlandschaft eine hohe Bedeutung und sind ein zentraler Bestandteil der Daseinsvorsorge. Sie erfüllen für die Stadt und ihre Bewohner wichtige soziale, gesundheitliche, ökologische, klimatische und ökonomische Funktionen. Die Stadt wird darüber hinaus heute mehr denn je über die Grün- und Freiräume wahrgenommen. Für Bewohner sind sie Orte der Begegnung, der Erholung und der Kommunikation. Gleichzeitig prägen neben Architektur und Hochbau zunehmend die öffentlichen Räume der Städte mit Ihren qualitativ hochwertigen Grün- und Freiflächen die Attraktivität der Stadt für Besucher und Touristen.

Herausforderungen für wachsende Städte

Die Entwicklung, Ausgestaltung und Pflege der urbanen grünen Infrastruktur muss gemeinsam im Zusammenhang mit anderen Belangen betrachtet werden. Insbesondere die wachsenden Städte stehen hierbei vor großen Herausforderungen. Vordringlichstes Ziel der baulichen Entwicklung ist hier laut Deutschem Städtetag die doppelte Innenentwicklung, d.h. die gleichzeitige Entwicklung von Bau- und Grünflächen durch intelligente, integrierte Lösungen.

Der insbesondere in vielen Mittel- und Großstädten anhaltende Zuzug von Menschen, die weiterhin hohe Nachfrage nach zentrumsnahen Wohnstandorten sowie die Unvereinbarkeit unterschiedlicher Funktionen verschärft die Nutzungskonkurrenzen und muss vor Ort gemeinsam mit den Akteuren angegangen werden. Dies erfordert auch ein intensives, interdisziplinäres Zusammenwirken verschiedener Verwaltungsbereiche von Stadtentwicklungs-, Stadtplanungs-, Tiefbau-, Verkehrsplanungs-, Liegenschafts- sowie Umwelt- und Grünflächenämtern sowie auch mit kommunalen Unternehmen.

Die Anforderungen an die urbane grüne Infrastruktur steigen kontinuierlich, weshalb aus Sicht des Deutschen Städtetags eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Kommunen zur Erfüllung der hiermit verbundenen Aufgaben unerlässlich ist. Die weiter steigenden Anforderungen und wachsenden Nutzungsansprüche verlangen dringend steigende Investitionen in den Grünbestand und dessen Entwicklung.

Soll das urbane Grün als prägendes Element der Städte und wichtiger Teil der Baukultur mit seinen vielfältigen Funktionen für eine nachhaltige Stadtentwicklung im Sinne der Leipzig Charta erhalten bleiben und entwickelt werden, bedarf es künftig größerer Investitionen.

Das Bund-Länder-Programm „Zukunft Stadtgrün“ bildet hierfür eine gute Grundlage, kann aber nicht eine auskömmliche Finanzierung der Frei- und Grünflächenplanung ersetzen. Zudem eignet sich die Städtebauförderung nicht für die Finanzierung der mittel- bis langfristigen Lebenszykluskosten, wie Kosten für die Steuerung des Betriebs und der Instandhaltung.

Ziel muss es nach Ansicht des Kommunalverbandes sein, zur Steigerung der Lebens- und Wohnqualität, zur Verbesserung des Stadtklimas und der Umweltgerechtigkeit sowie zum Erhalt der biologischen Vielfalt und der Naturerfahrung beizutragen. Eine eigenständige, sektorale Förderung des urbanen Grüns – unabhängig vom derzeitigen Programm „Zukunft Stadtgrün“ – ist daher dringend angeraten.

Förderprogramm für die urbane grüne Infrastruktur

Laut Städtetag sollte ein eigenständiges Programm zur Förderung der urbanen grünen Infrastruktur durch Finanzhilfen des Bundes und der Länder eingerichtet werden. So sollte u.a. bei entsprechenden Programmen die Möglichkeit der Weiterentwicklung zu Kleingartenparks erwähnt werden, um für die Handelnden vor Ort Rechtssicherheit zu schaffen und gleichzeitig dieses erhebliche Flächenpotenzial ins Bewusstsein der Politik zurückzuholen.

Für die gesamtstädtische Struktur und Funktion der grünen Infrastruktur hätten Flächen des Bundes, insbesondere aufgelassene Bahnflächen und Bundesliegenschaften, häufig eine herausragende Bedeutung. Der Bund sei daher aufgefordert, diese Flächen den Städten zur Stärkung und Entwicklung von öffentlichen Nutzungen zu angemessenen Bodenpreisen zur Verfügung zu stellen.

Bei der Gestaltung des Stadtgrüns sind die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Generationen zu berücksichtigen und zusammen mit den Bürgern zu entwickeln. Aufgrund einer verstärkten baulichen Innenverdichtung sind qualitätsvolle, barrierefreie, fußläufig erreichbare und verkehrssichere Grün- und Freiräume mit einer multifunktionalen Nutzung herzustellen, zu vernetzen und nachhaltig zu unterhalten. Dies ist besonders für weniger mobile Menschen und für eine kinder- und familienfreundliche Stadtentwicklung wichtig.

Der Deutsche Städtetag weist darauf hin, dass das Angebot öffentlicher Nutzgärten die gesellschaftliche Teilhabe und Inanspruchnahme von öffentlichem Raum stärken kann. Dabei wird dem häufig geäußerten Wunsch nach Eigenproduktion von gesundem Gemüse und einer sozial-kreativen Komponente entsprochen, die natürlich auch zur Stadtteilidentität beitragen kann.

Soziale Bedeutung von Kleingartenanlagen

Von besonderer sozialer Bedeutung sind Kleingartenanlagen. Sie befriedigen das Bedürfnis nach Aufenthalt in der Natur und sind wichtige Orte zur gesunden Entwicklung und Integration unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen.

Die Anlagen sollten als wichtiger Bestandteil der grünen Infrastruktur auch zugängliche und öffentlich nutzbare Flächen integrieren und sind beispielsweise als Kleingartenparks miteinander zu vernetzen.

Dies beinhaltet auch eine verstärkte Öffnung für aktuelle Trends wie Gemeinschaftsgärten oder Urban-Gardening-Projekte sowie niedrigschwellige Angebote für Interessenten in benachbarten Wohngebieten.

DK

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