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(GZ-10-2019)
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Trinkwasser in Gefahr

Präsident Brandl wirbt in Erding für eine neue Wasserethik

 

Wasser ist das wichtigste aller Lebensmittel und durch nichts zu ersetzen. Weltweit gewinnt der Zugang zu ausreichend sauberem Trinkwasser sowie der Schutz der Wasserressourcen für die Zukunft der Menschheit und letzten Endes allen Lebens auf der Erde stetig an Bedeutung. Und dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern — im Gegenteil: Die Ressource wird zunehmend knapper, sei es durch den Klimawandel, zunehmende Umweltverschmutzungen oder schlicht Verschwendung, wie Gemeindetagspräsident Dr. Uwe Brandl bei einem Pressegespräch in Erding im Rahmen einer Führungskräftetagung der bayerischen Wasserwirtschaft erläuterte.

Von links: Maximilian Schober, Maximilian Gotz, Dr. Uwe Brandl, Dr. Juliane Thimet, Friedrich Zapf.
Von links: Maximilian Schober, Maximilian Gotz, Dr. Uwe Brandl, Dr. Juliane Thimet, Friedrich Zapf.

„Rettet die Bienen? Ja! Aber rettet auch das Trinkwasser! Denn zum Artenschutz gehört auch der Grundwasserschutz“, machte Brandl deutlich. Vor dem Hintergrund des trockenen Sommers 2018 und seiner befürchteten Wiederholung in diesem Jahr wies er auf drohende Dürreperioden hin, die zu einem verstärkten Bewusstsein um den Wert gesunden Trinkwassers in der Bevölkerung führen werden.

Der Freistaat muss gerade in der Fläche fördern

„Gesundes, hygienisch einwandfreies Trinkwasser gibt es nur, wenn unsere Bürgerinnen und Bürger hinter den kommunalen Versorgern stehen und diese weiter achten. Dazu gehört auch, zu akzeptieren, dass die millionenschweren Investitionen in zukunftsfähige, technisch einwandfreie Wasserversorgungen über Gebühren und Beiträge finanziert werden müssen. Und der Freistaat muss auch weiterhin bereit sein, gerade in der Fläche zu fördern“, unterstrich Brandl.

Warnung vor Privatisierung des Wassermarktes

Der Gemeindetagschef warnte in diesem Zusammenhang vor einer Privatisierung des Wassermarktes, „einem veritablen ökonomischen Markt mit der Möglichkeit hoher Gewinne“. Während in Deutschland die Versorgung mit Trinkwasser in bester Qualität eine Kernaufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge ist und damit überwiegend in kommunaler Hand liegt, witterten internationale Konzerne im Zuge der Globalisierung und Privatisierung mit der kostbaren Ressource Wasser ein lukratives Geschäft für die Zukunft. In Deutschland werde damit ein Gewinn von 14 Milliarden Euro erzielt. „Wasser ist kein Handelsgut, sondern Lebensmittel. So muss es bleiben“, stellte Brandl fest.

In Deutschland wird der Großteil des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen. Doch mittlerweile ist die natürliche Grundwasserqualität immer häufiger durch externe Schadstoffeinträge in Gefahr, wie der Präsident hervorhob. Grundwasservorkommen in der Nähe landwirtschaftlicher Nutzflächen seien hier oft besonders hohen Belastungen ausgesetzt.

Nitratbelastung

Dabei gehört Nitrat in immer mehr Regionen zu den Stoffen, die die Grundwasservorkommen am stärksten belasten. Auf 30 Prozent der Landesfläche liegt die Belastung im Grundwasser bereits über 50 Milligramm Nitrat pro Liter, betonte Friedrich Zapf, Werkleiter der Reckenberg-Gruppe, Gunzenhausen. Aber auch Pflanzenschutzmittel, die zur Ertragssicherung eingesetzt werden, hätten ebenso unerwünschte Folgen wie Rückstände von Medikamenten oder Mikroplastik durch Folien im Landbau.

Brandl stellte klar, dass die Landwirtschaft kein Gegner der kommunalen Wasserversorger ist. Er verwies dabei auf die zahlreichen freiwilligen Vereinbarungen in Wasserschutzgebieten, die ein hervorragendes Miteinander und gutes Auskommen zwischen Bauern und Wasserversorgern sicherstellen. Gleichwohl mache sich die Wasserwirtschaft Sorgen, weil sie selbst wenige Möglichkeiten habe, die Wasserqualität zu beeinflussen. Der Verbandschef rief die EU dazu auf, andere Förderkulissen einzuführen. Die Förderung landwirtschaftlicher Betriebe nur über die Größe und nicht über die Art der Nutzung zu bedienen, sei ein Irrweg.

Ursache für Fluchtbewegungen

Laut einer Studie könnten bereits im Jahr 2030 nur noch 60 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zur lebensnotwendigen Ressource Wasser haben, fuhr Brandl fort. Dies werde zu Fluchtbewegungen führen, weshalb es unumgänglich sei, ganzheitlich ökologisch zu denken.

Wie der Präsident zudem bemerkte, sieht sich die Abwasserentsorgung zwei großen Herausforderungen gegenüber: der Sanierung der Bestandsnetze mit einem kurz- und mittelfristigen Aufwand von 15 Milliarden Euro allein im Freistaat sowie der gesetzlich vorgeschriebenen Phosphorrückgewinnung aus dem Klärschlamm, die Stadtwerke oder kleinere Zweckverbände freilich nicht bewältigen könnten. Diese Aufgabe müsse der Staat übernehmen, forderte Brandl.

Insgesamt ist die Wasserversorgung im Freistaat aus seiner Sicht gut aufgestellt: „Trotz unserer Kleinteiligkeit müssen wir den Vergleich mit anderen Ländern nicht scheuen. Aber wir müssen anpacken. Und Qualität hat ihren Preis.“

„Sei stolz auf das, was aus der Leitung kommt“, ergänzte Gemeindetagsdirektorin Dr. Juliane Thimet. „Das ist ein echter Schatz.“ Bayerns Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger realisierten – meist Abseits der Wahrnehmung der Öffentlichkeit — viele Maßnahmen, um diese wichtige Infrastruktur zu pflegen, zu erhalten und nachhaltig zu modernisieren.

Im Rahmen der Initiative „Schau auf die Rohre“ habe der Freistaat Bayern u. a. gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden und den Fachverbänden der Wasserwirtschaft eine umfangreiche Informationskampagne gestartet, um das Thema noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und den Blick unter die Straße zu ermöglichen. Maßnahmen und Positivbeispiele aus allen Regionen Bayerns würden so vor den Vorhang geholt.

DK

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