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(GZ-18-2016)
Kommunale Praxis
Landesnetzwerk MigraNet:
 
Integration durch Qualifizierung
 

Enge Zusammenarbeit mit den Kommunen

Integration beginnt am Arbeitsplatz. Damit berufliche Integration von Menschen mit Migrationshintergrund gelingt, arbeitet MigraNet - das IQ Landesnetzwerk Bayern eng mit den relevanten Akteuren im Freistaat zusammen. Dazu zählen neben kleinen und mittleren Unternehmen sowie Arbeitsverwaltungsbehörden insbesondere die Kommunen, wie Anne Güller-Frey (MigraNet Transnationale Koordination) im Gespräch mit der Bayerischen GemeindeZeitung erläuterte.

MigraNet besteht seit Juli 2005 und wurde zunächst über die EU mit dem Ziel finanziert,  „gegen Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt tätig zu werden“, so Güller-Frey, „denn Tatsache ist, dass Menschen mit Migrationshintergrund doppelt so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen sind wie die einheimische Bevölkerung“. Innerhalb des Netzwerks entstand bis Ende 2007 eine Vielzahl von Beratungs- und Weiterqualifizierungsmaßnahmen. Seit Januar 2008 wird das Netzwerk unter der Bezeichnung Kompetenzzentrum MigraNet vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Europäischen Sozialfonds für Deutschland als Teil des bundesweiten Netzwerks „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) gefördert. Die Koordination des IQ-Landesnetzwerk Bayern liegt bei Tür an Tür Integrationsprojekte gGmbH mit Sitz in Augsburg.

Modulkoffer

„Zielgruppe in unserem Programm sind erwachsene Menschen ab 25 Jahren mit Migrationshintergrund“, betonte Güller-Frey. Aktuell sei man bayernweit mit 54 Projekten vernetzt und an verschiedenen Standorten vertreten - schwerpunktmäßig in Augsburg, München und Nürnberg. Zu den Partnern von MigraNet zählten unter anderem die Volkshochschulen, Bundesagenturen für Arbeit und Jobcenter, Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern.

Erst kürzlich sei MigraNet mit dem Landratsamt Sonthofen in Kooperation getreten. Gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung werde ein sog. Modulkoffer mit  Handlungsempfehlungen entstehen, wie es der Kommune gelingen kann, Flüchtlinge besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Vielfalt in der Gesellschaft

Ohnehin komme den Städten und Gemeinden in der Einwanderungsgesellschaft eine ganz besondere Verantwortung zu, stellte Güller-Frey fest. Als Arbeitgeber und Produzenten von Dienstleistungen seien sie verpflichtet, mit Vielfalt in der Gesellschaft umzugehen. Die Begleitung von Organisationsprozessen innerhalb der Institutionen sowie die Durchführung von Informationsveranstaltungen und interkulturellen Schulungen, speziell für kommunale Mitarbeiter, zählten zu jenen Aufgaben, mit denen u.a. die Referate für Wirtschaftsförderung und die kommunalen Integrationsbeauftragten betraut seien. Verschiedentlich gebe es bereits Anfragen einzelner Kommunen, Schulungen und Trainings interkultureller Art anzubieten.

„Unsere Erfahrung zeigt, dass Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, nicht über unsere Netzwerke verfügen“, urteilte Güller-Frey. In punkto Jobsuche seien sie weit weniger qualifiziert. Hinzu kämen wichtige Faktoren wie Sprache sowie rechtliche, möglicherweise noch zu klärende Rahmenbedingungen wie Aufenthalt oder Arbeitserlaubnis. „Dies sind oftmals Punkte, die sich in einem sehr langen Prozess abspielen.“   

Apropos Sprache: Für MigraNet ist es wichtig darauf zu achten, dass berufsbezogene Deutschkurse angeboten werden. Hier gebe es noch eine Vielzahl von Handlungsoptionen, meinte Güller-Frey auch mit Blick auf unternehmerisches  Engagement wie der möglichen Finanzierung eines Sprachkurses für fachbezogenes Deutsch.

Alltagsguide als App

An die Zielgruppe Flüchtlinge, aber auch an Kommunen und Ehrenamtliche, richtet sich eine neue mobile App und Informationsplattform namens „Integreat“, die von Tür an Tür und dem Sozialreferat der Stadt Augsburg in Zusammenarbeit mit der TU München entwickelt wurde. Die Software dieses Ende vergangenen Jahres in Augsburg gestartete „Alltagsguides“ steht als Open-Source-Programm jeder Stadt und Gemeinde kostenlos zur Verfügung. Die Handy-Anwendung bietet Informationen in fünf Sprachen.

Orientierung

„Integreat“ baut auf der Erkenntnis auf, dass Menschen sich an einem neuen Ort erst einmal orientieren müssen, bevor sie sich integrieren können. Zwar verfügen etwa 70 % aller flüchtenden Menschen in Augsburg über ein Android Smartphone, jedoch hatte in der Vergangenheit nahezu keiner von ihnen eine mobile Datenflatrate, um auch außerhalb von öffentlichen Hotspots auf Informationen von z.B. Websites zuzugreifen.

Beratungsgespräche

Ein weiterer Vorteil dieses dynamischen Systems: Informationen und Veranstaltungen diverser Augsburger Projekte, Initiativen und Vereine können in einem zentralen System zusammengetragen werden und beispielsweise auch in Beratungsgesprächen gedruckt oder weiterverwendet werden.

Ansprechpartnerin in Augsburg für Informationen zu diesem ganzheitlichen Serviceökosystem ist Julia Hüther (julia.huether@ augsburg.de).

DK

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