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(GZ-5-2021)
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► Jahrespressekonferenz Messe München:

 

Trotz Umsatzeinbruch mit Zuversicht in die Zukunft

 

Eine „Vollbremsung auf der Überholspur“ war aus Sicht von Klaus Dittrich das Jahr 2020 für die Messe München. Wie der Vorsitzende der Messe-Geschäftsführung bei der traditionellen Jahrespressekonferenz mitteilte, mussten insgesamt über 20 Veranstaltungen, darunter viele Weltleitmessen, abgesagt werden. Dennoch blickt die Messe München zuversichtlich in die Zukunft. Innovative digitale Formate und Produkte sollen das bestehende Portfolio erweitern.

Seit dem Frühjahr 2020 hat die Corona-Pandemie das klassische Messegeschäft weltweit so gut wie unmöglich gemacht. Dittrich zufolge betrug die Gesamtausstellerzahl der Messe München im vergangenen Jahr weltweit rund 23.000. Allein in Deutschland konnten von den geplanten 15 Eigenveranstaltungen nur 6 tatsächlich als Präsenzmesse stattfinden.

Die Zahl der Aussteller belief sich dabei auf 7.056 (-6 Prozent zu den Vorveranstaltungen), während 288.023 Besucher zu verzeichnen waren (-11 Prozent zu den Vorveranstaltungen). An den 15 Eigenveranstaltungen im Ausland, die als Präsenzmessen stattfinden konnten, waren knapp 500.000 Besucher und 10.747 Aussteller aktiv. Die 14 digitalen Eigenveranstaltungen, auf denen 583 Aussteller präsent waren, erreichten über 38.000 Unique User.

Umsatz 70 Prozent unter Plan

Mit 94 Millionen Euro liegt der hochgerechnete Umsatz der Messe München GmbH laut Dittrich um 70 Prozent unter Plan (302 Millionen Euro). Dieser Umsatzverlust habe dramatische Auswirkungen auf die Wirtschaft der Region, denn jeder Euro Umsatz der Messe München GmbH erzeuge 10 Euro Kaufkraft bundesweit.

Um den Umsatzeinbrüchen entgegenzuwirken, habe die Messe München nach Angaben ihres Geschäftsführers umgehend ein Effizienzprogramm mit 900 Einzelmaßnahmen aufgesetzt, mit dem eine Senkung der Sachkosten um 30 Prozent erreicht werden konnte.

Aufgrund der anhaltenden Umsatzverluste müssten jetzt auch die Personalkosten gesenkt werden. Für den geplanten Abbau von ca. 170 Stellen werde gerade mit dem Betriebsrat über sozialverträgliche Lösungen verhandelt.

Rekordjahr 2019

Im Rekordjahr 2019 hatte sich die Messe München auf den fünften Platz der Messeveranstalter weltweit vorgearbeitet. Für Klaus Dittrich ist es „Glück im Unglück, dass die Pandemie uns in einer Position der Stärke getroffen hat“.

„Wir haben die guten Jahre genutzt, um unsere Strategie konsequent umzusetzen und unsere Angebote und Fähigkeiten weiterzuentwickeln.“

So habe sich im Corona-Jahr die Internationalisierung der Messe München positiv bemerkbar gemacht und die erfolgreichen Auslandsgesellschaften der Messe München hätten die Liquidität gestützt.

Digitalisierung forciert

Systematisch vorangetrieben habe man in den vergangenen Jahren die Digitalisierung, fuhr Dittrich fort. Deshalb konnten nach der Absage vieler Messen im Jahr 2020 in kürzester Zeit 14 digitale Veranstaltungen aufgesetzt werden, etwa die ISPO ReStart.Days, die Analytica virtual und die IFAT Impact. An diesen digitalen Events haben insgesamt über 38.000 Besucherinnen und Besucher teilgenommen.

Im Rahmen der komplett digitalen IFAT impact Business Summit wurden vielfältige Technologien von Recycling bis Wasser-Management präsentiert, virtuelle 1:1-Gespräche geführt und Wege zu einer echten Kreislaufwirtschaft diskutiert. Die drei Tage des Events waren dicht gepackt mit B2B-Networking und Wissenstransfer für die internationale Umweltbranche.

Fundament des digitalen Summit war das IFAT Ausstellerportal mit mehr als 3.000 gelisteten Unternehmen sowie ihren Produkten und Lösungen. Während des Events fanden 154 Produktpräsentationen statt und mehr als 1.400 1:1-Meetings konnten gebucht werden. Parallel dazu lief ein Konferenzprogramm mit 20 Sessions und rund 70 Speakern.

Einen Großteil davon realisierten die Partner der IFAT sowie die IFAT-Spin-offs aus China, Indien und Afrika. Rund 2.100 Teilnehmer aus 104 Ländern nutzten die verschiedenen Angebote des Summits.

Kein Zurück zu Vor-Corona

Für die Messe München ist klar, dass es kein Zurück zum Geschäftsmodell vor Corona geben wird. Nicht nur die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Effekte der Pandemie werden nachhaltig sein, auch das Messegeschäft werde sich dauerhaft verändern. Deshalb soll die Organisation für die neuen Herausforderungen fit gemacht werden. Konsequente Kundenorientierung, Agilität, Flexibilität und ein noch stärkerer Fokus auf die Digitalisierung sind die Ziele der anstehenden Restrukturierung.

„Die Corona-Krise ist eine Naturkatastrophe – doch gemeinsam werden wir diese Katastrophe überwinden“, zeigte sich Dittrich überzeugt. Das Unternehmen habe rasch reagiert und konsequente Entscheidungen getroffen, weshalb die Chancen gut stünden, noch stärker aus der Pandemie herauszukommen.

Im Zentrum stehe die Weiterentwicklung des bisherigen Geschäftsmodells. „Digitalisierung ist für uns heute keine reine Sache von Spezialisten mehr. Sie muss breit und tief im gesamten Unternehmen verankert werden. Hier sind wir im Markt sicher Vorreiter“, so der Geschäftsführer.

Menschen verbinden

„Unser Geschäftsmodell ist es, Menschen zu verbinden. Wir sehen uns nicht mehr nur als Vermieter von Hallenfläche, sondern als Manager von Plattformen – in physischer Form auf einer Messe oder digital 365 Tage im Jahr. Die Pandemie hat diesen Trend verstärkt“, erläuterte Dittrich.

Jetzt gelte es, digitale Zusatzangebote zu schaffen, die echten Mehrwert für die Kunden stiften.

Neben der Digitalisierung wird sich die Messe München künftig noch stärker auf das Thema Nachhaltigkeit konzentrieren. Ziel der Messe ist es, so Dittrich, klimaneutrale Angebote zu entwickeln – auf der Messe selbst, aber auch bei der An- und Abreise, beim Aufenthalt in München oder bei der Infrastruktur.

DK

 

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