Mit der Allgemeinverfügung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege musste der Betrieb aller Jugendherbergen zum 18. März 2020 vollständig eingestellt werden, um Gäste und Mitarbeiter vor Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen. Damit konnten über Nacht keinerlei Umsätze und Erlöse generiert werden. Die Liquidität der 58 Jugendherbergen in Bayern sank binnen weniger Wochen dramatisch ab und es drohte die Insolvenz des Landesverbands.
Es drohte das Aus
Klaus Umbach, Präsident des Bayerischen Jugendherbergswerks: „Das Szenario der vollständigen Pulverisierung der Jugendherbergsbewegung in Bayern und in ganz Deutschland schien zwischenzeitlich unabwendbar. Eine Katastrophe sowohl für unsere Mitarbeiter*innen als auch für die Bildungsinfrastruktur im Freistaat. Denn die Jugendherbergen sind seit jeher ein essentieller Teil der außerschulischen Jugendbildung. Umso mehr sind wir erleichtert und glücklich, dass durch das pragmatische Zusammenwirken verschiedener Ressorts innerhalb der Bayerischen Staatsregierung das unmittelbar bevorstehende Ende einer fast 100 Jahre bewährten Struktur verhindert werden konnte.“
Das Bayerische Kabinett hatte Mitte April einen Rettungsschirm für gemeinnützige Wirtschaftsbetriebe erarbeitet, unter dem auch der Landesverband Bayern des Jugendherbergswerks Platz gefunden hatte. Die staatlichen Hilfen waren dringend benötigt worden, weil der Verband aufgrund seines Status keine eigenen finanziellen Rücklagen bilden darf. Gemeinnütze Unternehmen sind angehalten, Erlöse unmittelbar wieder in den laufenden Betrieb zu re-investieren.
Dank an Ministerin Trautner
Umbach: „Dass am 30. Mai die ersten Jugendherbergen in Bayern wieder öffnen und Gäste empfangen können, verdanken wir einem abgestimmten und solidarischen Handeln innerhalb der Bayerischen Staatsregierung. Ich darf unseren Dank vor allem an Frau Staatsministerin Carolina Trautner aussprechen, die als zuständige Fachministerin im Bereich Soziales wesentlich dazu beigetragen hat, dass – gemeinsam mit dem Wirtschafts- und Finanzministerium – eine tragfähige Lösung für die Jugendherbergen in Bayern gefunden wurde.
Für uns zeigt sich darin praktisch gelebte Solidarität und die Überzeugung der handelnden Politiker*innen, dass Jugendherbergen unverzichtbare Orte der Begegnung, des Lernens und des demokratischen Zusammenlebens sind. Jugendherbergen sind in der Tat sozial relevant. Herzlichen Dank an alle, die zur Rettung der Jugendherbergen in Bayern beigetragen haben.“
Sonderprogramm Soziales
Der Landesverband Bayern hat am 19. Mai 2020 den Antrag für einen Zuschuss aus dem „Sonderprogramm Soziales“ beim zuständigen „Zentrum Bayern Familie und Soziales“ (ZBFS) gestellt. Die Auszahlung soll nach Prüfung zügig erfolgen und die Zahlungsfähigkeit des Landesverbands Bayern bis Ende 2020 sichern.
Es bleiben massive Herausforderungen
Gleichzeitig stehen die Jugendherbergen weiter vor massiven Herausforderungen: Bis zum Ende des Schuljahrs sind alle Klassenfahrten untersagt. Die Belegung mit Schulklassen in der Zeit nach den Sommerferien ist unsicher. Sport- und Musikgruppen werden aufgrund der weiter geltenden Reisebeschränkungen ebenfalls als Gäste weitgehend ausfallen.
Klaus Umbach: „Wir rechnen damit, dass 2020 und 2021 wirtschaftlich gesehen zwei extrem schwierige Jahre werden, in denen es gilt, die Überlebensfähigkeit unserer Häuser aus eigener Kraft zu sichern. Die Krise ist noch nicht vorüber – ich bin aber verhalten optimistisch, dass der Landesverband diese Herausforderungen meistern kann.“