Eröffnet wurde das Forum von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Letztere verwies auf die hohe Priorität des Themas. Gleichwertige Lebensverhältnisse wirkten Polarisierungstendenzen entgegen und beförderten den Zusammenhalt.
Bürger erwarten moderne Infrastruktur
„Das Staatsoberhaupt hier an unserer Seite zu wissen, ist ein wichtiges Signal“, fuhr Glöckner fort, beträfen die Herausforderungen doch die Mehrheit unserer Bevölkerung. 57 Prozent leben auf dem Land, 90 Prozent der Fläche in Deutschland sind ländlich geprägt. Nach Ansicht der Ministerin erwarten die Bürgerinnen und Bürger zu Recht, „hier nicht abgehängt zu werden, sie erwarten eine moderne Infrastruktur, die Anbindung an schnelles Internet, eine gute Gesundheitsversorgung, attraktive Arbeitsplätze sowie kulturelle und schulische Angebote.
Konkret geht es beispielsweise darum, dass regelmäßig ein Bus fährt, Schulen geöffnet bleiben, man die Möglichkeit hat, vor Ort mal eine Theateraufführung oder Ausstellung zu besuchen.“
Akteure vor Ort vernetzen
Mit Blick auf das Leitmotto ging es um passgenaue Lösungen, nicht um Verteilung mit der Gießkanne. Grundsätzlich gilt es, die Akteure vor Ort zu vernetzen und Perspektiven für alle Generationen zu schaffen.
Im Mittelpunkt des 12. Zukunftsforums Ländliche Entwicklung im City Cube Berlin stand die Zukunft des Landlebens: Politiker, Wissenschaftler, Unternehmer und Praktiker diskutierten hier gemeinsam über Herausforderungen der ländlichen Regionen, über ihr Potenzial als Wirtschafts- und Lebensraum sowie über erfolgreiche Ansätze für den Erhalt der Lebensqualität.
Nach der Eröffnungsveranstaltung griffen 24 Fachforen das breite Themenspektrum der ländlichen Entwicklung auf: Neben der Bedeutung von Bildung, Bürgerbeteiligung und Digitalisierung lag der Fokus u.a. auf sozialen Innovationen für die Zukunft der Regionen.
Kommuniqué für das Leben auf dem Land
Am Rande der Veranstaltung stellte das Aktionsbündnis „Leben auf dem Land“, bestehend aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dem Deutschen Landkreistag (DLT), dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), sein Kommuniqué vor. Grundsätzlich will das Aktionsbündnis darauf hinwirken, dass politisch und gesellschaftlich Bedingungen so gestaltet werden, dass die ländlichen Räume auch in Zukunft prosperieren und ein attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum sind.
So sollte der Ausbau des Glasfasernetzes sowie der Aufbau der 5G-Mobilfunkversorgung in den ländlichen Räumen vorangetrieben werden. Hierzu sei eine Flächendeckung erforderlich. In Bezug auf 5G könne auch eine Auktion mit negativem Veräußerungserlös eine Lösung darstellen, um eine weitere und andauernde digitale Spaltung des Landes zu verhindern.
Mehrwert für ländliche Räume schaffen
Die Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ sollte aus Sicht der Bündnisakteure rasch zu ersten belastbaren Ergebnissen gelangen, um neben den bereits auf anderer Ebene politisch umgesetzten Maßnahmen zugunsten städtischer Ballungszentren wie etwa im Zusammenhang mit der Bezahlbarkeit von Wohnraum nun auch für die ländlichen Räume einen echten Mehrwert zu schaffen.
Hier erwartet das Aktionsbündnis insbesondere Festlegungen zur Weiterentwicklung von Fördermechanismen, zur Dezentralisierung von Verwaltung- und Hochschuleinrichtungen und zur nachhaltigen Finanzierung von Infrastrukturen in der Fläche.
Immer wichtiger werden Verkehrsangebote, die sich dem Mobilitätsverhalten der Bevölkerung flexibel anpassen. Die Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz ist hier ebenso von Bedeutung wie ein moderner ÖPNV, der bedarfsgerechte Lösungen ermöglicht. Auch sollte der Ausbau des Glasfasernetzes sowie der Mobilfunkversorgung auf der Basis von 5G in den ländlichen Räumen gleichberechtigt zum städtischen Bereich vorangetrieben werden.
Die Standortattraktivität der ländlichen Räume sollte seitens der öffentlichen Hand durch Investitionen in flächendeckend funktionsfähige schulische und berufliche Bildungseinrichtungen, Gesundheitsinfrastruktur sowie gute Wohn-, Kultur-, Freizeitangebote unterstützt werden. Von grundlegender Bedeutung sei hierbei eine entsprechende Finanzausstattung der kommunalen Ebene, die durch die Länder sicherzustellen ist.
Initiativen zur Rückwanderung
Um junge Menschen nach absolvierter Ausbildung und Studium zur Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen, sollen entsprechende Initiativen zur „Rückwanderung“ und zur „Zuwanderung“ (z. B. „Welcome-Center“) unterstützt bzw. gegründet werden. Weiterhin brauche es Netzwerke zur Fachkräftesicherung, um Fachkräfte für die ländlichen Räume zu begeistern. Auch die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien zu verbessern. Als ein wichtiger Baustein dazu wird der Ausbau flexibler Kinderbetreuung erachtet - auch in Randzeiten.
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