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(GZ-1/2-2020)
Gastbeiträge

► Plädoyer:

 

Schleichenden Ausstieg aus der Wasserkraft stoppen!

 

Gastbeitrag von Maximilian Faltlhauser, Geschäftsführer HSI HYDRO ENGINEERING GMBH*

Der Ausstieg aus der Kernenergie ist beschlossen. Der Kohleausstieg wird gegenwärtig diskutiert. Worüber jedoch nicht gesprochen wird, ist der schleichende Ausstieg aus der Wasserkraft. Trotz eines breiten programmatischen Bekenntnisses zur Wasserkraft, wird die Wasserkraft im Alltag schrittweise verdrängt und aufgerieben.

Maximilian Faltlhauser.
Maximilian Faltlhauser.

1) Im Zuge von Genehmigungsverfahren entsteht regelmäßig eine Unwucht im Abwägungsprozess. Lokale Umweltschutzaspekte werden – weil deutlich konkreter und anschaulicher – regelmäßig viel stärker gewichtet, als der abstrakte und global wirkende Klimaschutzaspekt. Lokale Behörden sehen sich vor allem in der Verantwortung gegenüber ihrem lokalen Zuständigkeitsbereich und weniger als globaler Schützer des Weltklimas. Somit sticht lokaler Umweltschutz regemäßig den globalen Klimaschutz aus.

2) Hinzu kommt ein zahlenmäßiges Ungleichgewicht. Vor allem Fischereiverbände sind vor Ort zahlenmäßig in der Übermacht. Hierbei entsteht unweigerlich der Eindruck einer wasserkraftkritischen, lokalen, demokratischen Mehrheit vor Ort. Eine nationale stumme Mehrheit von Wasserkraftbefürwortern tritt bei konkreten Projekten nicht in Erscheinung. Auch für die Wasserkraft gilt das Dilemma des Floriansprinzips (Nimby: not-in-my-backyard), wenn es an die Projektumsetzung vor Ort geht.

3) Im EEG sind leicht sinkende Einspeisevergütungen für die kleine Wasserkraft festgeschrieben. Von sinkenden Investitionskosten wie in der Photovoltaik und der Windenergie kann jedoch in der Wasserkraft nicht die Rede sein. Skaleneffekte und Technologieersparnisse greifen bei einer hundert Jahre alten Technologie nicht. Zudem ist fast jede Anlage ein Unikat, das auf die spezifische Wassermenge, die Fallhöhe und die örtlichen und teils historischen Gegebenheiten angepasst werden muss.

Wasserkraft ist material- und personalintensiver Anlagenbau mit entsprechend steigenden Kostenstrukturen. Jedes Jahr werden damit schleichend immer mehr Standorte unwirtschaftlich, obwohl sie über eine extrem hohe nationale Wertschöpfung verfügen.

Stichhaltige Argumente

Im Zuge der Energiewende entsteht eine neue Energiewelt. Es gibt stichhaltige Argumente dafür, dass Wasserkraft ein wichtiger Baustein dieser neuen Energiewelt sein kann und sein sollte:

1. Wasserkraft ist zu 100 % CO2-neutral. Lokalem Umweltschutz wird zunehmend durch technologische Verbesserungen Rechnung getragen und steht im Verhältnis zu anderen erneuerbaren Energieerzeugungstechniken in nichts nach.

2. Wasserkraft ist eine idealtypische Ergänzung zu volatiler Stromerzeugung aus Wind und Sonne und reduziert damit den Bedarf an erneuerbarer Erzeugungs- und Speicherkapazität nachhaltig.

3. Dezentrale Wasserkraft wirkt
sich deutlich stabilisierend auf die Stromnetze aus und reduziert erheblich die Kosten für den Netzausbau und der Netzstabilisierung.

 

*HSI Hydro Engineering GmbH ist ein innovatives deutsches Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Kleinwasserkraftanlagen (Kaplanturbinen) spezialisiert hat.

Wir appellieren an alle politisch Beteiligten in der anstehenden politischen Debatte den schleichenden Ausstieg aus der Wasserkraft zu stoppen und faire und verlässliche Rahmenbedingungen für die Wasserkraft im allgemeinen und der kleinen Wasserkraft im speziellen zu schaffen.

Maximilian Faltlhauser wägt als Energieexperte Ökonomie, Technik und politischen Willen aufeinander ab, um daraus das Machbare herauszukristallisieren. Dabei kann er auf eine bald zwanzigjährige Berufserfahrung zurückgreifen. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der neuen Energiewelt, zu der er wiederholt Artikel veröffentlicht hat. Politisch aktiv ist er beim Wirtschaftsbeirat Bayern im Ausschuss für Energiepolitik.

 

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