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(GZ-21-2022)
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► Sonderdruck - 8. Bayerisches WasserkraftForum in Gersthofen:

 

Multitalent Wasserkraft kann Ökologie, Ökonomie und Sozial

Andrea von Haniel, E-Werke Haniel Haimhausen und Fritz Schweiger, EW-Schweiger

Andrea von Haniel, Geschäftsführerin der E-Werke Haniel Haimhausen, und Fritz Schweiger, Geschäftsführer des EW-Schweiger, sind beide Vertreter der sogenannten kleinen Wasserkraft, die seit vielen Jahren die Naturschutzlobbyisten besonders im Visier haben. Anlass genug, um einmal mehr zu verdeutlichen, was die großen Leistungen der kleinen Wasserkraft sind.

Andrea von Haniel, Fritz Schweiger
Andrea von Haniel, Fritz Schweiger

Am Beispiel des reinen Ökostromanbieters E-Werke Haniel skizzierte von Haniel die Rahmenbedingungen für ein Kleinwasserkraftunternehmen mit vier Stromerzeugungsanlagen und eigenem Stromversorgungsnetz und Vertrieb, also einem vollintegrierten Versorgungsunternehmen mit elf Mitarbeitenden. Seit knapp 130 Jahren liefert der Familienbetrieb ausschließlich Ökoenergie an die Menschen in der Region Haimhausen, nördlich von München. War es ursprünglich nur Wasserkraftstrom (aktuell knapp fünf Millionen Kilowattstunden Jahreserzeugung) so ist das Erzeugungsportfolio mit drei Photovoltaikanlagen und Beteiligungen an Wind- und Solarparks erweitert worden.

Rund 3.000 Kunden werden zuverlässig mit 100 Prozent Ökostrom versorgt. Besonders zufrieden zeigt sich von Haniel, dass alle ihre Wasserkraftanlagen fischdurchgängig und die genutzten Gewässer in einem guten ökologischen Zustand sind. Was die Kleinwasserbetreiber vielleicht den Wasserkraftwerkskonzernen in Sachen Ökologie voraushaben: Sie stammen aus der Region und leben in ihr, so dass sie ihre Anlagen für die Menschen in der Region ökologisch betreiben wollen und nicht, weil es der Gesetzgeber fordert.

Die hohe Akzeptanz vor Ort gibt ihnen Recht. Die Natur stellt eine fantastische Ressource zur Verfügung, so dass mit entsprechend sorgsamem Umgang der Natur auch wieder etwas zurückgegeben werden kann, so von Haniel. Die Erfahrungen zeigen, dass je umständlicher die ökologischen Maßnahmen für Naherholungssuchende zu erreichen sind, umso besser ist es für die Natur und den Artenreichtum. Bei allen Ökomaßnahmen war das konstruktive Miteinander zwischen Behörden und Betrieb ausschlaggebend für die rasche und erfolgreiche Umsetzung, betonte von Haniel.

Fritz Schweiger, der auch 1. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e. V. (VWB) ist, war es in seinem Vortragsteil wichtig zu verdeutlichen, dass gerade auch die kleine Wasserkraft mit ihrer Verwurzelung in der Region einen erheblichen Beitrag zur ökologischen Entwicklung, zum Klimaschutz, zur Stromversorgungssicherheit, zur Energieeffizienz- und Energieeinsparung sowie zur Energiekrisenbewältigung beitragen kann.

Kleinwasserkraftwerke können zumindest für die kritische Infrastruktur wie Rathaus, Feuerwehr, Polizei, medizinische Einrichtungen, Lebensmittelversorgung, Schulen, Bürgerhäuser und Sporthallen in ihrer Funktion als Not-Zentren und Straßenbeleuchtung sowie die Energie-Schaltzentrale, Kommunikationseinrichtungen, Wasserversorgung oder Pumpen den notwendigen Strom bereitstellen, wenn der Rest der Republik im Nullenergiestatus verharrt. Das ist kein Zauberwerk, sondern vorausschauende Planung als Reaktion auf den größten Blackout der Nachkriegsgeschichte im Jahr 2006.

Am Beispiel seines Familienunternehmens verdeutlichte Schweiger, wie essenziell die kleine Wasserkraft in einem Notstromversorgungskonzept für sein regionales Versorgungsgebiet in der Gemeinde Oberding nordöstlich von München wirken kann. Der Vorteil der sieben örtlichen Wasserkraftanlagen an der Dorfen liegt in ihrer Dezentralität. Für den Krisenfall wurde das Stromnetz mit seinen Trafos und Schaltanlagen so konfiguriert, dass die Einrichtungen der kritischen Infrastruktur gezielt mit der nötigen elektrischen Energie aus den entsprechenden Wasserkraftanlagen versorgt werden können.

Die Vorteile der kleinen Wasserkraftwerke liegen auf der Hand. Ihr „Treibstoff“ Wasser für die Turbinen ist praktisch unbegrenzt, so dass mit Hilfe dieser Ressource eine CO2-freie Inselstromversorgung aufgebaut, das Stromversorgungsnetz stabilisiert und eine kontinuierliche zuverlässige Stromeinspeisung gewährleistet werden kann. Als Notnagel steht noch ein Notstromdieselaggregat zur Verfügung, das wenn möglich nicht eingesetzt werden soll.

Schweiger wünscht sich von der Politik, dass sie bei aller Priorisierung des Klima- und Naturschutzes nicht aus den Augen verliert, dass ohne eine sichere und bezahlbare Energie-/Stromversorgung die Energiewende zum Scheitern verurteilt ist. Klimaschutz, CO2-Neutralität, Versorgungssicherheit auch im Krisenfall, Energieeffizienz und Bezahlbarkeit sind eng miteinander verzahnt.

 

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