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(GZ-15-16-2020)
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► Markus Lieberknecht - Innovation im Übertragungsnetz durch TenneT:

 

Wie die Stromversorgung der Zukunft Gestalt annimmt

 

Der in Bayern beheimatete Übertragungsnetzbetreiber TenneT spielt eine zentrale Rolle beim Umbau der elektrischen Energieversorgung. Die letzten Kernkraftwerke gehen bis 2022 vom Netz und der Ausstieg aus der Kohleverstromung ist beschlossen. Dass die Lichter trotz dieses fundamentalen Wandels in der Stromproduktion nicht ausgehen, ist eine der größten Herausforderungen der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts. Inmitten dieses laufenden Prozesses des Umbaus des Energiesystems steht der Bayreuther Netzbetreiber TenneT und zeigt mit innovativen Ansätzen, welches Potenzial der technische Fortschritt für eine seit Jahrzehnten bewährte Technik eröffnet.

Innovative Ansätze für eine bewährteTechnik. Bild: Matthew Henry auf unsplash
Innovative Ansätze für eine bewährteTechnik. Bild: Matthew Henry auf unsplash

Am Anfang steht Oskar von Miller. Mit seinen innovativen Ideen im Bereich der Elektrotechnik und der Stromübertragung setzte er den Grundstein für eine Groß-Stromversorgung Bayerns und war Vorbild für viele weitere Länder. Bis heute kann TenneT 220-kV-Leitungen sicher betreiben, die in den 1920er bis 1940er Jahren gebaut wurden. Im Zuge des Wirtschaftswunders etablierten sich seit den 1960ern dazu die 380-kV-Verbindungen. Die Deutsche Einheit erforderte Ost-West-Verbindungen, um 1995 die beiden deutschen Stromsysteme zu synchronisieren und mit Beginn der 2000er Jahre startete die Energiewende.

TenneT hat aufgrund der Lage seiner Regelzone, die von Schleswig-Holstein bis zur bayerisch-österreichischen Grenze reicht, eine zentrale Rolle im Rahmen der Energiewende. Der Bau neuer Leitungen wie die 2015 fertiggestellte Thüringer Strombrücke und der Ersatzneubau alter Leitungen (z.B. Ostbayernring und Juraleitung) sind wichtige Eckpfeiler, um das bis 2050 gesteckte Ziel, 80 Prozent des Stroms rund um die Uhr aus erneuerbaren Energiequellen zur Verfügung zu stellen, zu erreichen. Hierzu dienen naturgemäß auch die Erdkabel-Gleichstromverbindungen SuedOstLink und SuedLink, über die der küstennah erzeugte Windstrom direkt nach Bayern gelangt. Mit der Verknüpfung des SuedLinks mit dem bereits im Bau befindlichen NordLink schafft TenneT sogar eine Verbindung der norwegischen Wasserkraftwerke zum Freistaat.

Und das Bestandsnetz wird mit innovativen Ansätzen verbessert. Seit 2010 werden Leitungsabschnitte dahingehend optimiert, dass diese bei kühler Witterung bis zu 80 Prozent mehr Übertragungskapazität erreichen. TenneT schaffte mit der Etablierung dieses witterungsabhängigen Freileitungsbetriebs in Deutschland echte Pionierarbeit und hat bis heute knapp 45 Prozent seines Netzes dafür ausgelegt.

Mit dem Projekt „Element Eins“ plant TenneT gemeinsam mit Gasunie Deutschland und Thyssengas den Bau einer 100 Megawatt Power-to-Gas-Pilotanlage. An einem Standort, an dem vor allem Windstrom aus der Nordsee gesammelt wird, soll die Anlage grünen Strom in grünes Gas umwandeln, um so neue Speicherpotenziale für erneuerbaren Strom zu erschließen.

Und auch der Heimspeicher hat Potenzial: gemeinsam mit dem Allgäuer Hersteller für Heimspeicher sonnen zeigt TenneT, dass mit der Blockchain vernetzte, dezentrale Heimspeicher das Stromnetz stabilisieren können. Ein weiterer Weg zum Energiesystem von morgen, den Oskar von Miller in seinen kühnsten Träumen sicher nicht zu träumen wagte.

Markus Lieberknecht

 

Dieser Beitrag ist Teil des Energie-Sonderdrucks mit dem Erscheinungsdatum 30.7.2020, den Sie sich hier downloaden können.

 

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