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(GZ-9-2018) 
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► Rechtzeitig Leitungsnetze sanieren hilft Kosten sparen:

 

  Start der Kampagne „Schau auf die Rohre“ 

Der Freistaat Bayern hat gemeinsam mit dem Bayerischen Gemeindetag, dem Bayerischen Städtetag und den Fachverbänden der Wasserwirtschaft eine Informationskampagne für den Erhalt der Trinkwasser- und Abwassernetze gestartet. Hintergrund: 10 bis 15 Prozent aller Abwasserkanäle und Trinkwasserleitungen in Bayern müssen in den kommenden Jahren saniert oder erneuert werden. Positivbeispiele aus ganz Bayern zeigen, wie aus alten Rohren neue werden.

GZ 09 2018 Rohre

Unser Bild zeigt die Repräsentanten der an der Kampagne ‚Schau auf die Rohre‘ beteiligten Initiativen. Bild: Alexandra Koch 

Rund 215.000 Kilometer öffentliche Kanal- und Trinkwassernetze wurden in den vergangenen Jahrzehnten unter Bayerns Städten und Gemeinden verlegt. Diese Länge entspricht etwa dem fünffachen Erdumfang. Leitungen auf Privatgrund, die nochmals etwa zwei bis drei Mal so lang sind, sind da noch gar nicht mitgerechnet.

Die öffentlichen Leitungsnetze stellen in der Regel das größte Anlagevermögen einer Kommune dar. Über 15.000 Fachkräfte kümmern sich in Bayern um die Wasserversorgung und die Ableitung sowie Behandlung der Abwässer.

Wert und Zustand der Leitungssysteme sind jedoch kaum in der öffentlichen Wahrnehmung präsent. Ein Schlagloch in der Straße oder bröckelnder Putz an der Schulfassade werden vom Bürgerauge sofort kritisch wahrgenommen. Die Leitungen im Untergrund und besonders deren Zustand sind für die Bürgerinnen und Bürger dagegen nicht unmittelbar sichtbar.

Doch wie bei einem Straßenbelag oder einem Auto ist auch die Lebensdauer von Leitungen begrenzt. Rohre haben ein „Ablaufdatum“ und müssen regelmäßig untersucht und in der Regel spä- testens nach 50 bis 80 Jahren – je nach Material und Betriebsbedingungen – erneuert werden. Geschieht das nicht, droht eine Häufung von Schäden und entsprechend steigen die Kosten.

Untersuchungen zufolge müssen 10 bis 15 Prozent der kommunalen Trinkwasser- und Abwassernetze in den kommenden Jahren saniert werden. Dazu kommt ein Sanierungsbedarf im Bereich der privaten Abwasserleitungen – denn ein neuer öffentlicher Kanal nutzt wenig, wenn die damit verbundenen Grundstücksentwässerungsanlagen undicht sind.

Im Rahmen der Informationskampagne „Schau auf die Rohre“ werden der bayerischen Bevölke- rung mittels Broschüren, Videos, Websites und einer Vielzahl von Veranstaltungen die wichtigen Aufgaben rund um den Erhalt des bayerischen Leitungsnetzes vor Augen geführt.

Hightech im Untergrund  

Nach dem Motto „Wussten Sie, dass…“ erfahren die Menschen beispielsweise, dass Roboter im Kanalnetz unterwegs sind, um die Abwasserleitungen auf Schäden zu prüfen oder kleine Reparaturarbeiten durchzuführen. Oder, dass Wasserleitungen „abgehört“ werden, um Lecks zu finden.

Auch bei den technischen Möglichkeiten für die Leitungssanierung hat sich einiges getan. Zahlreiche Verfahren ermöglichen unter bestimmten Voraussetzungen eine „grabenlose“ Sanierung oder Erneuerung des Rohres. Beim „Inliner-Verfahren“ wird beispielsweise im Abwasserbereich ein harzgetränkter Schlauch in den alten Kanal eingezogen und mittels Druck am alten Rohr fixiert. Es entsteht ein neues „Rohr im Rohr“.

Von der Prüfung, über die Wartung, bis zur Sanierung und Erneuerung der Netze gibt es unter www.schaudrauf.bayern.de eine Vielzahl guter Beispiele von Kommunen aus allen Regionen des Freistaats. Beim Online-Wissensquiz können Besucherinnen und Besucher der Website zudem Fragen beantworten und an einem Gewinnspiel teilnehmen. Darüber hinaus finden sich auf der Website zahlreiche Zahlen, Daten und Fakten zum Leitungsnetz, Informationen zu Netzbetreibern sowie Möglichkeiten, Schäden zu minimieren.

Mit dem Wissen über Notwen- digkeit und Aufwand für die Instandhaltung der Trinkwasserund Abwassernetze soll in der Bevölkerung auch das Verständnis für den sinnvollen Einsatz der dafür eingenommenen Gebühren steigen. Und private Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer werden motiviert, sich dem Zustand ihrer Grundstücksentwässerungsanlagen anzunehmen.

Know-how-Schnittstelle für Netzbetreiber und Entscheidungsträger 

Im Zuge der Kampagne wird den Kommunen und Anlagebetreibern vielfältige Unterstützung bei der Instandhaltung der Trinkwasser- und Abwassernetze geboten. In einem eigenen Web-Bereich gibt es Fachinformationen zur Planung und Umsetzung von Prüf- und Baumaßnahmen bis hin zur Kommunikation mit der Bevölkerung. Detailliert ausgearbeitete Praxisbeispiele – von großen Netzbetreibern bis zu kleinen Kommunen – präsentieren unterschiedliche Möglichkeiten und Maßnahmen zur Instandhaltung der Netze und forcieren den Austausch von vorhandenem Wissen und Erfahrungen. Gleichzeitig erhalten die Kommunen Broschüren und Kampagnen-Plakate zur Information ihrer Bürgerinnen und Bürger. Kampagnen-Plakate können auch mit dem Luftbild der jeweiligen Gemeinde versehen werden. Zudem werden Kommunen und Anlagenbetreiber in allen bayerischen Regierungsbezirken zu eigenen Aktionstagen eingeladen.

Um eine unzumutbar hohe finanzielle Belastung aufgrund von Instandhaltungsmaßnahmen abzufedern, hat der Freistaat Bayern im Jahr 2016 – unabhängig von der Kampagne – eine eigene Härtefallförderung mit einem Gesamtfördervolumen von bis zu 70 Millionen Euro pro Jahr eingeführt.

Wie Claus Kumutat, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt erläuterte, „sind die Leitungsnetze der Wasserver- und Abwasserentsorgung oftmals der größte Vermögenswert einer Ge- meinde. Ihre Instandhaltung ist enorm wichtig, damit diese wert- volle kommunale Infrastruktur für die Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft zur Verfügung steht und bezahlbar bleibt.“

bezahlbar bleibt.“ „Als Bayerischer Gemeindetag begrüßen wir die Aktion ‚Schau auf die Rohre‘“, betonte Geschäftsführer Franz Dirnberger. „Schon der Claim sagt aus, dass da alle Kräfte der Gesellschaft gemeinsam aufgefordert sind, auf ein zentrales Element unserer Infrastruktur aufzupassen. Dazu bedarf es vor allem der Anstrengung der Wasserversorger und Abwasserentsorger, sich der zunehmend in die Jahre kommenden Ortsnetze anzunehmen. Diese müssen mit Kameras befahren werden, für diese müssen nicht selten Sanierungskonzepte entwickelt und umgesetzt werden. Dazu bedarf es aber auch eines Bürgers, der vor Augen hat, wie wichtig es ist, die Ortsnetze dicht zu halten und sie für die nächste Generation zukunftsweisend zu dimensionieren. Das kostet richtig viel Geld – und nur ein Bürger, dem anschaulich gemacht werden kann, wie wichtig diese Themen sind, wird bereit sein, diese Maßnahmen über Beiträge und Gebühren auch zu bezahlen.““

VKU-Geschäftsführer Gunnar Braun zufolge „ist es gerade zuhause vor Ort wichtig, dass jeder Bürger und jede Kommune sich bewusst macht, wie wertvoll dieser Schatz unter der Straße und die öffentliche Unterstützung zu ihrer Instandhaltung sind. In täglicher Arbeit sichern die kommunalen Unternehmen diesen Schatz und sind gerne Partner der Kampagne ‚Schaut auf die Rohre‘!“ 

RED

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