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(GZ-3-2018) 
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► Wallenfels:

 

Planer und Stadt wollen Marktplatz „wachküssen“

Bürgerinformation zur Neugestaltung der Wallenfelser Ortsmitte

Offener und lebendiger mit einem Akzent auf Wasser und Tradition, so soll der Wallenfelser Marktplatz nach einem Vorentwurf des Münchner Büros bauchplan aussehen. Die Landschaftsarchitekten präsentierten ihre Planungen für das Schlüsselprojekt der Stadtsanierung bei einer Informationsveranstaltung im Pfarrheim. Die Ideen kamen bei den 50 anwesenden Bürgerinnen und Bürgern gut an und so fiel das Fazit von Moderator Prof. Gerd Aufmkolk entsprechend aus: „Die Richtung stimmt, sie stehen hinter den Planungen.“ 

GZ 03 2018 Buergerinfo

Eifrig diskutiert wurde in Wallenfels über die Pläne zur Neugestaltung des Marktplatzes. Landschaftsarchitekt Tobias Baldauf (kniend) nahm die Anregungen der Besucher auf, die Erster Bürgermeister Jens Korn (vorne links) umgehend ins Modell einarbeitete.RED

Bürgermeister Jens Korn betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung der Bürgerbeteiligung: „Wir werden den Marktplatz auf Jahrzehnte verändern. Das kann nur gelingen, wenn die Planung von der Bevölkerung angenommen wird“, unterstrich Korn. Gerd Aufmkolk meinte mit Blick auf das bisherige Verfahren: „Ohne die vielen Gespräch mit Ihnen bei der Planungswerkstatt im Oktober 2016 würde der Vorentwurf nicht so aussehen, wie er heute präsentiert wird.“

Die Weiterentwicklung des Entwurfs, mit dem das Büro bauchplan den offenen Wettbewerb 2016 gewann, präsentierte Landschaftsarchitekt Tobias Baldauf. Zur besseren Verdeutlichung hatte er ein Modell des Platzes mitgebracht, um das sich die Besucher bereits vor Beginn der Veranstaltung scharten.

„Wir wollen gemeinsam mit Ihnen den Marktplatz wachküssen“, formulierte Baldauf das Ziel seines Teams. Man habe daher die ersten Rückmeldungen aus der Bevölkerung sehr ernst genommen und versucht bei der Weiterentwicklung einzuarbeiten. Es bleibt somit beim Abriss des Gebäudes Marktplatz 6 (ehemals Quelle). Damit werde der Platz geöffnet und die Kirche „ins Dorf geholt“. Der Aufgang in die Frankenwaldstraße soll barrierefrei, also ohne Treppenstufen, möglich sein. Die Grünfläche auf dem Gelände der ehemaligen Stöckersmühle wird zum Spielplatz für Kinder und Aufenthaltsort für Familien umgestaltet. Schaffen wollen die Planer das durch Spielgeräte wie Rutschbahnen entlang der Böschung und Spielmöglichkeiten am Wasser.

Wasser als dominantes Element

Wasser ist überhaupt das dominante Element, „wir wollen den Platz dadurch ein markantes Aussehen verleihen“, erklärte Baldauf. Durch abgestufte Sitzmöglichkeiten soll der Bach erlebbar gemacht werden und zum Verweilen einladen. Ein Wehr mit dem die Wasserhöhe reguliert werden kann, schließt an die Tradition der Flößerei an. Für die Oberflächen ist auf dem gesamten Platz Naturstein vorgesehen. Hier können sich die Architekten von bauchplan vorstellen, heimische Materialien wie Grauwacke oder Basalt zu verwenden.

Da die Bürger in der Planwerkstatt mehr Verweilmöglichkeiten am Platz gefordert hatten, wurde eine Bushaltestelle als Treffpunkt vorgesehen. Die Architekten präsentieren Beispiele von Haltestellen aus Holz in die u.a. auch Bücherschränke integriert werden können. Eher kritisch seien die ersten Rückmeldungen zur Gestaltung des Hauses Marktplatz 4 (Becker-Haus), so Baldauf. Insbesondere die Holzverschalung war umstritten. Deshalb haben sich die Architekten des Büros SRAP, Nürnberg, die eine Wettbewerbsgemeinschaft mit bauchplan bildeten, weitere Gedanken zur Gestaltung gemacht. Dabei soll Holz in der Fassadengestaltung weiterhin eine Rolle spielen. Denkbar sind aus der Sicht des Nürnberger Büros Schiebeläden aus Holz oder eine patinierte Verblendung.

Auch während der Veranstaltung war das Haus Marktplatz 4 Diskussionsthema. Beim Äußeren gingen die Meinungen auseinander. Das Spektrum reichte von „Bitte keine ‚Schopfn‘ am Marktplatz bis hin zu „mir gefällt die moderne Holzfassade ausgesprochen gut!“. Im Gegensatz dazu wurde die Einrichtung von zwei kleinen Mietwohnungen von mehreren Teilnehmern begrüßt. Im Erdgeschoss kann sich der evangelische Pfarrer Andreas Krauter ein Bürgercafé vorstellen. Ein Teilnehmer sprach sich für eine Kombination mit der Touristinformation aus. Integriert werden soll auch eine öffentliche Toilette, für die sich Sabrina Lutz und Reinhard Stumpf aussprachen.

Sorgen machten sich einige Teilnehmer über die Verkehrssituation. Stadträtin Tina Müller-Gei sprach sich für eine deutlichere Abgrenzung des Aufenthaltsbereichs am Wasser vom Straßenverkehr aus. Sie regte an, den Schwerlastverkehr aus der Ortsmitte herauszuhalten und jeweils über die Ortseinfahrten im Osten und Westen zu lenken. Die Zweifel eines Anliegers, ob Pflaster den Belastungen des Verkehrs standhält, konnte Tobias Baldauf zerstreuen: „Wir haben in Böblingen mit Natursteinpflaster gearbeitet. Dort fließt der Werksverkehr von Daimler, der Belag hält das aus.“

Die positive Grundstimmung unter den Teilnehmern brachte ein Teilnehmer zum Ausdruck: „Auch wenn man über die Fassadengestaltung am Becker-Haus diskutieren kann, die Pläne gefallen mir insgesamt.“

Die Planer nahmen aus der Veranstaltung mehrere Hausaufgaben mit nach München. So baten einige Wortmeldungen darum, neben den Stufen am Wasser auch gezielt Sitzmöglichkeiten für Senioren zu schaffen. Ein Anlieger schlug vor, das Wehr so zu platzieren, dass nicht nur der Mühlgraben, sondern auch der Altarm der Wilden Rodach aufgestaut werden kann. Stadtrat Bernd Stöcker wünschte sich mehr Holz bei der Platzgestaltzung. Hier kann sich Tobias Baldauf vorstellen, die Sitzstufen am Wasser mit einer Holzlattung zu versehen. Im Spielbereich fände ein junger Familienvater ein Floß für die Kinder gut.

„Das war nicht die letzte Möglichkeit zur Mitsprache“, versicherte Prof. Aufmkolk am Ende der Diskussion. Im Laufe der weiteren Planungen böten sich auf jeden Fall noch drei weitere Gelegenheiten zur Bürgerbeteiligung. Nach dem Zeitplan von Stadt und Landschaftsarchitekten soll 2018 zur Planung genutzt werden und die Realisierung ab 2019 beginnen. Bürgermeister Jens Korn entgegnete am Schluss Skeptikern: „Die Finanzierung wird sicherlich schwierig für uns. Wenn wir aber wissen, was unser Ziel ist, dann finden wir auch einen Weg dorthin.“

RED

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